Wo der Gaul zum Deifel isch

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Wir stimmen uns auf Weihnachten ein – mit einem Kindergöschle von Margrit Mischok aus Mühlacker: „Unser kleiner Sohn saß einmal in der Vorweihnachtszeit im Sandkasten und spielte. Da kam eine Dame, Frau Münzmay, vorbei und sagte zu ihm: ,Ja Axel, was schaff’sch denn du no?!‘ Da erwiderte er freudestrahlend: ,I han jetzt gar nix me zom Schaffa. I muaß bloß no warda bis ’s Chrischtkendle kommt.‘ Wenn wir zwei Frauen uns später trafen, lachten wir und sagten: ,So, hemmer heit au nix me zom Schaffa.‘“

Und gleich noch ein vorweihnachtliches Kindergöschle – von Helga Rang aus Backnang: „Eine Kundin erzählte mir einmal, ihr Michael (1. Schuljahr) sei nach Hause gekommen und habe ihr ganz aufgeregt erzählt: ,Heute haben wir ein Lied gesungen ,Wo der Gaul zum Deifel isch‘. Gemeint war: ‚Es ist ein Ros’ ent- sprungen‘.“

Marianne Nüssle erinnert sich: „Als schwäbisches Mädchen hatte man es schon schwer, wie folgendes Erlebnis zeigt: Wo i mit 16 Johr wiedr amol a Beddwesch zo Weihnächta kriagt hon ,fiar d’Ausschdeier‘, no hon i agfanga zom Heila ond hon gschria: ,I will koi Beddwesch mai! D’Briadr kriaget laudr tolle Gschenk ond i ällaweil bloß dia bled Beddwesch!‘“

„Als ich kürzlich beim Glühweinausschenken half, forderte ich meine Kunden auf, den Glühweinkessel zu ,gäga‘, um den zur Neige gehenden Glühwein besser aus dem Kessel zu bekommen“, schreibt eine Leserin. „Dabei stellte sich heraus, dass keiner das Wort kannte – obwohl sich alle Schwaben nannten. Mit ,gäga‘ ist kippen gemeint, aber: woher kommt dieses Wort?“

Utz Baitinger aus Stuttgart-Botnang schildert uns dieses Erlebnis: „Vergangenes Jahr wollte ich einem Freund vor Weihnachten zehn Euro zurückgeben, die ich ihm schuldete. In der Hektik fiel mir nichts Besseres ein, als den Geldschein in einen adressierten Umschlag zu stecken, fand aber keine Briefmarke. So reiste der Brief mit dem Geldschein zunächst mit mir mit. Am Weihnachtstag ging ich durch die leere Kleinstadt, bis ich eine junge Frau in einem alten Kiosk traf. Ich gab ihr das Porto, und sie sagte: ,I bäpp Ihne die Briefmark no druf.‘ Da fiel ihr auf, dass der Umschlag offen war und sie sagte: ,I bäpp Ihne den Omschlag no zua.‘ Beim Weggehen fragte ich mich, ob ich nicht zu vertrauensselig war, doch beschloss ich, dass ich mich auf sie verlassen kann. Ond guck: der Zehner kam tatsächlich an.“

Aus Frickenhausen schreibt Gisela Schmid: „Schon meine Mama (Jahrgang 1923) stand jedes Jahr an Weihnachten vor dem Backofen und stellte die große Frage ,Griaged meine Vanillebredla Fiaßla?‘ Wenn ja – große Freude –, wenn nein, durften wir gleich anfangen zu essen.“ Übrigens: über die Zubereitung von Anisbrot berichten wir nächste Woche; wir haben dazu viele Zuschriften erhalten. Danke!

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Sissi Pfrommer aus Böblingen: „Sogar dr Schwob gibt gern mit ‚warme Händ‘! Worom? Weil’r woiß: ,Mai Sarg hot koane Regaal.‘“ (jan)