Wo die Kleinen groß rauskommen

Im städtischen Ferienprogramm laufen die Angebote für Kinder gut – Resonanz bei Jugendlichen bleibt schwach – Viele Anbieter hängen sich rein

Mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Aktivitäten ist das städtische Sommerferienprogramm an den Start gegangen. Unter dem Motto „Ferienspaß 2018“ gibt es Ausflüge genauso wie Besichtigungen und Schnupperkurse. Es kann gebastelt, gemalt, getanzt, gespielt und ausprobiert werden. Besonders gut laufen Angebote für Kinder. Jugendliche hingegen fahren weniger auf die Programme ab.

Wo die Kleinen groß rauskommen

Einer von mehreren Dutzend Programmpunkten im Backnanger Ferienprogramm: Kinder besuchen die Polizeiwache und bekommen Einblick in den Alltag der Beamten, die für Sicherheit und geregelte Verhältnisse sorgen. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

BACKNANG. Jahr für Jahr beteiligen sich Vereine mit ihren ehrenamtlichen Kräften, aber auch Institutionen und Firmen am Ferienprogramm. Das städtische Jugendreferat sammelt die Programmvorschläge der einzelnen Anbieter und gibt ein Heft mit den Angeboten heraus, das über die Schulen verteilt wird. Da laden dann die Hundefreunde zu einem Nachmittag auf ihrer Anlage ein, um Wissenswertes über die Vierbeiner zu vermitteln. Der Pferdesportverein bringt Kindern den Umgang mit einem Pferd nahe, und der Sportverein in Maubach wartet mit einem vielseitigen Spieleparcours auf. Tesat-Spacecom bietet an, einen Raumfahreranzug mit Raketenantrieb zu basteln, und die Ballettschule öffnet für ein Schnuppertraining ihre Türen.

Das Programm für die Kinder „läuft eigentlich ganz gut“, weiß Gábor Havasi, der Jugendreferent der Stadt Backnang, der sich seit mittlerweile zehn Jahren um das Paket kümmert. Er untertreibt dabei ein wenig, denn etliche Punkte sind immer ganz schnell ausgebucht. Dazu zählt in der Regel alles, was mit Tieren zu tun hat. Aber klar, da sind dann sowieso auch die Teilnehmerzahlen vonseiten der Veranstalter begrenzt. Gehen mehr Anmeldungen ein, als Plätze zur Verfügung stehen, muss das Los darüber entscheiden, welches Kind zum Zug kommt, erläutert der gelernte Erzieher und Sozialpädagoge die Regeln. Teilweise laufen die Anmeldungen aber auch über die Veranstalter direkt, dann bleibt das Jugendreferat außen vor.

Ein Hit ist immer wieder die Sternführung, zu der die Backnanger Sterngucker in den Plattenwald einladen. Maximal 60 Kinder können an der abendlichen Aktion teilnehmen, und auch in diesem Jahr waren davon wieder 50 Plätze ratzfatz belegt. Gut nachgefragt werden zudem eher unscheinbare Angebote wie das Nistkastenbauen, mit dem der Siedlerverein Sachsenweiler vertreten ist. Viele weitere Programmpunkte stehen auf der Liste: Die Stadtbücherei hängt sich mit rein, das Jugendhaus, der Aktivspielplatz, das Technikforum und, und, und. Die Gesamtzahl ist laut Havasi mit annähernd 50 Angeboten seit Jahren ziemlich konstant, und es sind größtenteils auch immer wieder dieselben Veranstalter, die sich einbringen. Manchmal fällt zwar einer weg, dafür stößt dann ein anderer neu hinzu.

Dank der großen Vielfalt war es auch möglich, zwei Angebotspakete zu schnüren: Das eine richtet sich an Kinder unter zwölf Jahren, wobei manche Programmpunkte auch schon für vierjährige Knirpse geeignet sind, das andere an Jugendliche ab zwölf Jahren – eine Aufteilung, die auch einem Wunsch entspricht, der vor einigen Jahren bei einer Zukunftswerkstatt geäußert wurde. Da kam die Anregung, für Jugendliche in Backnang ein eigenes Programm mit passenden Angeboten zu stricken.

Die Resonanz auf die beiden Pakete ist jedoch unterschiedlich. Während die Angebote für die Jüngeren gut laufen, und das schon seit vielen Jahren, lassen die Anmeldezahlen bei den Älteren zu wünschen übrig, und das ebenfalls schon seit Jahren. Woran das liegt? Für Havasi ist das nicht so leicht erklärbar: „Schwierig.“ An den Angeboten an sich, vom Schnuppertauchen über einen Tag auf dem Flugplatz bis zum Blick hinter die Kinokulissen im Universum, kann es seiner Meinung nach nicht liegen. Programmpunkte, die eher Jungs ansprechen, sind genauso gelistet wie Sachen, für die sich Mädchen interessieren. „Wir sehen zu, dass Angebote für beide Geschlechter mit dabei sind“, versichert er.

Trotzdem bleibt der Zuspruch hinter den Erwartungen zurück. Havasi hat auch schon überlegt, ob vielleicht die Programmhefte bei den Jugendlichen nicht ankommen oder nicht recht wahrgenommen werden – gerade zum Schuljahresende hin gibt es ja so viele andere Dinge, die wichtig sind: Noten, Zeugnisse, Versetzung. Oder ist die Zielgruppe anderweitig beschäftigt, wenn etwa das Wetter gut ist und das Freibad lockt oder wenn man lieber zusammen mit Freunden abhängt, am Computer spielt oder daddelt? Aber auch der Versuch, die Adressaten übers Internet und über soziale Netzwerke zu erreichen, hat den erhofften Erfolg nicht gebracht.

So hat Havasi bislang keine eindeutige Erklärung für die geringe Resonanz gefunden. Sicher ist für ihn aber, dass das Jugendreferat nicht auf Dauer sinnlose Sachen anbieten kann. Deshalb wird überlegt, die Ferienangebote für Jugendliche als eigenes Programmpaket aufzugeben. Was aber, wie der 45-Jährige versichert, nicht bedeutet, dass Jugendliche künftig keine Anregungen mehr für die Feriengestaltung erhalten sollen. Sie würden dann – wenn es so kommt – ihre jugendspezifischen Programmpunkte im selben Heft finden wie die Jüngeren.

Dickes Lob für Vereine,
Firmen und Institutionen

Die bisherige Vielfalt werde darunter nicht leiden, ist Havasi überzeugt. Dass es so ein buntes Programm gibt, sei sowieso das Verdienst der einzelnen Veranstalter. „Das ist ganz toll“, spricht er den Vereinen, Firmen und Institutionen ein dickes Lob aus – und setzt noch eins drauf: Wenn das Jugendreferat allein das Ferienprogramm auf die Beine stellen müsste, gäbe es mit Sicherheit nicht diese große Bandbreite an Aktivitäten.

Wo die Kleinen groß rauskommen

Gábor Havasi