Heutensbacher Haus ist besonders schwalbenfreundlich

Nach zwei Jahrzehnten Wartezeit brüten bei Ehepaar Brünle in Heutensbach nun gleich drei Mehlschwalbenpaare. Jetzt wurden sie mit der Nabu-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet.

Heutensbacher Haus ist besonders schwalbenfreundlich

Anja McGrath (rechts) vom Nabu Backnang überreicht Elke Brünle Urkunde und Plakette für ihren langjährigen Einsatz für die Schwalben.

Von Uta Rohrmann

Allmersbach im Tal. Manchmal zahlt sich geduldiges Warten aus. Dass bei Elke und Siegfried Brünle in Allmersbach-Heutensbach derzeit drei Schwalbenpaare nisten, ist eine Geschichte, die vor rund 20 Jahren begonnen hat. Damals reagierte Elke Brünle auf einen Aufruf im Mitteilungsblatt, den Ort mithilfe von Kunstnestern schwalbenfreundlich zu gestalten. Sie besorgte sich vier Exemplare bei einer Schorndorfer Firma, die auf Nisthilfen spezialisiert ist, und ließ sich von dem damals zuständigen Nabu-Experten Rolf Pfaff über deren Anbringung beraten.

Jeweils zwei Schwalbenfertighäuser direkt nebeneinander und in angemessener Höhe zum Schutz vor Fressfeinden wurden an der Westfassade des Hauses angebracht – die Südseite wäre wegen zu starker Sonneneinstrahlung ungeeignet. Allerdings machte der Nabu-Beauftragte Familie Brünle auch darauf aufmerksam, dass der Standort nicht ganz optimal sei, da die Häuser in der Nachbarschaft relativ eng zusammenstehen, Mehlschwalben aber luftige Anflugmöglichkeiten schätzen. Flexiblere Flugkünstler seien die Kolleginnen und Kollegen Rauchschwalben, die in großen Verbänden auch in Allmersbacher Ställen Heimat gefunden hätten, weiß Elke Brünle.

Die Hoffnung war also da und die Enttäuschung andererseits auch nicht riesengroß – aus besagtem Grund und auch, weil Kunstnester nicht unbedingt sofort angenommen werden, wie beim Nabu zu erfahren ist. Um so größer war die Freude, als im vergangenen Jahr tatsächlich ein Schwalbenpaar in einem der vier Fertighäuser an Brünles Fassade seinen Nachwuchs großzog. Allerdings fragte sich die Vogelfreundin auch, ob dies ein Anzeichen dafür sei, dass der Druck auf die Tiere, einen geeigneten Nistplatz zu finden, stärker geworden sei, sodass diese sich jetzt auch mit weniger geeigneten Stellen zufriedengeben würden.

Doch es muss sich herumgesprochen haben unter diesen geselligen Tieren, dass bei Brünles eine neue Heimat zu finden und Heutensbach ein guter Ort zum Aufwachsen für kommende Generationen ist. Denn in den Tagen Ende April bis Anfang Mai beobachtete Elke Brünle mehrere Schwalbenpaare, die Interesse an den Kunstnestern bekundeten – es sei durchaus Konkurrenz da gewesen. „Am ersten Wochenende im Mai waren dann drei Nester belegt.“ Jetzt wird gebrütet, vielleicht sind auch schon einige oder sogar alle geschlüpft – wer weiß das schon? „Dadurch, dass man nicht reinsieht, ist es immer so ein bissle eine Wundertüte“, bemerkt Brünle. „Irgendwann sind dann zwei, drei Köpfle oben und schließlich hört man die Jungtiere auch“, freut sich die Heutensbacherin.

In der Hochphase der Fütterung könne man fast die Uhr danach stellen, dass die erwachsenen Tiere mit einem Insekt angeflogen kämen – so alle fünf Minuten. „Es sind rastlose, sehr aktive Eltern.“ Und kaum ist die erste Kinderschar flügge, folgt im Juli auch schon die zweite Brut und im August noch eine dritte. Und schon stehen die Zeichen wieder auf Aufbruch Richtung Afrika.

Um die Auszeichnung kann man sich online bewerben

An diesem Wochenende hat Anja McGrath, Erste Vorsitzende des Naturschutzbunds in Backnang, die Brünles für ihr schwalbenfreundliches Haus ausgezeichnet und ihnen eine Plakette und eine Urkunde überreicht. „Für mich ist das eine Gelegenheit auf das Thema hinzuweisen mit meinen bescheidenen Mitteln“, sagt Elke Brünle. „Um die Auszeichnung kann man sich ganz einfach auf der Nabu-Website bewerben oder auch jemand anderen dafür vorschlagen“, erklärt Anja McGrath. „Das ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz und bringt einem selbst Freude. Gebäudebrütern wird es heute schwer gemacht, beispielsweise durch Neubauten und dadurch, dass viele den Anspruch haben, dass Haus und Garten immer sauber und aufgeräumt sein sollten.“

Dabei hält sich das mit dem Dreck durchaus in Grenzen. Ein Kotbrettchen unterhalb der Nester fängt den Großteil der Hinterlassenschaften auf. Und wenn im Herbst dann alles wieder still ist, säubert Elke Brünle das Brett mit einem Spachtel und hat so zusätzlichen Gartendünger zur Verfügung.

Ach ja, was ist mit dem vierten Nest? Direkt neben dem Regenrohr ist das wohl nicht so günstig platziert, vermutet die Hausherrin. Das möchte sie ändern – und vielleicht weitere Nester anbringen, um noch mehr Schwalben eine Heimat zu geben. „Ich liebe Vögel, nicht nur im Garten. Das ist echt eine Bereicherung!“, ist Elke Brünle überzeugt.