Folgen für Urlauber

Wo sind die Waldbrände auf Kreta und in der Türkei?

Mitten in der Sommerferienzeit brechen in der Türkei und auf Kreta Waldbrände aus. Welche Region betroffen ist und wie Urlauber das einschätzen sollten.

Wo sind die Waldbrände auf Kreta und in der Türkei?

Auch mit Hubschraubern kämpfen die Einsatzkräfte gegen die Flammen.

Von Markus Brauer

Im Westen der Türkei und in Griechenland wüten verheerende Waldbrände. In der westtürkischen Provinz Izmir hat es bisher zwei Tote in der Nähe der Stadt Ödemis rund 100 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Izmir gegeben – neben einem 80-jährigen bettlägrigen Mann starb laut Regierungsangaben ein Waldarbeiter.

Auf der größten griechischen Insel Kreta erließen die Behörden nach Angaben des örtlichen Hotelverbands eine Evakuierungsanordnung für 5000 Menschen. In der Nähe von Athen brach ein weiteres Feuer aus.

So ist die Lage in der Türkei

In der Umgebung von Ödemis waren drei Dörfer evakuiert worden. Dort war in der Nacht zu Donnerstag einer von zwei in Izmir wütenden Brände ausgebrochen.

Der zweite Brand wütete nahe dem 80 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt gelegenen Cesme. Dort wurden drei weitere Ortschaften evakuiert. In Cesme selbst wurden einem Bericht des türkischen Senders NTV zufolge mehrere Gebäude sowie Strom- und Telefonkabel beschädigt. Aus der Gegend mit vielen Bauernhöfen wurden demnach zahlreiche Tiere evakuiert.

Starke Winde erschweren Löscharbeiten

Das größte Problem bei den Löscharbeiten sei der mit einer Geschwindigkeit von bis zu 85 Kilometern pro Stunde wehende Wind, sagte der Gouverneur von Izmir, Süleyman Elban. „Dadurch breitet sich das Feuer schnell aus“, fügte er hinzu.

Seit vergangener Woche Freitag hatte es landesweit Berichte über hunderte, durch starke Winde angefachte Feuer gegeben. Am Montag waren nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde mehr als 50.000 Menschen, mehrheitlich aus der Region Izmir, evakuiert worden.

In der Türkei sind seit Jahresbeginn bislang nach Daten des Waldbrand-Informationssystems Effis rund 90 Vegetationsbrände ausgebrochen, mehr als 35.000 Hektar Land waren betroffen. Wie der Meteorologe Ismail Kücük erklärt, wurden 90 Prozent der Brände von Menschen verursacht.

Evakuierungen auf Kreta

Auf der griechischen Insel Kreta waren Hotelverbandschef Giorgos Tzarakis zufolge neben 3000 Urlaubern auch 2000 Anwohner von der Evakuierungsanordnung für Gebiete nahe dem Urlaubsort Ierapetra betroffen. Es handle sich um eine „Vorsichtsmaßnahme“.

Zuvor hatte der stellvertretende Präfekt Giannis Androulakis gegenüber dem griechischen Fernsehsender Mega von Evakuierungen aus „zahlreichen Hotels“ gesprochen, die Betroffenen seien in eine Sporthalle in Ierapetra gebracht worden.

Androulakis zufolge wüteten die Brände an „drei aktiven Fronten“, die Flammen breiteten sich „ziemlich schnell“ aus. Etwa 270 Feuerwehrleute, zehn Hubschrauber sowie Drohnen seien in der Nähe der Stadt Ierapetra im Einsatz, so Feuerwehr-Sprecher Vasilios Vathrakogiannis.

Feuerwalze bei Athen

Am Donnerstag brach zudem ein weiteres Feuer in der Nähe der bei Athen gelegenen Hafenstadt Rafina aus. Laut Feuerwehrsprecher Vassilos Vathrakoyannis wurden rund 300 Menschen evakuiert, 51 weitere mussten gerettet werden. Demnach waren 170 Feuerwehrleute mit 48 Fahrzeugen, 17 Flugzeugen und sieben Hubschraubern im Einsatz.

Zwischenzeitig musste die größte Straße in Richtung Athen gesperrt werden. Der Rauch war im Laufe des Tages bis in die Nähe des Athener Flughafens gelangt. Da für die kommenden Tagen hohe Temperaturen und starke Winde vorhergesagt sind, warnt Vathrakoyannis vor schwierigen Bedingungen.

Waldbrände sind im Sommer in Griechenland häufig, sie werden durch starken Wind, Trockenheit und hohe Temperaturen verstärkt. Bislang blieb das Land von der Hitzewelle verschont, die Teile Europas – insbesondere Spanien, Portugal, Italien und Frankreich – in den vergangenen Tagen im Griff hatte und auch in Deutschland zu spüren war. Am Wochenende werden aber Temperaturen von bis zu 43 Grad in einigen Regionen erwartet.

Waldbrand auf Kreta: Welche Region ist betroffen?

Der Südosten der Insel ist weniger touristisch entwickelt als die Nordküste von Agios Nikolaos über die Hauptstadt Heraklion bis Chania. In der Region, in der der Brand ausgebrochen sind, gibt es vor allem kleinere Pensionen und Ferienwohnungen.

Was sagt das Auswärtige Amt?

Explizite Hinweise zu der Situation auf Kreta gibt das Ministerium nicht. Die Waldbrandgefahr in Teilen Griechenlands ist aber hoch, wie das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen schreibt. Auf Kreta gilt laut der Risikokarte des Zivilschutzministeriums aktuell inselweit die zweithöchste Warnstufe – ebenso rund um Athen und auf Teilen des Peloponnes.

Vor allem in den Sommermonaten komme es aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen zu zahlreichen Busch- und Waldbränden. Dann muss man immer damit rechnen, dass die Infrastruktur in Tourismusgebieten beeinträchtigt werde, so das Auswärtige Amt. Wie nun auf Kreta. 2023 hatten Waldbrände auf der Insel Rhodos für Schlagzeilen gesorgt: Damals mussten auch viele deutsche Urlauber in Sicherheit gebracht werden.

Was sollten Reisende in so einem Fall tun?

Vor der Reise: Bei Pauschalreisen mit dem Veranstalter oder im Fall von Individualreisen mit den Unterkünften vor Ort in Kontakt bleiben. Sollten sich Risiken abzeichnen, sollte man schauen, ob Umbuchungen oder Stornierungen möglich sind.

Während der Reise: Informiert bleiben, über Medien und Apps regionaler Behörden. In Griechenland beispielsweise wird, wie in Deutschland, zudem der Mobilfunkdienst Cell Broadcast genutzt, um Warnnachrichten direkt auf Smartphones zu schicken. Auch Reiseveranstalter betreuen ihre Pauschalurlauber vor Ort in Krisensituationen engmaschig.

Was gilt reiserechtlich?

Es brennt in der Urlaubsregion und man möchte die geplante Reise nicht antreten: Das ist verständlich. Bieten Veranstalter in so einem Fall nicht von selbst Umbuchungen oder Stornierungen an, können Pauschalurlauber aber nur kostenfrei stornieren, wenn an ihrem Urlaubsort oder in unmittelbarer Nähe „unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände“ auftreten, welche die Durchführung der Pauschalreise oder die Beförderung dorthin erheblich beeinträchtigen, erklärt der Reiserechtler Paul Degott.

Konkretes Beispiel: Dort, wo das Hotel steht, gibt es große Zerstörungen. Reisende müssen dies im Streitfall beweisen können, so Degott, und sollten aus dem Grund die Informationen aus den Medien und etwa auch vom Auswärtigen Amt sorgfältig zusammentragen.

Steht die Reise erst in einigen Wochen an, sollten Urlauber sie nicht voreilig abblasen. Vielleicht normalisiert sich die Lage vor Ort bis dahin wieder. Angst und Sorge allein sind nämlich keine Gründe für eine kostenfreie Stornierung.

Was ist der Unterschied für Individual- und Pauschalreisende?

Individualreisende, die nicht über einen Veranstalter ein Reisepaket gebucht haben, müssen sich direkt mit dem Hotel oder der Mietunterkunft austauschen. Sind sie schon dort und ihr Urlaubsort wird von Waldbränden bedroht, müssen sie sich selbst um Dinge wie Ersatzunterkunft oder Rückflüge kümmern.

Anderes gilt bei Pauschalreisen: Hier ist der Veranstalter in der Pflicht, das für die Urlauber zu organisieren – und auch die Kosten dafür zu tragen.

Endet der Urlaub deshalb frühzeitig, muss gegebenenfalls auch der Reisepreis anteilig zurückgezahlt werden. Reisepreisminderungen sind auch dann denkbar, wenn der Urlaub durch die Auswirkungen eines Waldbrands erheblich gestört wird - etwa durch Qualm oder einen Ascheregen, oder wenn im Rahmen der Pauschalreise geplante Ausflüge ausfallen.

Wo sind die Waldbrände auf Kreta und in der Türkei?

Auf der größten griechischen Insel Kreta haben die Behörden eine Evakuierungsanordnung für 5000 Menschen angeordnet.