Wohnraum für Arbeiter und Vertriebene

Vom Güterbahnhof zum Galgenberg (2): Einblicke in das Archiv des Backnangers Peter Wolf mit historischen Fotos

Wohnraum für Arbeiter und Vertriebene

Lager des Reichsarbeitsdiensts auf der Maubacher Höhe. Dort kamen nach dem Zweiten Weltkrieg Heimatvertriebene unter. Im Hintergrund rechts ist die Stadthalle zu sehen. Repro: P. Wolf

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind Heimatvertriebene in Baracken auf der Maubacher Höhe in Backnang notdürftig untergebracht worden. Peter Wolf hat bei seiner Recherche in Sachen historische Backnang-Fotos für seine Backnanger Zeitspiegel-Reihe in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Kunstverein diese Aufnahme entdeckt. Bereits im August 1933 war auf der Maubacher Höhe ein Lager des Reichsarbeitsdiensts eingerichtet worden. Dieser war nach den Worten von Peter Wolf unter anderem 1934/35 bei der Murrkorrektion in der Oberen Walke und beim Straßenbau in Sachsenweiler eingesetzt. Über der Pforte steht „Reichsarbeitsdienst – Kommando-Abteilung Backnang“. Wolf: „Heute stehen dort das Max-Born-Gymnasium und die Max-Eyth-Realschule.“

Laut Backnanger Stadtlexikon kamen zum Ende des Zweiten Weltkriegs Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten sowie aus anderen Teilen Südost- und Osteuropas in den Raum Backnang. „Eine im August 1946 von der amerikanischen Militärregierung festgelegte Quote bedeutete für den Landkreis Backnang eine Aufnahme von 14200 Flüchtlingen, die bereits im November fast erreicht war. In Backnang selbst wurden die Menschen erst einmal im Durchgangslager in den Lederwerken Backnang versorgt, in dem jede Woche etwa 300 Menschen ankamen. Außerdem wurden Flüchtlinge im vormaligen Lager des Reichsarbeitsdiensts auf der Maubacher Höhe, der Präparandenanstalt in der Gerberstraße 27/29, im Saal der Gaststätte ,Limpurg‘ und in den Baracken an der Bleichwiese notdürftig untergebracht. Das ehemalige Seminar diente zunächst zur Unterbringung sogenannter Displaced Persons. Außerdem wurden Familien bei Privatleuten einquartiert, was diese oft nur widerwillig geschehen ließen.“ Die Unterbringung, Versorgung und Weiterführung koordinierte nach den Ausführungen in dem Lexikon ein sogenannter Flüchtlingskommissar. „Bis August 1946 wurden in der Stadt 2300 Menschen untergebracht. Bis April 1947 stieg die Zahl auf fast 4000 Menschen an. Im Juni 1947 wurden die Lederwerke und die Maubacher Höhe mit deutschen Mennoniten (kirchliche und religiöse Gemeinschaften) aus Russland und Galizien belegt.“