Wunsch nach mehr Freizeitangeboten

Backnanger Jugendvertreter wollen bei Gesprächen in lockerer Kneipen-Atmosphäre herausfinden, was die jungen Leute bewegt

Wunsch nach mehr Freizeitangeboten

Auf einen Drink mit den Jugendvertretern um Juliana Eusebi (rechts) haben sich einige Jugendliche getroffen, um von ihren Wünschen für die Stadt Backnang zu berichten. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. „Dass es Jugendvertreter in Backnang gibt, das wissen viele Jugendliche nicht“, ist die Erfahrung von Juliana Eusebi, Interessenvertreterin der Jugend im Jugend- und Sozialausschuss der Stadt. „Das kann’s ja wohl nicht sein“, sagte sich die Zwanzigjährige. Eine trockene Infoveranstaltung in einem Saal wollte sie nicht machen, sondern auf die jungen Leute in einem Umfeld zugehen, wo sie sich auch in ihrer Freizeit tummeln. Sie fragte in der Musikbar „Das Wohnzimmer“ im Biegel an und Wirt Alex Lisson war sofort einverstanden. „Sag uns deine Meinung! Auf einen Drink mit den Jugendvertretern im Wohnzimmer“, heißt die Aktion, die daraus entstand. Mit von der Partie sind die Jugendvertreter Maksim Benenson (18) und Luca Weik (20).

Eigentlich gehen sie am Wochenende erst zu späterer Stunde in die Kneipe, erfährt man von einer Gruppe junger Leute. Aber wegen der Aktion sind sie schon um 20 Uhr gekommen. Die Sonne strahlt und sie sitzen am Brunnen auf dem Willy-Brandt-Platz und füllen die Fragebögen aus, die Juliana Eusebi vorbereitet hat. Wer den Bogen ausgefüllt zurückgibt, bekommt ein nichtalkoholisches Getränk gratis. Natürlich suchen die Jugendvertreter auch das Gespräch mit den jungen Leuten. Hauptthema an diesem Abend ist der Wunsch nach einem neuen Skatepark. Die bisherige Anlage musste im Rahmen der Bauarbeiten an der Murr weichen. Der 17-jährige Paul Jerusalem ist begeisterter Skater. Mehrmals in der Woche fährt er extra nach Stuttgart, um seinem Sport dort in einer Anlage nachgehen zu können, was für den Jugendlichen natürlich auch eine Geldfrage ist. Katja Bruschut (33) ist zwar selbst keine Rollbrettfahrerin, aber sie möchte das Anliegen unterstützen. Ein Skatepark biete doch eine gute Möglichkeit, sich zu treffen und körperlich zu betätigen, anstatt in Kneipen zu sitzen, betont sie. Dass das Thema bei der Veranstaltung so präsent ist, liegt nicht zuletzt daran, dass eine ganze Gruppe der Rollbrettfreunde Backnang gekommen ist, um ihrer Forderung einmal mehr Nachdruck zu verleihen. Jugendvertreter Luca Weik setzt sich schon seit längerem bei der Stadt für das Thema ein. Bei den Jugendvertretern hat jeder seine Themenbereiche. Für das freie WLAN in der Innenstadt hat sich Maksim Benenson stark gemacht. Juliana Eusebi arbeitet derzeit an einem Projekt über Nachhaltigkeit.

Dass es in Backnang nur wenige Möglichkeiten für Jugendliche gibt, abends wegzugehen, bemängelt Jennifer Rommel (19). Mascha Indira ist zu der Aktion gekommen, weil sie sich generell für die Jugendkultur in Backnang interessiert. Sie spricht auch Themen wie Erhaltung des Stadtbilds oder Sozialen Wohnungsbau an. „Kommunalpolitik finde ich toll“, sagt die Neunzehnjährige. Sie wünscht sich von den Jugendvertretern, dass sie viel präsenter sein sollten und schlägt vor, Infostände zu errichten. Der Informationsfluss dürfe nicht nur über soziale Netzwerke laufen. „Es muss im real life sein, nicht nur im Internet, um etwas zu erreichen.“ Von Tisch zu Tisch im Außen- und Innenbereich der Kneipe „Das Wohnzimmer“ gehen die Jugendvertreter und es entwickeln sich interessante Gespräche.

Noch am Wochenende wurden die rund 60 ausgefüllten Fragebögen ausgewertet. Demnach fühlt sich der Großteil der jungen Leute in Backnang wohl. Mit der Stadt verbinden viele das Straßenfest und andere Feste, die Murr-Regatta, Freunde und Heimat. Was ihnen fehlt sind Möglichkeiten, feiern zu gehen, Billard oder Bowling zu spielen und der Skatepark. Aber auch das Stadtbild mitzugestalten. Sie wünschen sich mehr Veranstaltungen kultureller Art für Jugendliche, Public Viewing und einen Jugendclub. Der Backnanger Bahnhof sollte schöner und barrierefrei werden, war vielen ein Anliegen, und Leihfahrräder sollten am Bahnhof erhältlich sein. Was Backnang nach Ansicht der jungen Leute nicht braucht sind noch mehr Dönerläden, Hochhäuser und die rechte Szene.