Yücel begrüßt türkisches Gerichtsurteil

dpa Istanbul. Der „Welt“-Journalist Deniz Yücel hat das Urteil des türkischen Verfassungsgerichts in seinem Fall begrüßt und zugleich Präsident Recep Tayyip Erdogan scharf kritisiert. Dass sich das Gericht, wenngleich mit einer Verspätung von zwei Jahren, nun unserer Sicht angeschlossen hat, ist erfreulich“, schrieb Yücel auf Twitter. „Bedauerlich und falsch ist hingegen, dass das Gericht keinen Verstoß gegen das Folterverbot feststellen wollte.“

Weiter schrieb Yücel: „Mit diesem Urteil widerfährt mir keine Gerechtigkeit. Späte Gerechtigkeit ist keine. Dass mir und meinen Liebsten ein Jahr unseres Lebens geraubt wurde, ist mit 3.800 Euro nicht wiedergutzumachen und wäre es auch nicht mit der tausendfachen Summe.“ Er kündigte an, das Geld zu spenden.

Das Gericht in Ankara hatte zuvor die einjährige Untersuchungshaft Yücels für rechtswidrig erklärt und unter anderem einen Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht auf Freiheit und Sicherheit festgestellt. Yücel erhält zudem eine Entschädigung von umgerechnet rund 3800 Euro.

Zu Präsident Erdogan, der Yücel immer wieder als Agenten bezeichnet hatte, schrieb der Journalist: „Dieses Verfahren wird erst enden, wenn alle, die an meiner Geiselnahme beteiligt waren - von Erdogan, dem Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung, bis zu den Tätern im Gewand von Richtern, Staatsanwälten etc. - in einem rechtsstaatlichen Prozess Rechenschaft abgelegt haben.“ Er bezeichnete Erdogan, den Außenminister Mevlüt Cavusoglu und den ehemaligen Justizminister Bekir Bozdag als „Lügner, Verleumder und Kidnapper“.