Mehr Feldhasen im Südwesten: Rekord seit Aufzeichnungsbeginn

dpa/lsw Stuttgart. Auf Feldern im Südwesten sind wieder mehr Feldhasen gezählt worden. Doch so viele wie noch vor Jahrzehnten gibt es längst nicht mehr.

Mehr Feldhasen im Südwesten: Rekord seit Aufzeichnungsbeginn

Ein Feldhase läuft über ein Feld. Foto: Boris Roessler/dpa/Symbolbild

Eine Woche vor Ostern gibt es gute Neuigkeiten zu den Feldhasen: Gut 14 Tiere leben im Schnitt auf einem Quadratkilometer im Südwesten - das sind mehr als je zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen vor 23 Jahren. Die Zählergebnisse stammen vom Frühjahr 2019. Sie wurden am Freitag von der Wildforschungsstelle des Landes am Landwirtschaftlichen Zentrum (LAZBW) vorgestellt.

Der Feldhase war schon weit vor Beginn der Zählungen, nämlich seit Mitte des Jahrhunderts, seltener geworden. Gründe seien etwa die Intensivierung der Landwirtschaft, Flächenversiegelung und der zunehmende Straßenverkehr, sagte Johanna Arnold, beim LAZBW zuständig für das Wildtier-Monitoring. Außerdem machen den Hasen Krankheiten zu schaffen. Gleichzeitig stieg die Zahl von Fressfeinden wie Rotfüchsen.

Den Hasen gehe es heute recht gut, sagte Arnold. Die Population habe sich auf einem niedrigen Level eingependelt. In den vergangenen 15 Jahren hatte sich die Zahl der erfassten Tiere stets zwischen 10,5 und 12,6 pro Quadratkilometer bewegt. Auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten wird der Feldhase in Deutschland als „gefährdet“ geführt.

Im Vergleich zum Frühjahr 2018 (11,7 Feldhasen pro Quadratkilometer) nahm die Zahl der im Frühjahr 2019 gezählten Hasen auf 14,4 und damit um rund 25 Prozent zu. Der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Baden-Württemberg, Johannes Enssle, sagte: „Dass die Feldhasenpopulation nach oben geht, liegt vor allem am Klimawandel.“ Ein warmes, trockenes Jahr 2018 habe das Überleben des Nachwuchses begünstigt. Laut Johanna Arnold vom Feldhasen-Monitoring war die Witterung in dem Jahr tatsächlich besonders günstig für die Tiere. Denn Junghasen kommen schon ab März zur Welt. Ist es im Frühjahr kalt und vor allem nass, sind die jungen Tiere anfällig für Krankheiten.

Zweimal jährlich schwärmen Jäger aus, um für das Wildtier-Monitoring des Deutschen Jagdverbandes Hasen zu zählen. Im Südwesten koordiniert die Wildforschungsstelle des Landes die Zählungen. 160 Jagdreviere sind dabei. Die Jäger erfassen, wie viele Tiere in das Licht eines Scheinwerfers geraten.

Deutschlandweit stieg die Zahl der Feldhasen von 11,8 Hasen pro Quadratkilometer im Frühjahr 2018 auf 12,4 Hasen im Frühjahr 2019 an. Der Südwesten liegt also über dem bundesweiten Schnitt. Am meisten Tiere wurden in der südlichen und mittleren Rheinebene und im Donau-Iller-Lech-Raum gezählt.

„Der Feldhase fühlt sich in Baden-Württemberg pudelwohl“, urteilte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Es zeige sich, dass man mit dem Kooperationsprojekt „Allianz für Niederwild“ die richtigen Weichen gestellt habe. In dem Bündnis arbeiten Jäger, Landwirte und Naturschützer mit den Behörden zusammen, um Lebensbedingungen für Tiere wie Feldhase und Rebhuhn zu verbessern. Johannes Enssle vom Nabu sagte, die Aktivitäten der Allianz zeigten, dass man den Arten sehr wohl helfen könne. „Dafür müssen wir aber noch viel mehr tun als bisher.“ Es brauche finanzielle Anreize und Beratung für Landwirte, damit es sich lohne, in Naturschutz zu investieren.

Feldhasen brauchen laut Arnold eine Vielzahl verschiedener Kräuter und Gräser, um widerstandsfähig zu sein. Eine Hasenmutter bringe pro Wurf zwei bis drei Junge zur Welt. Danach kommt sie nur ein- oder zweimal pro Tag zu den Kindern, um sie zu füttern. Die Jungen müssten dann in kurzer Zeit möglichst viel Milch aufnehmen. Die Feldhasenmilch müsse daher besonders nahrhaft sein. Dazu brauche die Mutter gute Nahrungspflanzen. Außerdem seien für die Tiere Deckungsbereiche wichtig, in denen sie sich zurückziehen könnten. Spaziergänger können demnach zum Schutz der Tiere beitragen, indem sie ihre Hunde an der Leine lassen.