Zauber der historischen Modelleisenbahn des CJE in Backnang

Seit mehr als 50 Jahren gibt es die Anlage der Modellbahngruppe des Clubs Junges Europa (CJE) in Steinbach. Damit ist sie eine der ältesten im Kreis. Sie hat nichts von ihrem Charme verloren. Bei einer Ausstellung lassen zahlreiche Besucher ihren Reiz auf sich wirken.

Zauber der historischen Modelleisenbahn des CJE in Backnang

Wolfgang Bezner (Dritter von links) zeigt Besucherinnen und Besuchern die Besonderheiten der Modellbahnausstellung. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Andreas Ziegele

BACKNANG. Die Ausstellung der Modellbahngruppe des CJE (Club Junges Europa) in der Vorweihnachtszeit und am Dreikönigstag hat eine lange Tradition. 2020 und 2021 konnte sie coronabedingt allerdings nicht stattfinden. Umso mehr freuen sich die Modellbahnbastler nun, zu zeigen, was sich in den zurückliegenden beiden Jahren getan hat. Eine Modelleisenbahn steht bei den meisten Kindern zwar längst nicht mehr ganz oben auf dem Wunschzettel, doch die Ausstellung in Steinbach besuchen Jung und Alt mit großem Interesse.

Die Gebäude sind zum Teil originalgetreu nachgebaut

Wolfgang Bezner ist der Kassier der Modellbahngruppe des CJE und gleichzeitig als Ingenieur des ehemaligen Backnanger Unternehmens Telefunken so etwas wie der „elektronische Kopf“ der Steinbacher Modellbahnfreunde, die insgesamt aus sieben Mitgliedern bestehen. Von Helmut Wolff und den anderen anwesenden Mitgliedern der Gruppe erfahren die Gäste alles, was es über die Anlage zu wissen gibt – und das ist eine ganze Menge. Gerne werden auch Tipps dazu gegeben, wie eigene Heimanlagen erstellt werden können.

Die Detailverliebtheit ist enorm. Die Gebäude der Landschaft, durch welche die Modelleisenbahn fährt, sind in Eigenregie entstanden und zum Teil originalgetreu nachgebaut. Sogar Hühner im Miniaturverhältnis stehen da. Sie sind so winzig, dass man eine Brille dabei haben sollte, um zu erkennen, dass sie auf Knopfdruck auch noch gefüttert werden. Dasselbe gilt für die Figur vor einem Einfamilienhaus, die nach dem Drücken des Knopfes beginnt, einen Teppich auf einer Stange auszuklopfen.

Ein weiterer Hingucker ist die ebenfalls im Miniaturformat zu sehende Backnanger Chelmsford-Brücke. „Die 1989 eingeweihte Eisenbahnüberführung in der Stuttgarter Straße habe ich vor Ort selbst vermessen und dann in Holzbauweise nachgebaut“, sagt ein weiteres Mitglied der Modellbahngruppe, das vor seinem Ruhestand als Geometer gearbeitet hat. Maßstabsgetreu nachgebaut thront auf einem Berg vor einer Alpenkulisse die Hütte in Fontanella, die im Original im Großen Walsertal in Österreich steht und ein Ferienheim des CJE ist.

Drei unterschiedliche Spurweiten

Modelleisenbahn ist aber nicht nur Tradition, sondern auch Technik, mittlerweile auch mit viel Elektronik. Die Steuerung der knapp 50 Quadratmeter großen Anlage, die in einem einzigen Raum der alten Steinbacher Schule und des heutigen CJE-Klubhauses untergebracht ist, erfolgt über Zweileiter-Gleichstrom und die Steuerung über fünf handbediente Stellpulte, elektronische Bauteile und Signale. Die Züge bewegen sich auf drei unterschiedlichen Spurweiten: Dabei ist die H0e-Spurweite, die sogenannte Feldbahn, die älteste. Sie wird ergänzt durch eine Schmal- und eine Normalspur. Neben den Dampf-, Diesel und E-Lokomotiven sowie diversen Triebwagen, die sowohl als Güter- als auch als Personenzüge auf der Strecke unterwegs sind, bewegen sich auch diverse Busse und Lastwagen induktionsgesteuert auf den Straßen. „Ältere Besucher wollen eher die Dampflokomotiven sehen, bei den Jüngeren ist der ICE ein absolutes Muss“, sagt Wolfgang Bezner.

Ganz neu in diesem Jahr ist ein Jahrmarkt, auf dem sich neben dem drehenden Riesenrad auch eine Schiffschaukel bewegt. „Im nächsten Jahr kommt hier ein Bierzelt dazu“, sagt Bezner und zeigt schon mal auf den Platzhalter. Auch ein Hafen ist neu.

Während das Modellbahnbauen eine Männerdomäne ist, kann man das vom Zuschauen und Informieren nicht behaupten. An diesem Morgen lassen sich auch Frauen in die Geheimnisse des Modellbahnbaus einweihen. Ein weiteres Vorurteil – nämlich dass das Thema nur etwas für Ältere ist – lässt sich auch schnell ausräumen. Klara Frey und Maximilian Niehaus aus Backnang schauen sich alles genau an. Beide sind um die 20. „Ich komme aus Interesse hierher und war auch vor der pandemiebedingten zweijährigen Auszeit schon da. Man sieht gleich, dass sich hier einiges getan hat“, sagt Niehaus.

2023 sollen eine Stadtmauer und ein Bergsee entstehen

Und Ideen gibt es bei den passionierten Eisenbahnern noch viele. So sollen im Jahr 2023 beispielsweise eine Stadtmauer und ein Bergsee entstehen. Daneben sind eine weitere Optimierung und der Ausbau der Schaltanlagen geplant. Dann wird es auch weitere Haltestellen für die Buslinie geben. Allerdings ist man mittlerweile platzbedingt an der Kapazitätsgrenze angekommen. „Leider können wir uns nicht weiter vergrößern“, bedauert Wolfgang Bezner. Aber vielleicht ist es genau der begrenzte Bereich der Modellbahnanlage, der deren Charme ausmacht.