Zentrale Versorgung mit Lebensmitteln

Gemeinderat entscheidet mit großer Mehrheit: Rewe-Markt wird in Burgstetten gebaut – Unterschriftensammlung pro Markt

Nach Abwägen der Vor- und Nachteile hat der Burgstettener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit entschieden: Der geplante Rewe-Markt gegenüber dem Florian-Haus in Burgstall wird gebaut. Die Versorgung der Bürger der Gemeinde durch einen Vollsortimenter und der zentrale Standort sprachen für das Projekt.

Zentrale Versorgung mit Lebensmitteln

Der geplante Rewe-Markt gegenüber dem Florian-Haus Burgstall (rechts im Plan) wird frühestens im Jahr 2020 in Betrieb gehen können. Plan: Bauunternehmung Böpple

Von Florian Muhl

BURGSTETTEN. Die rund 100 anwesenden Bürger bei der öffentlichen Gemeinderatssitzung in der Gemeindehalle Erbstetten verfolgten die lebhafte Diskussion der Gemeinderäte, die Pro- und Kontra-Argumente austauschten. Auf der einen Seite steht die Grundversorgung der Bürger, auf der anderen Seite der Landschaftsverbrauch und der Eingriff in die Natur. Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz zeigte sich hocherfreut, dass es gelungen sei, einen Lebensmittelmarkt an Land zu ziehen, mit Rewe zudem einen Vollsortimenter, und auch einen Investor. Mit Blick zurück verwies die Verwaltungschefin auf die Anlaufschwierigkeiten, die die Startphase des Bonus-Markts in Burgstall begleiteten. Dessen Mitarbeiter hätten keine Einarbeitung erhalten. Viele Artikel hätten zeitweise gefehlt, Kunden seien weggeblieben. Sie habe auch das Gefühl gehabt, dass letztlich beim Betreiber die Motivation gefehlt habe, den Markt am Standort beim Bahnhof zu erhalten. Nachdem der Bonus-Markt zum Ende des Jahres 2015 geschlossen worden war, kamen als Sofortmaßnahme mobile Marktbeschicker, die auf dem Bahnhofsparkplatz Obst und Gemüse, Wurst- und Fleischwaren sowie Käse und Milchprodukte anboten. Doch auch dieses Angebot bröckelte mit der Zeit. Letztlich war es der Bürgermeisterin gelungen, der Gemeinde an zentraler Stelle gegenüber des Feuerwehrgerätehauses Grundstücke in ausreichender Größe für den Rewe-Markt zu sichern.

„Wir sind hier überschwemmt von Lebensmittelmärkten“, sagte Matthias Kößner. Der Rat der Freien Wählervereinigung (FWV) meinte, dass es in allen Nachbarkommunen Einkaufsmöglichkeiten gebe, die man innerhalb von vier, fünf Minuten erreichen könne. Er sehe die gewachsenen Strukturen im Ort, die bestehenden Einzelhändler, gefährdet. Auch sein Listenkollege Hannes Ludwig sprach sich gegen die Realisierung des Marktes aus, „jedenfalls in dieser Form“. Die Verkehrsanbindung sei nicht ausgegoren und der Flächenverbrauch sei zu hoch. Insgesamt sei der Markt nicht unbedingt notwendig. Letztlich waren Kößner und Ludwig die einzigen beiden Räte, die sich beim Grundsatzbeschluss gegen das Bauvorhaben aussprachen.

„Es ist halt nicht alles immer nur schwarz oder weiß“, sagte Anja Geldner. Die FWV-Rätin habe sich selbst auch gefragt, ob dieser Markt und die Landversiegelung wirklich sein müssen. Dann aber habe sie in der Bürgerversammlung Mitte Juni gesehen, dass sich die große Mehrheit für den Markt aussprach. Für den Dank, den Geldner der Bürgermeisterin für deren großes Engagement in dieser Angelegenheit aussprach, gab es reichlich Applaus aus den Zuhörerreihen.

Zu Beginn der Sitzung hatte sich unter dem Tagesordnungspunkt Bürgerfragestunde Dirk Mayer zu Wort gemeldet. Den Burgstettener aus dem Kirschenhardthof hatte es etwas geärgert, dass sich die Gegner des Marktes bei der Bürgerversammlung sehr laut zu Wort gemeldet hatten. Der 46-Jährige wollte sich daraufhin ein eigenes Bild verschaffen, wie die Bevölkerung wirklich zum Rewe-Markt steht. Kurzerhand ging er von Haustür zu Haustür und sammelte Unterschriften. Sein Ziel: zehn Prozent der Bürgerschaft abzubilden, und zwar in jedem Ortsteil. Das hat der Polizist, der in Stuttgart im Ermittlungsdienst arbeitet, auch fast geschafft. Er ist von 3650 Einwohnern ausgegangen und hat 323 Unterschriften erhalten. Das Ergebnis fast Mayer wie folgt zusammen: „315 Bürger sind für den Markt, 8 dagegen.“