Ziegelhütte wurde zur Dampfziegelei ausgebaut

Vom Güterbahnhof zum Galgenberg: Einblicke in das Archiv des Backnangers Peter Wolf mit historischen Fotos – „Backnang im Zeitspiegel“

Ziegelhütte wurde zur Dampfziegelei ausgebaut

Ein wichtiger Betrieb in Backnang war die Dampfziegelei an der Maubacher Straße. Leider führten zwei Brände (1935 und 1940 – zu sehen auf dem Bild) letztlich zum Ende der Firma. Repros: P. Wolf

Von Ingrid Knack

BACKNANG. In der Familiengeschichte von Horst Haar, Seniorchef des Weinhauses Haar in Backnang, spielt auch der Name Wieland eine Rolle. Friedrich Haar, der einen Text über die Geschichte der Dampfziegelei verfasst hat, ist ein Vetter von Horst Haar. „Unsere Großmütter waren geborene Wielands“, sagt der Backnanger. Auch die Familie Haar hat für Peter Wolfs Reihe „Backnang im Zeitspiegel“ private Fotoalben durchstöbert.

Friedrich Haar lässt wissen, dass David Wieland (1826 bis 1903) im Laufe der Industrialisierung, im 19. Jahrhundert, die Ziegelhütte an der Maubacher Straße in Backnang zu einer Dampfziegelei ausbaute. „Ursprünglich wurden Dachpfannen und Ziegelsteine in reiner Handarbeit gefertigt. Die Anschaffung von Maschinen setzte voraus, dass deren Antrieb sichergestellt war. Wasserkraft war oben am Berg nicht vorhanden, daher wurden ein Dampfkessel und eine Dampfmaschine angeschafft. Und von da an nannte sich der Gemeinderat Wieland auch Fabrikbesitzer. lm Volksmund wurde jedoch über Generationen am Namen Ziegler-Wieland festgehalten. Der Tuchmacher Christoph Lidle aus Winnenden hat im Spaß immer wieder gesagt: ,Mein Schwager David macht aus Dreck Geld.‘ Zu diesem Zweck und zur Gewinnung des Lehms wurden Wiesen und Äcker gekauft. Die nahe liegenden wurden direkt ausgebeutet. Die ferner liegenden Grundstücke wurden auf Vorrat, oder auch um sie gegen näher liegende einzutauschen, gekauft. Eines der weiter entfernten Grundstücke, genannt ,der Galgen‘, bestand aus drei Flurstücken. Das Flurstück Nummer1129 lag auf der Gemarkung Maubach mit dem Flurnamen ,Galgenäcker‘.“

Im Backnanger Stadtlexikon wird man weiter fündig über die Ziegeleien von anno dazumal: Im ältesten Backnanger Lagerbuch aus dem Jahr 1393 wird bereits eine Ziegelei genannt, die sich im Besitz des Augustiner-Chorherrenstifts befand. Es handelt sich um die sogenannte Obere Ziegelei in der späteren Maubacher Straße 33/37, die nach der Reformation in private Hände überging und seit Ende des 18. Jahrhunderts der Familie Wieland gehörte. Im Zuge der Industrialisierung entstand 1889/90 eine neue Dampfziegelei, die mit modernsten Maschinen ausgestattet war. Durch zwei Brände am 27. Dezember 1935 und am 20. Juli 1940 wurde der Ziegelei Wieland die Geschäftsgrundlage entzogen, was zur Aufgabe des Betriebs führte. Auf den Fundamenten und Mauerresten der ehemaligen Ziegeleigebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die Lagergebäude der Baustoffhandlung Feucht errichtet. Die zweitälteste Ziegelei, die sogenannte Untere Ziegelei in der späteren Sulzbacher Straße 45/47, wird in einem Lagerbuch aus dem Jahr 1501 erstmals genannt. Sie war bis 1921 in Betrieb und wurde ein Jahr später zu Wohnzwecken umgebaut. Heute steht an dieser Stelle ein moderner Wohn- und Geschäftskomplex. Eine dritte Ziegelei wurde im Frühjahr 1867 von dem Pflästerer Jakob Eckstein im späteren Zwischenäckerle 3 gegründet. Sie war allerdings nur bis 1894 in Betrieb. Die Gebäude der ehemaligen Ziegelei wurden am 5. Januar 1899 durch einen Brand fast völlig zerstört.

Heute befindet sich an dieser Stelle ein modernes Wohnhaus.

Ziegelhütte wurde zur Dampfziegelei ausgebaut