Zorn weist Kritik an Drohnenbewaffnung zurück

dpa Berlin. In der Debatte um die Anschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr hatte die SPD weiteren Bedarf für Diskussionen gesehen. Diesen Widerstand kann der Generalinspekteur nicht nachvollziehen.

Zorn weist Kritik an Drohnenbewaffnung zurück

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, kann den Widerstand der SPD gegen eine Drohnen-Bewaffnung nicht nachvollziehen. Foto: Jörg Carstensen/dpa/Archiv

Generalinspekteur Eberhard Zorn kann den Widerstand der SPD gegen die schnelle Anschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr nicht nachvollziehen.

„Der militärische Bedarf für eine bewaffnete Drohne ist aus meiner Sicht unverändert gegeben“, sagte Zorn der „Welt am Sonntag“. „Und zwar nicht irgendwann, sondern in den Auslandseinsätzen, die wir heute erleben.“ Die Anschaffung sei notwendig, um den Schutz der Soldaten aus der Luft und ihre Einsatzmöglichkeiten am Boden zu verbessern. „Sonst zwinge ich unsere Truppe in Deckung und verdamme sie damit zur Untätigkeit, anstatt ihr aktives Handeln zu ermöglichen“, sagte Zorn der Zeitung. Kritiker halten dem entgegen, dass bewaffnete Drohnen die Hemmschwelle für die Anwendung militärischer Gewalt senken können, weil sie ferngesteuert werden und bei ihrem Einsatz keine eigenen Soldaten gefährdet werden.

Anders als Teile der SPD sieht der ranghöchste Bundeswehr-Soldat im Verlauf des blutigen Konflikts um die Kaukasusregion Berg-Karabach keinen Grund, den Kauf bewaffneter Drohnen infrage zu stellen. „In Berg-Karabach wurden bewaffnete Drohnen als Angriffswaffen eingesetzt. Ein Einsatz von bewaffneten Drohnen durch die Bundeswehr hingegen würde klaren Regeln unterliegen, die unser Parlament vorher gebilligt und im jeweiligen Mandat definiert hätte.“ Einen Drohneneinsatz wie in Berg-Karabach werde es durch die Bundeswehr nicht geben, versicherte Zorn.

Im Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach war es Aserbaidschan gelungen, mit einer intensiven Drohnenkriegsführung Siege zu erringen. Erstmals - so haben es deutsche Militärexperten beobachtet - wurden ganze Frontverläufe mit Drohnenangriffen verändert.

Für ihn sei die Schlussfolgerung aus dem Konflikt zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken im Südkaukasus ohnehin eine andere, sagte Zorn. „Wir müssen dringend unsere Flugabwehrfähigkeit verbessern. In Bergkarabach kamen sehr hoch fliegende Drohnen zum Einsatz, die bewaffnet waren. Und es gab kleinere, quasi frei verkäufliche handelsübliche Drohnen, die zunehmend in der Lage sind, größere Gebinde von Sprengstoff zu transportieren.“ Beides bedeute künftig eine wachsende Bedrohung für Landstreitkräfte. „Wir brauchen defensive Systeme, die unsere Truppen gegen solche Angriffe schützen. Diese Fähigkeitslücke müssen wir schnell schließen.“

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