10Tipps für ein sportliches Jahr

Marathon-Profi Arne Gabius erklärt, wie sich gute Vorsätze auch in die Tat umsetzen lassen

Von Arne Gabius

Neues Jahr, neues Glück: Es ist nie zu spät, sportlich aktiv zu werden. So gelingt es am besten, den inneren Schweinehund zu besiegen und aufs Rad oder in die Laufschuhe zu steigen.

Stuttgart An den Feiertagen hat man sich es gut geht lassen, denn fürs neue Jahr wurden natürlich gute Vorsätze gemacht: Sport treiben! 2019 soll schließlich das Super-Sportjahr werden. Gründe für diesen Vorsatz gibt es viele. Vielleicht stören die paar Extrakilos auf der Waage, die Atemlosigkeit, wenn man dem Bus hinterher läuft, oder man kann mit seinen Kindern nicht mehr mithalten. Es gibt so viele gute Gründe, warum man seinen Alltag aktiver gestalten sollte. Damit man nicht übermotiviert ins neue Jahr startet und nach drei Wochen schon wieder aufgibt, hier ein paar Ratschläge, die wirklich funktionieren können.

Fahren Sie Fahrrad Fast jeder in der Region Stuttgart kann sich ein Auto leisten und nur die Wenigsten fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit. Zu steil, zu anstrengend, zu umständlich, zu gefährlich. Dabei gibt es inzwischen eine große Auswahl an Elektro-Rädern, die die Hauptarbeit abnehmen. Und mit ein wenig Geschick findet man auch einen ungefährlichen Weg, der morgens und abends noch nicht von den Blechkolonnen beansprucht wird. Stuttgart und seine Region haben erstaunlich schöne Wege zu bieten. Verschiedene Fahrrad-Navis als App fürs Smartphone zeigen ganz neue Seiten der Stadt. Und je mehr Stuttgarter das Fahrrad benutzen, umso mehr wird auch in die Infrastruktur für Radfahrer investiert.

Wer es einrichten kann, sollte sich also den Luxus gönnen, den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurücklegen. Selbst mit E-Unterstützung bewegt man sich an der frischen Luft und kommt wesentlich ausgeglichener bei der Arbeit an. Ich nutze selbst ein Lastenfahrrad, mit dem ich unseren Sohn Frederik zur Tagesmutter fahre und unseren wöchentlichen Einkauf erledige, was wunderbar funktioniert. Tipp: Das Land Baden-Württemberg subventioniert die Anschaffung von E-Lastenrädern für Gewerbetreibende und die Stadt Stuttgart schreibt regelmäßig Förderprogramme für Lastenräder aus, die bis zu 50 Prozent des Anschaffungspreises übernehmen.

Bewegen Sie sich In Deutschland bewegen sich die Menschen viel zu wenig. Schätzungen gehen davon aus, dass der Durchschitts-Deutsche nicht mal 1000 Meter pro Tag schafft. Für mich als Läufer, der 20 bis 30 Kilometer pro Tag zurück legt, sind solche Zahlen unvorstellbar. Die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 10 000 Schritte pro Tag, dass sind mindestens sechs Kilometer. Bewegungsmangel führt zu Fettleibigkeit und zahlreichen Folgeerkrankungen in der Bevölkerung.

Schon wenige Änderungen im Alltag reichen aus, um dieser Abwärtsspirale entgegenzuwirken, etwa ein simpler Spaziergang in der Mittagspause. Oder man steigt zwei Stationen früher aus der Stadtbahn und geht den Rest zu Fuß zum Arbeitsplatz. Digitale Fitness-Tracker (Uhren, Smartphones oder Apps) können für zusätzliche Motivation sorgen, den Alltag sportlicher zu gestalten. Tipp: Für den Weg zur Arbeit kann man bequeme und vielleicht schon etwas ältere Schuhe verwenden und dann im Büro in die Businessschuhe wechseln – so werden letztere geschont und die Ausrede, man könne in seinen schicken Schuhen keinen Sport machen, verfängt nicht.

Sitzen ist das neue Rauchen Diesen Spruch kennt man in Sportlerkreisen schon seit einigen Jahren. Viele müssen schmunzeln, wenn sie ihn zum ersten Mal hören, doch es steckt viel Wahrheit in ihm. Beim Sitzen ist unsere Muskulatur sehr inaktiv und bei vielen äußert sich diese Inaktivität irgendwann durch starke Rückenschmerzen. Im Volksmund heißt dieses Ereignis, tritt es unvermittelt auf, auch Hexenschuss – ich nenne es Startschuss! Spätestens jetzt sollte man etwas für seine Gesundheit tun, denn nur mit gezieltem Training kann man diese Schmerzen besiegen. Sport treiben kann manchmal auch weh tun – keinen Sport zu treiben, wird sicher weh tun. Ein Stehpult am Arbeitsplatz ist ein guter Anfang, ersetzt aber den weiteren Sport nicht.

Beginnen Sie mit dem Laufen – und zwar noch heute Auf meinen vielen Reisen komme ich mit Menschen aus aller Welt ins Gespräch. Ob beim Check-in, im Zug, in einem Café oder im Flugzeug. Unweigerlich kommen wir irgendwann auch auf meinen Beruf zu sprechen, dem Laufen. Und immer wieder höre ich: Früher bin ich regelmäßig gelaufen, doch heutzutage gibt der Alltag dies leider nicht mehr her. Die Bürokilos auf den Hüften werden mehr und mehr, gleichzeitig sinkt die Motivation. Glauben Sie mir, diesen Trend kann man jederzeit umkehren.

Beginnen Sie mit kleineren Runden um den Block und steigern Sie langsam und vorsichtig die Distanz. Anfangs sind kleine Gehpausen keine Schande, im Gegenteil. Wichtig ist, am Ball zu bleiben und nicht zu viel Zeit zwischen den Läufen verstreichen zu lassen. Und ich versichere Ihnen, der Spaß wird sich mit zunehmender Strecke und Leistungsfähigkeit ganz von allein einstellen. Sie kommen voller Energie und stolz, wieder gelaufen zu sein, nach Hause und können den restlichen Tag oder den kommenden Tag ganz entspannt angehen.

„Hätte ich doch nur früher mit dem Laufen begonnen!“ Auch das höre ich immer wieder. Mir wird dann berichtet, was sich verändert hat, seitdem man regelmäßig läuft. Man schläft besser, fühlt sich jünger, ist produktiver und ein positiv denkender und freundlicher, da ausgeglichener Mensch geworden und vieles mehr.

Kaufen Sie Laufschuhe beim Experten Fürs Laufen braucht man nicht wirklich viel. Ein gut sitzendes Paar Laufschuhe sollte es aber schon sein. Daher sollten Sie Ihre Schuhe nicht im Internet nach Design oder Tiefpreis auswählen, sondern sich beim Spezialsten umfassend beraten lassen. Ein schlecht sitzender Laufschuh kann dazu führen, dass die guten Vorsätze schnell wieder begraben werden. In einem Laufladen kann man nach einer ersten Beratung die infrage kommenden Schuhe auf einen Laufband testen und mit Videoanalyse mögliche Dysbalancen erkennen. Eine gute Beratung lohnt sich daher immer.

Suchen Sie sich einen Lauftreff Laufen kann man alleine, zu zweit oder auch in einer Gruppe. Letzteres hat viele Vorteile. Man trifft andere Läufer, die Zeit vergeht schneller, man kann nach Rat fragen, lernt neue Laufrunden kennen und lässt sich durch die Gruppendynamik motivieren. In Stuttgart gibt es sehr viele Lauftreffs und jeder Lauftreff hat einen erfahrenden Leiter, der Ihnen gerne helfen wird – auch wenn Sie irgendwann einmal den nächsten Schritt wagen und an einem Volks- oder Firmenlauf teilnehmen wollen.

Starten Sie einen „Running-Streak“ Für geübte Läufer, die eine neue Herausforderung fürs Jahr 2019 suchen, habe ich eine besondere Idee. Starten Sie einen Running-Streak, zu deutsch: eine Lauf-Serie. Dieser Trend kommt aus Amerika, wo es sogar eine Streak-Running-Vereinigung (USRSA) gibt. Ein Streak-Läufer muss jeden Tag mindestens eine Meile, also 1609 Meter am Stück laufen, wobei die Geschwindigkeit keine Rolle spielt. Sollte man es an einem Tag nicht schaffen, ist der Streak beendet, kann aber natürlich von neuem begonnen werden. Der Läufer soll hierdurch eine Routine für das tägliche Training entwickeln, was bei entsprechender Fitness nicht schädlich ist. Doch wer Pech hat und einen fiebrigen Infekt oder eine Verletzung bekommt, für den ist der Streak beendet, hier muss die Vernunft siegen. Übrigens: der Brite Ron Hill beendete seinen Running-Streak nach 52 Jahren und 39 Tagen.

Melden Sie Ihre Kollegen gleich mit an Firmenläufe sind eine tolle Möglichkeit, mit den Kollegen zu laufen. Hier stehen der Spaß und die Freude am Laufen im Vordergrund und keine Spitzenleistungen. Nach der Arbeit in die Laufschuhe steigen, eine gemütliche Runde drehen und dann den Abend gemeinsam mit den Kollegen ausklingen lassen. Am 8. Mai 2019 findet in Stuttgart-Degerloch die zwölfte Auflage des AOK-Firmenlaufs statt. Im Januar wird die Anmeldung freigeschaltet – am besten gleich die ganze Abteilung anmelden.

So kann man sich auch zu gemeinsamen Trainings nach Feierabend verabreden und vielleicht entsteht ganz nebenbei sogar ein Lauftreff in der Firma. Übrigens werden solche Aktivitäten gerne vom Arbeitgeber unterstützt, sodass es sich lohnt einmal zu fragen, ob die Anmeldegebühren von der Firma getragen werden – schließlich läuft man ja auch unter dem Firmennamen, was einen guten Werbeeffekt hat.

Setzen Sie sich Ziele Klar kann man regelmäßig trainieren, doch mit einem Ziel vor Augen läuft es sich einfach besser. Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe. Solche Events machen Spaß. Und für jeden Stuttgarter ist es eigentlich Pflicht einmal am Stuttgart-Lauf teil zu nehmen. Am 26. Mai fällt der Startschuss zur mittlerweile 26. Auflage dieses Klassikers. Wer sich den Halbmarathon nicht zutraut, kann sich für die sieben Kilometer lange Strecke anmelden, selbstverständlich auch mit Zieleinlauf im Stadion des VfB. Und nicht vergessen: Die Kinderläufe finden am Samstag statt

Bewegung macht glücklich„National Geographic“ ermittelt jährlich eine Rangliste von US-Städten, in der die glücklichsten Amerikaner leben. Es zeigt sich, dass in Städten, in denen die Einwohner ihr Leben besonders aktiv gestalten, in diesem Ranking ganz oben stehen. Also rauf aufs Fahrrad oder rein in die Laufschuhe! Lassen Sie 2019 ein glückliches und zufriedenes Jahr werden!