DLV stoppt Prothesen-Springer Rehm

Von Von Holger Schmidt und Andreas Schirmer, dpa

dpa Braunschweig. Markus Rehm wäre einer der ganz wenigen Para-Athleten, der die Norm für die Olympischen Spiele erfüllt. Allerdings so deutlich, dass er gleich ein Medaillen- oder sogar Titelkandidat wäre. Nach dem geplatzten Anlauf für Rio will Rehm es für Tokio wieder versuchen.

DLV stoppt Prothesen-Springer Rehm

Prothesen-Springer Markus Rehm in Aktion. Foto: Sven Hoppe/dpa

Markus Rehm wird wieder einmal zum Politikum. Nach seinem sensationellen Weltrekordsprung auf 8,62 Meter bei der Para-EM im polnischen Bydgoszcz kündigte der Prothesen-Springer einen erneuten Anlauf für eine Olympia-Teilnahme an.

Doch schon einen Tag später wurde er gleich bei der ersten Zwischenstation vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ausgebremst. Bei den nationalen Meisterschaften am Wochenende in Braunschweig darf Rehm entgegen seiner Erwartung nur außer Konkurrenz starten. Obwohl er die Norm erfüllt hat und sich auch die Rechtsgrundlage geändert hat. Sein Weltrekord sei „eine tolle Leistung“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing: „Aber gemeinsam springen und getrennt werten, ist das, womit wir in der Vergangenheit gut gefahren sind.“

Rehms Fernziel: Olympia

Chefbundestrainerin Annett Stein ergänzte, dass einem Start eigentlich „nichts im Wege“ stünde, „aber wir haben bei der Einordnung der Wertung im DLV eine Regel, die ein gemeinsames Werten der Wettkampfleistung nicht erlaubt.“ Pressesprecher Peter Schmidt verwies darauf, dass sich das Urteil des Sportgerichtshofes Cas, nach der man nun dem Sportler einen Vorteil nachweisen müsse, „gegen World Athletics gewendet hat, das Herrscher über die internationalen Wettkampfregeln ist. Diese müssten erst einmal geändert werden.“

Rehm hatte zuvor klargestellt, dass er von einem Start in der normalen Wertung ausgeht. „Meine Erwartung ist, dass das machbar ist“, sagte der mehrmalige Paralympicssieger. 2014 war er in der normalen Wertung mitgesprungen und hatte den deutschen Meistertitel gewonnen. Seitdem war er nur noch außer Konkurrenz dabei.

Rehms Fernziel aber bleibt die Teilnahme bei Olympia in rund sieben Wochen. „Wir haben alle Hausaufgaben gemacht, inklusive der geforderten Olympia-Norm“, sagte der Leverkusener, der sich für die Sommerspiele 2016 in Rio schon einmal vergeblich um einen Start bemüht hatte: „Es liegt nun allein an den Verbänden, ihren Bekundungen zur Inklusion auch Taten folgen zu lassen.“

Sollte es diesmal für Tokio klappen, sei eine Medaille „nicht unmöglich“, sagte der 32-Jährige: „Aber ganz ehrlich: Darum geht es mir nicht. Ich bin paralympischer Sportler, meine Medaille gewinne ich bei den Paralympics. Mir geht es darum, eine Message für den paralympischen Sport zu senden. Es gibt immer noch Leute, die Scherze über unseren Sport machen, obwohl wir tolle Leistungen bringen.“

Weltrekord bei Para-EM in Polen

Bei seinem Weltrekord in Polen sprang Rehm acht Zentimeter weiter als Lutz Dombrowski bei seinem Olympiasieg 1980 mit dem bis heute geltenden nationalen Rekord der Nichtbehinderten. „Das war schon auf meiner bucket list“, sagte Rehm lachend: „Jetzt ist der paralympische deutsche Rekord weiter als der olympische. Das ist schon ein Zeichen.“

Dass seine Prothese der Grund sei, akzeptiert Rehm nicht. „In meinem Feld haben alle die gleiche Technik, aber die Sprünge sind wesentlich kürzer.“ Auf den Zweitplatzierten hatte Rehm 1,64 Meter Vorsprung.

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