„Abgehakt“: Lesser will nach verkorkster WM angreifen

Von Von Sandra Degenhardt, dpa

dpa Nove Mesto. Die Biathlon-WM 2021 ist für Erik Lesser eine zum Vergessen. So schlecht ist der Routinier noch nie gewesen. Doch der Skijäger aus Thüringen ist ein Steh-Auf-Männchen.

„Abgehakt“: Lesser will nach verkorkster WM angreifen

Hat die verkorkste Biathlon-Heim-WM bereits zu den Akten gelegt: Erik Lesser. Foto: Sven Hoppe/dpa

Zu Hause in Oberhof hat Erik Lesser bei seiner Familie neue Kräfte gesammelt.

Schnee schippen inklusive Bier als kleiner Belohnung, Spaziergänge mit dem Hund - aber vor allem seine zweijährige Tochter Anouk dürfte dafür gesorgt haben, dass der zweimalige Biathlon-Weltmeister die schlechteste WM seiner Karriere nun „abgehakt und vergessen“ hat. Jetzt blickt der 32-Jährige nur noch nach vorn und nimmt sein Saisonziel Top 15 im Gesamtweltcup ins Visier. Gute Leistungen beim ersten von zwei Weltcups im tschechischen Nove Mesto sind dafür Voraussetzung, ehe dann ab 19. März das Saisonfinale in Östersund steigt.

„Ganz einfach wird der Auftakt in Nove Mesto ganz sicher nicht sein. Aber das Training war soweit ganz ordentlich, ich habe meinen Körper wieder gefordert und gefördert“, sagte Lesser dem MDR Thüringen Journal vor dem Start des letzten Trimesters, das am Donnerstag (16.05 Uhr/ZDF und Eurosport) mit der Damen-Staffel beginnt. Die Männer sind im Quartett am Freitag (15.20 Uhr) dran.

„Ich bin ganz guter Dinge, dass ich zumindest wieder zu alter Form auflaufen kann“, sagte Lesser, der ausgerechnet bei den Weltmeisterschaften in Pokljuka im Leistungstief war und mit Rang 66 im Sprint ebenso enttäuschte wie bei seinem Staffeleinsatz, wo er als Startläufer völlig einbrach und Deutschland damit aus dem Rennen war. „So schlecht, wie es da lief, kann es nicht noch mal werden“, sagte Lesser. Auch die Teamkollegen hatten bei den Titelkämpfen in Slowenien Mitleid. „Es ist natürlich bitter, dass so etwas zum Höhepunkt passiert“, sagte Olympiasieger Arnd Peiffer, der aber keine Zweifel an der Leistungsfähigkeit Lessers hat.

Genau wie er selbst vor den letzten drei Weltcups des Winters. „Ich will in die Top 15 der Gesamtwertung kommen, das ist wieder mein großes Ziel. Da habe ich in den letzten Rennen doch einiges liegenlassen“, sagte Lesser derweil. In der Wertung ist der dreimalige olympische Medaillengewinner derzeit 18., hat 77 Punkte Rückstand auf Rang 15. Am Samstag im Sprint und am Sonntag in der Verfolgung muss es dann besser als bei der WM vor zweieinhalb Wochen laufen, wo er nach seinem desaströsen Sprintergebnis die Qualifikation fürs Jagdrennen verpasste.

Warum es in der Staffel so schlecht wie noch nie lief, weiß Lesser immer noch nicht. „Für das Leistungsversagen in der Staffel habe ich auf alle Fälle keine Antwort. Es ist mir noch ein bisschen schleierhaft, ob ich vielleicht mein System-Update nicht ganz gemacht habe oder mein System grundsätzlich falsch gebootet habe an dem Tag“, sagte Lesser, für den ein Karriereende noch kein Thema ist. „Der Saisonverlauf würde dem nicht entsprechen. Ich weiß, dass mein Körper mehr kann, als ich in der Staffel gezeigt habe. Mein Ziel ist weiterhin Peking nächstes Jahr“, sagte Lesser mit Blick auf die Olympischen Spiele 2022.

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