Anfangs Ende

Köln-Trainer Markus Anfang muss trotz Zweitliga-Tabellenführung sofort seinen Posten räumen

Die Tabellenführung war nicht genug: Drei Spieltage vor dem Saisonende ist Markus Anfang beim 1. FC Köln beurlaubt worden. Der Posten beim designierten Bundesliga-Aufsteiger war sein Herzensjob.

Köln /DPA - Im Nachhinein wirkt die Werbung im Clubmagazin wie eine bizarre Vorahnung. „Wo alles anfing, soll es auch ein gutes Ende nehmen – Prost Köln!“ lautete der Slogan zur Anzeige, die Markus Anfang vor dem Anpfiff seines letzten Spiels als Trainer des 1. FC Köln mit einer Flasche Kölsch in der Hand im Stadionheft zeigte. Die Partie gegen Darmstadt 98 ging 1:2 (0:1) verloren, am Samstagmorgen hatte die Amtszeit von Anfang beim FC ein Ende. Trotz der souveränen Tabellenführung und des bevorstehenden Aufstiegs.

„Mein Kölner Herz trägt Trauer“, sagte der gebürtige Kölner, der genau 300 Tage nach Amtsantritt beurlaubt wurde und den Aufstieg mit seinem Herzensverein nun nicht mehr selbst zu Ende bringen darf. „Ich muss die Entscheidung akzeptieren, auch wenn sie natürlich schmerzt“, ließ sich Anfang in einer Vereinsmitteilung zitieren.

Ein Verbleib des 44-Jährigen über den Sommer hinaus war zuletzt immer unwahrscheinlicher geworden. Eine Trennung noch in der Saison ist jedoch ein harter Schritt. Zwar ist von Feierlaune in der Domstadt nichts, aber auch gar nichts zu spüren, Kritik an der Taktik hielt sich ebenso hartnäckig wie Gerüchte über Unstimmigkeiten mit Teilen der Mannschaft. Doch in Sachen Aufstieg fehlt trotz vier Spiele ohne Sieg nur noch die Vollzugsmeldung.

„Die Mannschaft wird es in den letzten drei Saisonspielen auf jeden Fall über die Ziellinie schaffen“, sagte auch Anfang. Sport-Geschäftsführer Armin Veh sah das große Ziel aber offenbar als gefährdet an. „In dieser Phase der Saison war es notwendig, etwas zu verändern, um unser Ziel nicht in Gefahr zu bringen“, erklärte er.

Vor zwei Wochen hatte Anfang noch Lob von allen Seiten für seinen bewegenden und menschlichen Auftritt erhalten. Sein Vater Dieter hatte am 10. April kurz vor dem Spiel in Duisburg einen Herzinfarkt im Stadion erlitten. Anfang Junior erschien zwei Tage später wieder zum Training. Es wäre der Wunsch seines Vaters gewesen, betonte er in einer bemerkenswerten Pressekonferenz.

Den mindestens einen theoretisch noch fehlenden Sieg aus drei Spielen sollen André Pawlak und Manfred Schmid als dessen Assistent holen. Pawlak hatte die U21 des FC als beste Rückrundenmannschaft in eine gute Ausgangsposition für den Klassenverbleib gebracht. Der Österreicher Schmid war kongenialer Partner seines Landsmanns Peter Stöger beim Aufstieg 2014 und dem Einzug in die Europa League 2017. Im Februar war er als Chefscout zurückgekehrt.

Stöger hat sein Unverständnis vor allem für den Zeitpunkt der Beurlaubung seines Nach-Nachfolgers geäußert. „Drei Runden vor Schluss einen Trainer zu entlassen, der die Zielsetzung erreichen würde, ist für mich als Außenstehender nicht ganz nachvollziehbar. Das ist schon kurios“, sagte Stöger: „Der Zeitpunkt ist eigenartig. Wenn man dem Trainer sagt, es geht im Sommer nicht weiter, dann versteht er das schon. Wir sind nicht so dumm, wie man meint.“ Eine eigene Rückkehr hält Stöger für ausgeschlossen. „Ich glaube nicht, dass Armin Veh seine Meinung geändert hat“, sagte er in Richtung des Sport-Geschäftsführers.

Für die Nachfolge in der kommenden Saison werden bereits Namen an der Kölner Gerüchtebörse gehandelt. Der ehemalige FC-Stürmer Bruno Labbadia, der am Saisonende in Wolfsburg aufhört, gehört demnach ebenso zum Kandidaten-Kreis wie der beim Zweitligisten Regensburg erfolgreiche Achim Beierlorzer, der zuletzt in Hannover beurlaubte André Breitenreiter und der mit Huddersfield Town in die Premier League aufgestiegene David Wagner. Der bei Hertha BSC aufhörende Pal Dardai hat laut „Bild“-Zeitung schon abgesagt.