Auch weiter unbesiegt noch unzufrieden: VfL hadert mit sich

dpa Düsseldorf. Drin oder nicht drin? Klarer Fall: Nicht drin. So dachten viele vor dem vermeintlich irregulären Tor Düsseldorfs beim 1:1 gegen Wolfsburg. Tatsächlich lässt sich dies nicht abschließend klären. Unzufrieden war der VfL dennoch - wegen des eigenen Spiels.

Auch weiter unbesiegt noch unzufrieden: VfL hadert mit sich

Düsseldorfs Matthias Zimmermann (l) spielt beim Dull mit dem Wolfsburger Josip Brekalo einen Ball im Aus. Foto: Marius Becker

Nach seinem fünften Tor im dritten Spiel am Stück gegen Fortuna Düsseldorf war Wout Weghorst niedergeschlagen und angefressen. Dies mag angesichts des punktemäßig guten Saisonstarts seines auch nach vier Spieltagen noch unbesiegten VfL Wolfsburg verblüffen.

Nach dem 1:1 (1:1) am Freitagabend in Düsseldorf steht der Europa-League-Teilnehmer mit acht Punkte erneut von Beginn an in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Die Bilanz fällt gar etwas besser aus als in der Vorsaison. Die miese Laune Weghorsts lag auch nur zum Teil an einer vermeintlichen Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns um Manuel Gräfe, die auch der Videoschiedsrichter vor dem 1:0 der Fortuna nicht korrigiert hatte.

„Ich habe im Spiel schon gesehen, dass er aus war. Ich habe jetzt noch ein Video und ein Foto gesehen. Bei allem Respekt, dass war schon komisch“, echauffierte sich Weghorst. Vor Nico Gießelmanns sattem Schuss zur Führung Düsseldorfs (17. Minute) war der Ball zuvor bei einer Hereingabe von Matthias Zimmermann nach etlichen Kameraperspektiven zu urteilen klar im Aus. Ob er aber tatsächlich vollständig im Aus war, konnte niemand mit Gewissheit sagen. Weil es die entscheidende Perspektive - die von oben - nicht gab.

Somit sprach auch Wolfsburgs Sportchef Jörg Schmadtke eher von einem „technischen Problem“ und eben keinem menschlichen. „Da brauchen wir dann überall die 3D-Technik, so wie an der Torlinie bei einer Torentscheidung“, befand der gebürtige Düsseldorfer und langjährige Fortuna-Torhüter. Wie Weghorst und alle anderen Wolfsburger räumte Schmadtke daher ein, dass das Unentschieden trotz der vermeintlichen Benachteiligung „gerecht“ gewesen sei. „Wir müssen uns über unsere eigenen Fehler unterhalten“, meinte auch Trainer Oliver Glasner.

Und genau dies war auch das, was Weghorst auf die Palme brachte. „Da gibt es nichts zu gratulieren. Das ist ein enttäuschendes Ergebnis für uns alle“, wetterte Weghorst, der immerhin noch den Ausgleich besorgte hatte (29.). Wer sonst? Gegen Fortuna trifft der 27-Jährige beständig. In der Vorsaison schon bei den beiden 5:2- und 3:0-Siegen schoss Weghorst vier Treffer und gab drei weitere Torvorlagen. Diesmal genügte sein erneutes Tor nicht zum erneuten Sieg und zur Tabellenführung für eine Nacht. Angesichts der Leistung wäre dies auch paradox gewesen. Abstiegskandidat Düsseldorf erkämpfte sich den Punkt gegen den Europapokalstarter mit viel Leidenschaft. „Gieriger und zweikampfstärker“ seien die Fortunen gewesen, räumte der diesmal von Beginn an spielenden Admir Mehmedi wahrheitsgemäß ein.

Mit der Hereinnahme des Schweizer Angreifers für den Brasilianer Joao Victor, den der neue VfL-Coach Glasner vom Linzer ASK mitbrachte, erhofften sich viele eine spielerische Verbesserung. Sie trat nicht ein. Auch wenn die Ausbeute stimmt, spielerisch fehlt in dieser Saison noch einiges. Glasner verordnete den Niedersachsen eine Abkehr vom feineren Aufbauspiel unter Vorgänger Bruno Labbadia. Ganz modern wie neuerdings von etlichen jungen Trainern gewünscht, die der Schule von Jürgen Klopp folgen, soll unter dem Österreicher ein kraftvoller Umschalt-Fußball zelebriert werden. Dabei gibt es noch viel zu tun.

Auch weiter unbesiegt noch unzufrieden: VfL hadert mit sich

Nach seinem fünften Tor im dritten Spiel am Stück trotzdem angefressen: Wolfsburgs Wout Weghorst. Foto: Marius Becker