„Auf dem Platz nicht das Geforderte gezeigt“

Interview Großaspachs Sportvorstand Michael Ferber hadert mit der jüngsten Leistung, im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga nimmt er das SG-Team nochmals in die Pflicht. Vor dem drittletzten Spiel am Sonntag (14 Uhr) in Offenbach spricht der 36-Jährige zu einigen Themen Tacheles.

„Auf dem Platz nicht das Geforderte gezeigt“

Sportvorstand Michael Ferber packt das SG-Team auf der Zielgeraden nicht mehr mit Samthandschuhen an, sondern will es mit klaren Worten noch einmal wachrütteln. Foto: A. Becher

Sie mahnten nach dem 0:1 in Homburg die Grundtugenden an: Aggressivität, Biss, Kompaktheit, Zusammenhalt. Die Reaktion: der verpennte Beginn gegen Elversberg und ein 0:2, bei dem es bis zum Ende blieb. Wie bewerten Sie das?

Diese Tugenden habe ich in der ersten Hälfte vor allem beim Gegner gesehen. Das, was wir an den Tag legen müssten, hat überwiegend Elversberg geliefert. Wir waren viel zu schläfrig. In der zweiten Halbzeit ist es zwar besser geworden, aber insgesamt haben wir auf dem Platz nicht das Geforderte gezeigt.

Auch Trainer Hans-Jürgen Boysen übte anschließend harsche Kritik, nicht zum ersten Mal. Hat das Team den Ernst der Lage etwa immer noch nicht erkannt?

Ich denke, der größte Teil des Teams ist sich des Ernstes der Lage bewusst und versucht alles Mögliche zu tun, um aus der Situation rauszukommen. Sie bekommen es aber derzeit nicht auf den Platz. Die mentale Stärke und den unbedingten Glauben brauchst du nun aber, um zu bestehen. Diejenigen, die sich des Ernstes der Lage nicht bewusst sind, werden uns nicht weiterhelfen.

Noch schlimmer wäre, wenn es zumindest einzelnen Spielern egal sein sollte, weil sie mit dem Kopf schon bei anderen Klubs sind. Sehen Sie diese Gefahr?

Nein, aber der eine oder andere Spieler ist sich vielleicht nicht richtig im Klaren, was ein Abstieg für ihn persönlich bedeutet.

Die SG wollte das Ruder auch mit den vier Zugängen im Winter herumreißen. Bei Dominik Salz und Manuel Konrad hat das Verletzungspech zugeschlagen, aber haben Sascha Mölders und Lamar Yarbrough die Erwartungen erfüllt?

Wir wollten vier Eckpfeiler holen und alle vier Spieler haben in den Partien, in denen sie auf dem Platz waren, nachgewiesen, dass sie Eckpfeiler sein können. Wir hatten das große Pech, dass zwei dieser Stützen verletzungsbedingt überwiegend schmerzlich vermisst wurden. Das war nicht zu kompensieren und ist auch ein Grund, warum wir aktuell weiter dort stehen, wo wir stehen. Die zwei anderen haben die erwarteten Tugenden mitgebracht und die Hoffnungen erfüllt, die wir in sie gesetzt hatten – da rede ich nicht alleine vom Sportlichen, sondern auch von den Führungsqualitäten.

Drei Spiele sind es noch, nur ein Sieg am letzten Spieltag beim Abstiegsrivalen in Koblenz wird kaum reichen. Woher nehmen Sie die Hoffnung, dass es am Sonntag beim Dritten in Offenbach oder am Samstag darauf gegen den Zweiten aus Ulm etwas Zählbares gibt?

Ich glaube auch, dass es nicht ausreicht, am letzten Spieltag einen Sieg zu landen. Wir müssen schon vorher Punkte holen. Wir haben gegen Elversberg in der zweiten Hälfte gesehen, dass wir uns auch gegen Spitzenteams, wie es Offenbach und Ulm ebenfalls sind, Möglichkeiten erarbeiten können. Ich hoffe, dass Dominik Salz und Manuel Konrad noch einmal zurückkehren und wir das nötige Matchglück haben, das uns abhandengekommen ist. Zudem kommt uns vielleicht zugute, dass Offenbach das Titelrennen laut eigenen Angaben abgehakt hat. Ich will das aber auch nicht zu hoch hängen, denn auch für Homburg ging es um nicht mehr viel und wir haben dort verloren.

War es eine Option oder könnte es noch eine werden, dass der neue Coach Evangelos Sbonias sein Amt nicht erst im Sommer antritt, sondern Hans-Jürgen Boysen sofort ablöst, um im Abstiegskampf noch einen Impuls zu setzen?

Diese Überlegung hat es bislang nicht gegeben und unser Ziel ist es auch ganz klar, die Saison in der aktuellen Konstellation zu beenden und gemeinsam mit Hans-Jürgen Boysen den Klassenerhalt zu schaffen.

Das Hauptaugenmerk gilt dem Abstiegskampf, aber Sie planen zweigleisig, oder?

Da sind wir dabei, ja. Das erkannt man auch daran, dass wir unseren neuen Cheftrainer ligaunabhängig verpflichtet haben. Wir sind mit ihm bereits bei der Kaderplanung und führen zweigleisige Gespräche – sowohl mit Spielern, die aktuell bei uns sind, als auch mit potenziellen Zugängen. Das wäre fatal, wenn wir das nicht machen würden. Auch wenn wir natürlich weiterhin an den Klassenerhalt glauben.

Gibt es überhaupt Spieler im Kader, die Verträge für die Oberliga haben?

Die gibt’s, aber es ist nicht der überwiegende Teil. Prinzipiell dürfen wir nicht vergessen, dass es, was das Thema Professionalität betrifft, auch ein enorm großer Schritt von der Regional- in die Oberliga wäre. Das ist klar und das werden wir als Klub auch bedenken, wenn wir festlegen, mit welcher Ausrichtung wir in die neue Runde gehen.

Elias Rahn und Flavio Santoro sind an die TSG Backnang ausgeliehen, zudem sollen die Maier-Zwillinge Großaspachs Interesse geweckt haben. Was können Sie zu diesen Personalien sagen?

Elias Rahn und Flavio Santoro haben bei der TSG die erhoffte Spielpraxis gesammelt. Sie machen es sehr gut und das beobachten wir natürlich auch. Beide haben für die kommende Runde unabhängig von der Liga einen Vertrag bei uns. Stand jetzt kehren auch beide zurück. Leon und Loris Maier sind sicherlich für viele Vereine in der Region sehr interessant, auch für uns.

Gefährdet die fehlende Planungssicherheit die Ziele in der kommenden Runde – sei es eine bessere Regionalliga-Saison oder der direkte Wiederaufstieg?

Das glaube ich nicht, denn die Runde dauert nur noch gut zwei Wochen. Wenn es runtergehen sollte, hätten wir im Vergleich zur Oberliga, in der bis Juni gespielt wird, einen gewissen zeitlichen Vorsprung für die Planung. Bleiben wir in der Regionalliga, haben wir viel mehr bestehende Verträge. Daher sehe ich im Moment keinen Nachteil.

Dritte Liga, Regionalliga, Oberliga – wo sehen Sie die SG in ein paar Jahren?

Das ist in unserer aktuellen Situation eine schwierige Frage, aber ich sehe das Potenzial für einen gestandenen Regionalligisten.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Mölders zum TSV Landsberg?

Gerüchteküche Laut bayerischen Gazetten verlässt Sascha Mölders den Fußball-Regionalligisten Großaspach nach dieser Saison wohl wieder, für manches Blatt ist es sogar schon Fakt. Mal, um Spielertrainer beim TSV Landsberg in der Bayernliga Süd zu werden, mal, um beim selben Verein als spielender Assistenzcoach anzuheuern. Klar ist nur: Der Vertrag des 37-Jährigen läuft aus, eine Verlängerung ist vor allem im Abstiegsfall unwahrscheinlich. Doch so weit ist es noch nicht, weshalb sich die SG-Verantwortlichen nicht mit Gerüchten beschäftigen, sondern den Fokus auf die letzten drei Spiele richten.

Gelbsperre Wie es bei der SG ohne Sascha Mölders läuft, wird sich am Sonntag schon einmal zeigen. Das drittletzte Saisonspiel in Offenbach verpasst der Stürmer, weil er sich zuletzt die fünfte Gelbe Karte einfing.