Auf dem Weg zum großen Ziel

Im Alter von acht Jahren hat Lena Schlag mit ihrem Bruder überlegt, welche Sportart infrage kommen könnte. Sie hat sich für die Leichtathletik und die LG Weissacher Tal entschieden und das bis heute nicht bereut. Ihr Ziel ist die deutsche Meisterschaft.

Auf dem Weg zum großen Ziel

Leichtathletin Lena Schlag von der LG Weissacher Tal hat sich auf die Hürdenstrecken spezialisiert. Foto: R. Görlitz

Von Andreas Ziegele

Es fällt schwer, eine 20-Jährige als alten Hasen der Leichtathletik zu bezeichnen. Bei Lena Schlag trifft das aber zu. Seit über zwölf Jahren ist sie aktiv und gilt neben Kathrin Wurst als das Aushängeschild der Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Weissacher Tal. Der Vorsitzende der LG, Timo Kühnert, sagt über seine Vorzeigesportlerin: „Vom Ehrgeiz her vergleiche ich sie mit Laura Dahlmeier“ (ehemalige Biathletin). Sie selbst nennt ebenfalls ihren Ehrgeiz, immer das Beste zu geben und zu kämpfen bis zum Schluss, als ihre besondere Eigenschaft. „Ich bin perfektionistisch veranlagt. Ich gebe niemals auf und habe speziell bei der 400-Meter-Hürdenstrecke den nötigen Biss auf den letzten Metern.“

Die gebürtige Backnangerin hat sich mittlerweile schwerpunktmäßig auf Hürden spezialisiert und hier vor allem auf die 400-Meter-Langsprintstrecke, die bei den Sportlern als eine der härtesten Strecken überhaupt gilt. Dafür ist auch einiges an Trainingsaufwand zu leisten. Die Woche beginnt am Montag mit einer Krafteinheit mit der Langhantel. Der Dienstag ist dann für die Schnelligkeit, die Technik und die Sprünge reserviert. Nachdem der Mittwoch trainingsfrei ist, geht es am Donnerstag mit Laufeinheiten bestehend aus Intervall- und Bergläufen weiter. Abhängig davon, ob es am Wochenende einen Wettkampf gibt, wird am Freitag noch einmal an der Kraft gearbeitet. „Wenn kein Wettkampf ansteht, dann trainiere ich auch am Wochenende individuell“, sagt Schlag.

Studium und Training lassen sich vereinbaren, das Privatleben bleibt aber schon mal auf der Strecke.

Acht bis zehn Stunden pro Woche investiert die junge Sportlerin für das Training. Das lässt sich dann noch gut mit dem Studium vereinbaren. „Derzeit studiere ich im ersten Semester Sport und Chemie auf Lehramt in Stuttgart“, sagt Lena Schlag. Da bleibt schon mal das Privatleben auf der Strecke. Aber auch das ist bei ihr kein Problem: „Mein Freund, den ich bei der LG kennengelernt habe, hat hier vollstes Verständnis und trainiert auch manchmal mit mir.“

Ihre Trainerin bei der LG Weissacher Tal ist seit vielen Jahren Sinje Kühnert, die Schwester des Vereinsvorsitzenden, der sich im Bereich der Technik ebenfalls um Lena Schlag kümmert und mit denen sie auch schon erfolgreich war. „Ein Erfolg war im Jahr 2019, als ich in Ulm bei der deutschen Meisterschaft der U 20 über 400 Meter Hürden Sechste geworden bin.“ Allerdings stellt sie ihren achten Platz im Jahr zuvor über dieselbe Strecke noch darüber: „Das war sehr viel emotionaler, da es mein erstes Jahr über die 400 Meter Hürden war und ich auf der Meldeliste ziemlich weit hinten stand.“ Etwas enttäuscht war die Athletin, als sie 2019 die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft in Berlin ganz knapp wegen ein paar Hundertstelsekunden verpasst hatte. „Ich wäre wahnsinnig gerne im Olympiastadion gelaufen“, so Schlag. Dieses Ziel hat sie aber noch nicht aufgegeben. In diesem Jahr soll die Qualifikation zu den deutschen Titelkämpfen, die Anfang Juni in Braunschweig stattfinden, klappen.

„Ich weiß allerdings nicht, ob ich bedingt durch die Coronapandemie genügend Wettbewerbe haben werde, um mich zu qualifizieren“, sagt sie mit einer gewissen Skepsis. Lena Schlag will unbedingt mal baden-württembergische Meisterin werden. „Da war ich immer auf dem zweiten Platz und das möchte ich ändern.“ Lena Schlag gibt offen zu, dass sie auch schon mal einen Gedanken an einen Vereinswechsel verschwendet hat. „Klar, wenn man dann einige Erfolge hat, denkt man schon auch mal an einen größeren Verein. Aber insgesamt ist es so, dass bei der LG einfach alles passt.“ Dabei bezeichnet Schlag den Verein als „so etwas wie meine zweite Familie“. Und dieser Familie wird Lena Schlag wohl auch in Zukunft treu bleiben. Derzeit macht sie eine Trainerinnenausbildung. Sie lernt für den sogenannten C-Schein und hat bereits praktische Erfahrungen bei den U-12-Leichtathleten der LG gesammelt. Das wird besonders Timo Kühnert und die LG Weissacher Tal freuen. Denn wie sagte Kühnert schon vor zwei Jahren im Gespräch mit unserer Zeitung: „Trainer sind der Schlüssel zum Erfolg.“

Hoffnungsvolle Bestzeiten

Das Hauptaugenmerk von Lena Schlag liegt auf den Hürdenstrecken. Dabei sind ihre Bestzeiten 9,21 Sekunden über 60, 14,82 Sekunden über 100 und 1:02,28 Minuten über 400 Meter. Auch auf den Laufstrecken ohne Hürden ist sie schnell unterwegs. Ihre persönlichen Bestleistungen stehen dabei bei 7,94 Sekunden über 60 Meter, 12,45 Sekunden über 100 Meter, 59,07 Sekunden über 400 Meter und 2:28,10 Minuten über 800 Meter. Im Weitsprung hat es Lena Schlag bislang auf 5,56 Meter gebracht.

Bei der LG Weissacher Tal gibt es weitere hoffnungsvolle Athleten. Dazu gehört Aydin Tekdal. Er hat sich mit 11,05 Sekunden über 100 Meter und mit 50,44 Sekunden über 400 Meter stark entwickelt.