Zusätzlicher BVB-Frust nach Pokal-Aus: Reus fällt aus

Von Von Thomas Eßer und Tobias Brinkmann, dpa

dpa Bremen. Zum dritten Mal in Serie scheidet der BVB im Achtelfinale des DFB-Pokals aus. In entscheidenden Spielen und Saisonphasen fehlt dem Team der letzte Punch. Einen Tag nach dem bitteren Aus im Cup muss Dortmund den nächsten herben Rückschlag verdauen.

Zusätzlicher BVB-Frust nach Pokal-Aus: Reus fällt aus

Julian Brandt (l) und Mats Hummels hadern mit der BVB-Leistung in Bremen. Foto: David Hecker/dpa

Michael Zorcs Ärger über das bittere DFB-Pokal-Aus war auch am Tag danach noch nicht verraucht - im Gegenteil. „Wir sind dafür bestraft worden, dass wir in der ersten Hälfte lahmarschig, bequem und langsam gespielt haben“, sagte der Sportdirektor von Borussia Dortmund dem „Kicker“.

„Wir haben nicht so gewirkt, als wüssten wir, worum es geht.“ Als wären die ernüchternde Pokalnacht und die deutlichen Worte noch nicht Stimmungskiller genug, schockte eine Verletzungsnachricht den hochambitionierten Revierclub zusätzlich: Kapitän Marco Reus hat sich in Bremen eine Muskelverletzung zugezogen und kann nach Vereinsangaben erst in rund vier Wochen wieder ins Training einsteigen.

Der 30-Jährige verpasst damit unter anderem das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain mit Ex-BVB-Trainer Thomas Tuchel und richtungsweisende Partien im Titelkampf der Fußball-Bundesliga. Ohne Reus fehlt dem BVB der wichtigste Offensiv-Antreiber - auch wenn der Nationalspieler in Bremen kein gutes Spiel machte und seiner Top-Form hinterherläuft.

„Es hat ein bisschen die Gierigkeit gefehlt, Tore schießen zu wollen“, hatte Julian Brandt nach dem 2:3 bezeichnend festgestellt. Das dritte Achtelfinal-Aus im Cup in Serie stoppte die Euphorie um die Borussia und ihre Power-Offensive um Torjäger Erling Haaland unsanft und zeigte: Für den großen Titel-Angriff fehlt den Dortmundern noch einiges.

Dass die zuletzt in der Bundesliga als Trilogie aufgeführten Fünf-Tore-Shows nicht ewig fortgesetzt werden können, überraschte nicht. Bedenklich war am Dienstagabend vielmehr die Art und Weise, wie die Borussia lange Zeit an der Weser auftrat. Die Gierigkeit fehlte nämlich nicht nur vorne.

„Wir waren immer spät in den Zweikämpfen“, klagte Trainer Lucien Favre. Die Borussia spielte nicht wie ein vor Selbstvertrauen strotzendes Spitzenteam, sondern lässig, inkonsequent und mit haarsträubenden Fehlern im Spielaufbau. Vor dem 0:1 durch Davie Selke ließ sich Achraf Hakimi am eigenen Strafraum viel zu viel Zeit und verlor den Ball fahrlässig. Vor dem zweiten Bremer Treffer hatte Torschütze Leonardo Bittencourt nach einer unzureichend geklärten Ecke deutlich zu viel Platz.

Die Probleme sind nicht neu: Schon in der vergangenen Saison, als der BVB einen zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze verspielte, fehlte in den entscheidenden Situationen der letzte Punch.

Spielerische Klasse, Torgefahr, Unterschied-Spieler - das alles hat die Borussia. Was fehlt, sind manchmal offenbar der unbedingte Siegeswille und Profis, die in schwierigen Situationen mit Führungsqualitäten vorangehen. Kann ein Winter-Neuzugang das Problem lösen?

Nationalspieler Emre Can kam in Bremen zu seinem ersten Kurzeinsatz für Dortmund und probierte in der Schlussphase alles, um das Spiel noch in die richtige Richtung zu lenken. Mit seiner Erfahrung und seiner Körpersprache kann er zum Schlüsselspieler werden. „Nicht nur seine fußballerische Qualität ist wichtig für uns, sondern auch seine Mentalität, seine Art, dass er unbedingt gewinnen will“, sagte Zorc in der ARD.

Gegen seinen ehemaligen Club Bayer Leverkusen könnte Can das am Samstag erstmals auch über eine längere Spielzeit beweisen. Nach drei Gegnern aus der unteren Tabellenhälfte zum Rückrundenstart wird das Auswärtsduell mit der Werkself der erste wirkliche Liga-Prüfstein in diesem Jahr.

Sehr gut möglich, dass dann auch der Vollblutstürmer Erling Haaland wieder in der Startelf steht. In Bremen kam der 19-Jährige erst nach der Pause ins Spiel und belebte die Dortmunder Offensive zusammen mit dem erst 17 Jahre alten Giovanni Reyna, der mit seinem Treffer zum jüngsten Torschützen der Pokal-Historie avancierte. Mit dem Norweger Haaland könnte die von Brandt angesprochene „Gierigkeit“ zurückkehren - zumindest in den Angriff.