Axel Kromer: HC Oppenweiler/Backnang schon ganz gut gerüstet

Der Sportvorstand des Deutschen Handballbunds ist der Stargast beim Sponsoren- und Netzwerktreffen des Drittligisten. Ihm gefällt, dass der Verein bereits vorausschauend die Strukturen schafft, um am Tag X auf den angestrebten Aufstieg in die Zweite Bundesliga vorbereitet zu sein.

Axel Kromer: HC Oppenweiler/Backnang schon ganz gut gerüstet

DHB-Sportvorstand Axel Kromer wurde beim HCOB-Treffen zum Spätzleschaben eingeteilt. Es könnte ein subtiles Signal der Murrtaler an die Drittliga-Konkurrenz aus dem Badischen gewesen sein, dass die Schwaben in dieser Spielklasse den Ton angeben. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Rudi Völler hat eine gute Ausrede dafür, bei einem Verein wie der TSG Backnang in seiner Rolle als DFB-Sportdirektor bisher noch nicht vorbeigeschaut zu haben. „Tante Käthe“ ist erst seit gut sechs Wochen im Amt. Vorgänger Oliver Bierhoff konnte sich darauf nach mehr als 18 Jahren in verschiedenen Funktionen nicht berufen.

Das Pendant des Weltmeisters von 1990 sowie des Europameisters und Golden-Goal-Schützen von 1996 beim Deutschen Handballbund ist Axel Kromer, der dem HC Oppenweiler/Backnang im sechsten Jahr seines Wirkens als Sportdirektor und Sportvorstand bereits den zweiten Besuch abgestattet hat. Im März 2018 leitete er ein E-Jugend-Training in der Karl- Euerle-Halle und stand danach noch Rede und Antwort beim sogenannten Sponsoren- und Netzwerktreffen, bei dem er dieses Mal im Kochwerk erneut der Stargast war.

Es dürfte mehrere Gründe haben, warum Völler und Bierhoff bislang einen Bogen um das Murrtal machten, während Kromer den Weg wohl längst ohne Navi findet. Zum einen geht es im Handball noch viel familiärer als im Fußball zu. Zum anderen pflegen die Macher des Drittligisten, der den Sprung in die Zweite Bundesliga anpeilt, ihre Kontakte zu den Verbandsoberen. Und nicht zuletzt ist der DHB-Sportchef „ein Kind der Region“, wie ihn Moderator Alexander Hornauer ankündigte: Er wuchs in Eglosheim auf und hatte bereits in seinen früheren Rollen als Spieler und Trainer mit seinen Vereinen einige Berührungspunkte mit dem TV Oppenweiler.

„Es gab viele Freundschaften, aber auch eine große Rivalität in der Halle“, erzählte der 46-Jährige den über 100 Gästen und ergänzte schmunzelnd: „Das Gute war, dass wir damals die meisten Spiele gewonnen haben.“ Das veranlasste den Interviewer, der die passende seiner vielen Statistiken gerade nicht zur Hand hatte, zu der Replik: „Das ist eine unbewiesene Behauptung.“

Axel Kromer kennt den Breiten- und den Spitzensport aus eigener Erfahrung

Kleine Frotzeleien, die das gute Verhältnis zwischen Axel Kromer und den HCOB-Verantwortlichen sogar noch weiter unterstreichen. Der mittlerweile in Mössingen lebende und dort das C-Jugend-Team seines Sohnes trainierende DHB-Sportvorstand kennt den Handball in sämtlichen Facetten und hat auch den Kontakt zur Basis nie verloren. Weil aber auch sein Tag nur 24 Stunden hat, musste er einräumen, von der Dritten Liga in dieser Saison bislang nur wenig mitbekommen zu haben. Das Stellenprofil zwingt ihn nicht dazu, denn „wir haben es geschafft, dass unsere Juniorennationalspieler in den ersten zwei Ligen spielen“. Deren Entwicklung gilt es genau im Auge zu behalten, die des Vereins aus dem Murrtal hat er aus der Ferne aber auch registriert.

„Ich finde das super“, sagt Kromer zu der Herangehensweise, das Ziel Zweite Bundesliga ohne Umschweife zu benennen: „Nicht, weil ich hier lebend rauskommen will, sondern weil ich davon überzeugt bin.“ Nur so sei es möglich, am Tag X vorbereitet zu sein und eben nicht in ein Abenteuer hineinzustolpern, wie es bei der SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen der Fall war, als er sie 2010 in die damals zweigleisige Zweite Bundesliga führte. Sportlich lief es ganz gut und der Abstieg war nur der Einführung der Eingleisigkeit geschuldet, aber das Drumherum genügte nicht. Das mache der HCOB besser.

„Was hier offenbar gelebt wird, ist, dass die Struktur dem Sport vorangeht. Das ist Gold wert, weil das selten der Fall ist.“ Axel Kromer verweist aufs Trainingszentrum in der alten Tennishalle, das der Klub mittelfristig komplett übernimmt, und auf die Kaderplanung. Für den Aufstiegsfall sei es „wichtig, ein paar Anker zu haben“. Mit ihrer Erst- und Zweitligaerfahrung müsste das auf die drei bisherigen Neuen Axel Goller, Markus Dangers und Niklas Diebel zutreffen. „Sicherlich gut passen“ werde es auch mit dem neuen Trainer Daniel Brack: „Ich kenne und schätze ihn, er hat sich super entwickelt.“

Noch hat aber Volker Blumenschein das Sagen auf der Bank. Obwohl auch der zweite Rang für die Aufstiegsrunde reicht, will der seit dem Aus für Matthias Heineke am 22. November amtierende Interimstrainer den ersten Platz in den letzten drei Partien unbedingt verteidigen, Warum? „Weil es eine einmalige Chance ist, den Meistertitel in der Dritten Liga zu holen.“ Wenn es danach um den Sprung in die Zweite Bundesliga geht, „wollen wir die drei Bausteine zusammenbringen“, die unter seiner Regie in den letzten Monaten nacheinander erarbeitet wurden. Anfangs wurde vor allem für die Abwehr trainiert, die „mein Steckenpferd“ ist. Als der HCOB schnell weniger Tore kassierte, „haben wir unseren Baukasten im Angriff erweitert“. Und derzeit richtet sich der Fokus vor allem auf die Gegenstöße.

Eigengewächs Florian Frank kann in der angestrebten Aufstiegsrunde nicht spielen. Wie der 31-Jährige verriet, zwingt ihn seine Fußverletzung zu einer Pause von bis zu drei Monaten. Für Philipp Maurer, bereits seit 2013 beim HCOB, wäre es „toll, so richtig Geschichte zu schreiben und die Kirsche obendrauf zu setzen“. Und die Kirsche wäre, was auch sonst, der Zweitliga-Aufstieg.

Ein Kind der Region

Leichtathlet Der am 10. Januar 1977 in Ludwigsburg geborene Axel Kromer ist anfangs nicht nur ein sehr guter Handballer, sondern auch ein talentierter Stabhochspringer. Er wird 1994 sogar Deutscher Jugendmeister.

Handballer Als Aktiver spielt der 1,97 Meter große Kreisläufer für den TV Kornwestheim, den VfL Pfullingen und die TSG Söflingen in den drei höchsten Klassen (Erste und Zweite Bundesliga, damals noch Regionalliga).

Trainer Kromer ist Auswahl- und Landestrainer beim HVW, führt die SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen von der Regionalliga in die Zweite Bundesliga und wird als Co-Trainer zweimal Europameister – erst mit den DHB-Junioren, danach an der Seite von Dagur Sigurdsson mit dem A-Nationalteam.

Funktionär Nachwuchskoordinator, Sportdirektor, Sportvorstand: Kromer macht Karriere beim DHB. Derzeit gilt seine Konzentration dem „Jahrzehnt des Handballs“ mit Turnieren in Deutschland (Männer-EM 2024, Frauen-WM 2025, Männer-WM 2027).