Basketballer mit Quarantäne-Turnier zufrieden

Von Von Florian Lütticke, dpa

dpa München. Kein Corona-Fall, zufriedene Spieler und mehr Zuschauer am Bildschirm: Die Basketball-Bundesliga zieht ein positives Fazit des außergewöhnlichen Meisterturniers in München. Die Lehren sorgen nun für Hoffnung auf einen Saisonstart vor Zuschauern.

Basketballer mit Quarantäne-Turnier zufrieden

Die Basketballer aus Ludwigsburg haben das Finale beim BBL-Meisterturnier in München erreicht. Foto: Andreas Gebert/Reuters/Pool/dpa

Auf den Gängen des großen Quarantäne-Hotels der Basketball-Bundesliga fühlt sich Jonas Wohlfarth-Bottermann vor der Titel-Entscheidung ein wenig an einen Kino-Klassiker erinnert.

„Am Anfang hast du ständig jemanden getroffen. Und jetzt wird es immer leerer und leerer und leerer“, sagte der Center von Final-Teilnehmer MHP Riesen Ludwigsburg und scherzte in Erinnerung an die Buch-Verfilmung, die in einem Grusel-Hotel mit leeren Gängen spielt: „Wenn du im Finale bist, dann ist es so bisschen das Feeling von "Shining"“.

Dass von anfangs 260 Einzelzimmern nur noch ein Bruchteil belegt ist und acht von zehn Teams ausgeschieden und abgereist sind, ist für die BBL allerdings keine Horror-, sondern eine Erfolgsgeschichte, die Hoffnung für die kommende Saison macht. Bis zum Abschluss-Wochenende mit den Endspielen zwischen Ludwigsburg und Alba Berlin verlief das Turnier ohne Zwischenfälle, die Coronatests während der Spiele ergaben keinen positiven Fall. „Es hätte nicht besser laufen können bis jetzt“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz der Deutschen Presse-Agentur. Eine erste Bilanz des außergewöhnlichen Turniers.

LIGA: Das strenge Hygiene- und Sicherheitskonzept soll weiterentwickelt werden, so dass zum Saisonstart zumindest wieder vor einem Teil der Zuschauer gespielt werden kann. „Wir können wirtschaftlich nicht ohne Zuschauer spielen, oder wir bekommen staatliche Hilfen, um das zu kompensieren“, sagte Holz. Das Turnier sei „definitiv kein Dauerzustand“. Die neue Spielzeit solle bis „allerspätestens Mitte Oktober starten“, betonte der Liga-Chef.

SPIELER: Vor dem Turnier hatten mehrere Profis Vorbehalte geäußert. Dass die Spieler früher eingebunden hätten werden sollen, hat die Liga erkannt. In München äußerten sich dann zahlreiche Akteure sehr lobend über die Bedingungen im Hotel, in dem auch einen Unterhaltungsbereich mit Golf-Simulator, Dartscheibe und Tischtennisplatte aufgebaut war. „Vorweg haben wir uns das schlimmer vorgestellt. Es war sehr gut organisiert“, sagte Bambergs Elias Harris und schwärmte von der Stimmung ähnlich einer Klassenfahrt: „Man hat viele alte Gesichter gesehen.“ Und auch Akeem Vargas kehrte positiv gestimmt zurück nach Frankfurt: „Es war für alle so angenehm, dass es einem gar nicht wie der Corona-Cup vorkam.“

MODUS: Die Leistungsunterschiede im Turnier waren beträchtlich. Mehr als die Hälfte aller Partien endete mit zehn oder mehr Punkten Differenz. Da die Playoffs aufgrund des engen Terminplans mit Hin- und Rückspiel statt wie gewohnt einer Drei-Partien-Serie gespielt werden mussten, war im zweiten Duell mehrfach früh die Spannung raus. Doch es gab auch Überraschungen wie der Viertelfinal-Coup von Ludwigsburg gegen Titelverteidiger FC Bayern und packende Duelle wie das Halbfinale der Riesen gegen Ulm, in dem das Hinspiel sogar mit dem ersten Playoff-Unentschieden seit 45 Jahren endete.

MEDIEN: Als einziger Teamsport neben dem Profifußball versprach sich die Bundesliga Aufmerksamkeit durch diese Sonderrolle und sieht sich bestätigt. „Meine These war, dass wir in den drei Wochen auf allen Kanälen die gleiche mediale Reichweite haben werden wie sonst bei drei Monaten regulärem Spielbetrieb. Und das war nicht zu gewagt, das wird so sein“, sagte BBL-Chef Holz. Die Zuschauerzahlen bei Magentasport, wo alle Spiele zu sehen sind, seien „um ein Vielfaches höher“ als normal gewesen. Einschaltquoten bei Sport1 mit bis zu 170.000 Zuschauern im Schnitt habe es sonst nur im Finale gegeben. Die Aufmerksamkeit gelte es langfristig zu nutzen. „Das liegt auch an uns“, sagte Holz. „Es wird unsere Aufgabe sein, über den Sommer auf den Erfolg des Turniers aufzusetzen.“

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