Bayern ohne Kader-Bastler Salihamidzic in die USA

dpa Los Angeles. Ohne Präsident und Sportdirektor brechen die Bayern in die USA auf. Besonders Hasan Salihamidzic wird daheim dringender gebraucht. Der Transfermarkt gerät gerade in Bewegung. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verteidigt die Fernreise.

Bayern ohne Kader-Bastler Salihamidzic in die USA

Bleiben während der US-Reise des Teams daheim: Sportdirektor Hasan Salihamidzic (l) und Präsident Uli Hoeneß. Foto: Peter Kneffel

Home-Office statt Hollywood: Der eigentlich für Hasan Salihamidzic vorgesehene Sitzplatz im Charterflieger des FC Bayern nach Los Angeles blieb unbesetzt.

Der Sportdirektor reiste kurzfristig nicht mit in die USA, denn der in Europa gerade Fahrt aufnehmende Transfermarkt erfordert die Präsenz des Münchner Kaderbauers in der Heimat. Auch Präsident Uli Hoeneß ging nicht an Bord des Katar-Airways-Fliegers, der mit gut 80 Minuten Verspätung Richtung Kalifornien abhob. Der Aufsichtsratsvorsitzende habe „andere Termine“, hieß es als Begründung von Vereinsseite.

Ganz überraschend kam der Verzicht von Salihamidzic auf die US-Tour mit drei Stationen und drei hochkarätigen Testspielen gegen den FC Arsenal in L.A., gegen Real Madrid in Houston und zuletzt gegen den AC Mailand in Kansas City nicht. „Das muss man sehen, ob ich mitfliege“, hatte der 42-Jährige schon vor wenigen Tagen gesagt.

„Ich habe einiges zu tun“, bemerkte er schon da bezüglich des Transferstaus, in dem der Bundesliga-Krösus steckt. Der wichtigste Münchner Dominostein - Nationalspieler Leroy Sané von Manchester City - fällt nicht. Eigentlich hat er bis jetzt nicht mal gewackelt.

Salihamidzic bleibt also besser in der europäischen Zeitzone, um von hier im Ernstfall schneller handeln oder reagieren zu können, als das von der US-Westküste aus mit neun Stunden Zeitunterschied möglich wäre. „Wir arbeiten an einigen Sachen“, hatte der Ex-Profi am Freitag bei der Vorstellung des Weltmeisters Benjamin Pavard gesagt - ohne aber bei Sané oder anderen Bayern-Kandidaten konkret zu werden.

„Wir reden über viele Sachen. Ich werde aber nicht irgendwelche Wasserstandsmeldungen zum Transfermarkt abgeben. Wenn wir etwas zu vermelden haben, werden wir das natürlich mitteilen“, verkündete der Sportdirektor. Auf weitere Zugänge nach Rekordeinkauf Lucas Hernández (80 Millionen Euro), Pavard (35 Mio) und Sturmtalent Fiete Arp (3,0 Mio) warten nicht nur die Bayern-Fans, sondern auch Niko Kovac.

Die aktuell 17 Feldspieler reichen dem Trainer als Kaderstärke nicht aus. Auf die strapaziöse US-Tour nimmt Kovac darum acht Jugendspieler mit, um die Belastung der Profis (Hernández fehlt nach Knie-OP noch) während des Zehn-Tage-Trips mit Training, Spielen, Reisen und Marketingaktivitäten einigermaßen dosieren und steuern zu können.

Von „erschwerten Bedingungen“ hatte der Bayern-Coach daher gesprochen. „Alle Trainer, die in den letzten Jahren bei uns gearbeitet haben, haben da mitgespielt. Es ist wichtig, dass man die Reise ganz einfach so akzeptiert, wie sie ist“, stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor Medien vor dem Abflug nochmals klar. „Wir müssen zusehen, dass wir unsere Sponsoringaktivitäten, unsere Merchandisingaktivitäten auf diese Art und Weise auch in die Welt hineinbringen.“

„Ich spüre keinen Druck“, versicherte Salihamidzic zuletzt zum Transferstau, dem großen Münchner Thema im Fußball-Sommerloch. Bis zum Ende der Transferfrist in der Bundesliga am 2. September sei „noch viel Zeit“, beschwichtigte der Sportdirektor. Aber der Umbau des Kaders ist nach den Abgängen von Robben, Ribéry, Hummels, James und Rafinha nicht abgeschlossen, zumal Jérôme Boateng die prominente Liste eigentlich sogar noch weiter verlängern soll. Zudem hatte allen voran Präsident Hoeneß mehr Aktivitäten angekündigt, als bislang mit den Weltmeistern Hernández und Pavard geliefert wurden.

„Der Transfermarkt ist nicht einfach. Jeder möchte die guten Spieler behalten“, räumte Salihamidzic ein. Wie in diesem Sommer etwa Bayer Leverkusen im Fall von Kai Havertz. Das ist ein Problem. „Unsere Mannschaft zu verstärken, bedeutet, etwas Besonderes zu holen“, meinte Salihamidzic. Das kostet. Viel Geld sei im Umlauf, gerade in England und Spanien: „Man muss versuchen, sich da durchzusetzen.“

Im vergangenen Jahr saß Salihamidzic übrigens auch nicht im Flieger, als der FC Bayern in die USA abreiste. Der Sportdirektor flog damals nach Kanada, wo er den Millionen-Transfer von Außenstürmer Alphonso Davies perfekt machte. Das kanadische Fußball-Talent brachte er damals gleich mit, als er später in Philadelphia zum Team stieß.