Beachboys Thole/Wickler sensationell im WM-Finale

dpa Hamburg. Die letzte von bisher vier deutschen Männer-Medaillen bei einer Beach-WM gab es vor sechs Jahren. Nun haben die gefeierten Beachboys Thole und Wickler in Hamburg Silber schon sicher.

Beachboys Thole/Wickler sensationell im WM-Finale

Julius Thole (l) und Clemens Wickler feiern nach ihrem Sieg gegen Norwegen den Einzug ins WM-Finale. Foto: Christian Charisius

Plötzlich hat der deutsche Beachvolleyball neue Vorzeige-Gesichter. Erstmals nach dem WM-Triumph von Julius Brink und Jonas Reckermann vor zehn Jahren steht ein deutsches Männerteam wieder in einem Weltmeisterschafts-Finale.

Julius Thole und Clemens Wickler sind beim Heimturnier in Hamburg sensationell ins Endspiel gestürmt. „Emotional war es ein extremes Spiel“, sagte Abwehrspieler Wickler, der am Samstag mit einer Serie von erfolgreichen Aufschlägen im Halbfinale gegen die Topfavoriten Anders Mol und Christian Sorum die Entscheidung erzwang.

Vor 12.000 völlig ausflippenden Fans schickten Thole/Wickler die Norwegen nach einem Satzrückstand noch mit 2:1 (17:21, 21:17, 15:12) ins kleine Finale. Sie selbst treffen im Endspiel am Sonntag (14.00 Uhr) auf die Russen Wjatscheslaw Krasilnikow und Oleg Stojanowski, die ebenfalls überraschend bis zum Ende dabei sind. „Wir haben gegen sie bisher zweimal gespielt und zweimal verloren. Aber es waren immer enge Spiele“, berichtete Wickler. Thole musste erst einmal für Sonntagmorgen einen Flug in die Schweiz canceln, wo in der kommenden Woche das nächste Welttour-Turnier stattfindet. „Das war ja nicht zu erwarten“, erklärte der 22-Jährige zur „kleinen“ Planänderung.

Die Silbermedaille haben die Weltranglisten-Zwölften bereits sicher. Es ist die erste WM-Medaille für die deutschen Beach-Männer seit sechs Jahren, als Jonathan Erdmann und Kay Matysik Bronze gewannen. „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Diese WM ist ein riesen Erfolg. Dass wir dabei ein größerer Faktor sind, ist unbeschreiblich“, erklärte Thole zum bisher Erreichten.

„Die Stabilität ist beeindruckend. Ich habe sie noch nie über einen größeren Zeitraum so konstant gesehen“, erklärte Brink, der mit Reckermann 2012 auch Olympiasieger war. Thole/Wickler blieben gegen Mol/Serum, die auf der Welttour in den jüngsten vier Turnieren drei Siege und einen zweiten Platz eingesammelt hatten, trotz einiger Fehler immer cool und schlugen in den entscheidenden Momenten zurück. Wenige Stunden zuvor hatten sie die erfahrenen US-Amerikaner Nick Lucena und Phil Dalhausser ausgeschaltet. Thole setzte dabei sensationell acht erfolgreiche Blocks.

Mit dem Finaleinzug sind Jura-Student Thole aus Hamburg und BWL-Student Wickler aus Starnberg auf bestem Weg, das Erbe von Brink/Reckermann anzutreten. „Es fühlt sich zur Zeit alles locker an“, bemerkte Thole. Irgendwie kommen sich die Aufsteiger vor dem Finale „schon vor wie im Märchen“, gestand Wickler.

Hinter der märchenhaften Beach-Geschichte stecken aber vor allem ein langfristiger Plan, harte Arbeit und ein großer Betreuerstab. Vor 16 Monaten quälten sich Thole und Wickler, die erst im Herbst 2017 vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) zu einem Duo zwangsvereint wurden, noch im Hinterfeld durch die Sandkisten der Welt. „Zu Beginn der letzten Saison war es sehr schwer. Wir haben ungefähr auf dem 60. oder 70. Platz der Welt angefangen“, erinnerte Wickler.

Thole und Wickler entwickelten sich im Schnelldurchlauf von Beach-Rookies zu einem Spitzenteam. Der überraschende vierte Platz im Vorjahr beim Welttour-Finale in Hamburg war ein weiterer Beleg dafür. Seitdem spielten beide konstant in den Top Ten. „Es ist überraschend, dass sie so schnell auf einem solchen Niveau spielen“, sagte Brink.

Auch der bezwungene Kontrahent Dalhausser, als Weltmeister von 2007 und Olympiasieger von 2008 eine lebende Beach-Legende, adelte die jungen Deutschen. „Die sind 22 und 24. In dem Alter habe ich noch nicht mal den Arsch hochgekriegt“, sagte der 39 Jahre alte US-Amerikaner, einer der erfolgreichsten Beachprofis überhaupt.