Beim Tabellenzweiten einen Punkt entführt

Für die Drittliga-Handballer des HC Oppenweiler/Backnang endet das nervenaufreibende Duell beim VfL Pfullingen mit einem 30:30

Starker Auftritt: Die Drittliga-Handballer des HC Oppenweiler/Backnang brachten vom heiß umkämpften und am Ende sogar dramatischen württembergischen Duell beim Tabellenzweiten VfL Pfullingen einen Punkt mit nach Hause. Beim 30:30 nach 60 intensiven Minuten waren die Murrtaler um Trainer Matthias Heineke dem Sieg sogar näher, letztlich zeigten sich allerdings alle Beteiligten mit dem Unentschieden einverstanden.

Beim Tabellenzweiten einen Punkt entführt

Feuerte den letzten Wurf der Partie ab, wurde aber auch dabei hart bedrängt und zielte drüber: HCOB-Handballer Nikola Vlahovic. Foto: A. Hornauer

Von Alexander Hornauer

Pfullingen ist Zweiter, spielt eine starke Runde und hat daheim bislang nur gegen Spitzenreiter Fürstenfeldbruck verloren. Oppenweiler/Backnang brachte die Referenz von sieben Siegen aus den vergangenen neun Spielen mit. Nach sieben Minuten führte in diesem Kräftemessen zweier formstarker Teams der VfL mit 4:1. Beim HCOB justierte der Trainer während einer frühen Auszeit mit Erfolg nach, vor allem in der Abwehr lief es fortan besser. Anders als im Hinspiel vermieden die Murrtaler Zeitstrafen, die Defensivstrategen stellten sich geschickt an. Beim 5:5 war der Ausgleich hergestellt, kurz darauf gingen die Gäste zweimal mit einem Tor in Führung.

Wenn es in dieser Phase etwas zu kritisieren gab, dann war es die Tatsache, dass es das Heineke-Team nicht schaffte, einen klareren Vorsprung herauszuwerfen. Pfullingen stand mit dem Pfosten im Bunde und hatte auf der anderen Seite mit Kullertoren und abgefälschten Würfen, die irgendwie doch einen Weg ins Netz fanden, etwas Dusel. In den letzten Minuten vor der Halbzeit setzte Felix Raff beim HCOB wertvolle Akzente. Er traf zweimal, holte einen Strafwurf heraus, Marcel Lenz traf zum 15:14. Die Gäste führten zur Pause.

Erst schnuppert der VfL am Sieg, am Ende aber vor allem der HCOB

Pfullingen gehörte aber auch im zweiten Abschnitt die Anfangsphase. Während Oppenweiler/Backnang ein paar Möglichkeiten versiebte, kam der VfL zu Kontertoren und hatte wieder mit 20:17 die Nase vorne. Allerdings langten die Hausherren in der Abwehr ordentlich hin und kassierten deshalb Zeitstrafen. Der HCOB nutzte diese Überzahlen und hielt den Rückstand bei zwei, drei Toren. Der Ausgleich wollte jedoch auch nicht gelingen. Zwischen der 45. und 50. Minuten ließen die Gäste dann einige Torgelegenheiten aus. Axel Goller traf zum 27:23 für Pfullingen – nun sah es doch nach einem Erfolg des Favoriten aus.

HCOB-Trainer Heineke nahm eine Auszeit und ordnete das Spiel mit zwei Kreisläufern an. Der taktische Kniff erwies sich als goldrichtig. Die Rückraumspieler Evgeni Prasolov und Felix Raff nutzten die Lücken. VfL-Akteur Florian Möck musste zweimal auf die Strafbank, das verschaffte den Murrtalern einen Extravorteil. Sie glichen sechs Minuten vor dem Ende aus, mit einem Doppelschlag sorgte Raff sogar für das 30:28. Der Sieg war zum Greifen nahe, doch Pfullingen kam nochmals zum Ausgleich. Die letzte Aktion hatte jedoch HCOB-Rückraumspieler Nikola Vlahovic. Hart angegangen warf er aber drüber. Es blieb bei dem letztlich gerechten Remis.

VfL Pfullingen: Schlipphak, Gross – Schmid (4), Stahl, Keupp, Roth (6), Thiemann (2), Prinz (1), Jabot (4/4), Möck (2), Haug (2), Fischer (3), Goller (6), List, Bauer.

HC Oppenweiler/Backnang: Beutel, Koppmeier – Lenz (6/5), Buck, Sigle (3), Vlahovic (2), Wolf (5), Schöbinger, Prasolov (3), Strýc (1), Kuhnle (n.e.), Csauth, Maurer, Raff (5), Köder (3), Düren (2).

Siebenmeter: 4/4:5/6 (Lenz scheitert an Gross). – Zeitstrafen: 16:6 Minuten (Roth/zweimal, Thiemann/ zweimal, Möck/zweimal, Jabot, Fischer – Raff, Strýc, Vlahovic). – Schiedsrichter: Bittner/Casselmann (Dreieich). – Zuschauer: 900.

Hintergrund
„Alles auf eine Karte gesetzt und belohnt worden“

Nervenkitzel ist beinahe garantiert, wenn sich der HC Oppenweiler/Backnang und der VfL Pfullingen zum württembergischen Duell treffen. Im zehnten Drittliga-Spiel zwischen beiden Teams gab’s zum fünften Mal ein Remis – kein Wunder also, dass die Partie für beide Seiten längst als Klassiker gilt.

Sechs Punkte aus sechs Partien zwischen Weihnachten und Fasching hatten sich die Murrtaler mindestens vorgenommen. Angesichts von vier Auswärtsspielen und dem schweren Heimspiel gegen Tabellenführer Fürstenfeldbruck ein ambitioniertes Ziel – weil es mit 7:5 Zählern nun sogar übertroffen wurde, gab’s ein Lob von Matthias Heineke. Das anstehende spielfreie Wochenende habe sich das Team verdient, „wobei es die Spieler eigentlich gar nicht brauchen würden“. Des Trainers Analyse zur Partie in Pfullingen: „Wir haben ein Match gesehen, in dem beide Teams beeindruckende Comeback-Qualitäten bewiesen haben. Nach der Pause nutzte der VfL unsere Schwächen aus, aber meine Jungs haben die Umstellung nach der Auszeit super umgesetzt. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und wurden belohnt. Das Ergebnis passt wohl für alle.“

VfL-Coach Daniel Brack schloss sich an: „Wir sind mit dem Punkt zufrieden, schließlich lagen wir kurz vor Spielende mit zwei Toren hinten. Zehn Minuten vor Schluss hätten wir die Vorentscheidung herbeiführen können, aber es gelang uns nicht. Der 1:7-Lauf danach hört sich extrem an, aber wir haben in dieser Phase kaum in Gleichzahl gespielt, das müssen wir kritisch hinterfragen.“

Nächstes Wochenende pausiert der HCOB, weiter geht’s am 29. Februar in Oppenweiler mit dem Derby gegen Horkheim.