Belgrad-Prüfung: „Rekord“-Auftrag für Bayern-Coach Flick

dpa Belgrad. Das Mia-san-Mia ist beim FC Bayern zurück - dank Hansi Flick. Die Superserie des neuen Trainer-Stars soll die Münchner zum Gruppensieg in Europa führen. Eine Bewährungschance gibt es für Jérôme Boateng. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge wünscht sich einen Rekord.

Belgrad-Prüfung: „Rekord“-Auftrag für Bayern-Coach Flick

Ist mit Bayern München in Belgrad gefordert: Trainer Hansi Flick. Foto: Sven Hoppe/dpa

Hansi Flick huschte ein Lächeln über das Gesicht, als es um seine gefeierte Rolle als neuer Chefcoach des FC Bayern ging. „Ich genieße aktuell die Zeit hier als Trainer, klar“, sagte der 54-Jährige vor seiner Auswärtspremiere in der Champions League.

Doch der Fokus des neuen Mia-san-Mia-Erfolgsmanns war gute 24 Stunden vor dem Anpfiff längst auf die Mission Gruppensieg gerichtet. Als einer der Ersten war er beim Abschlusstraining auf dem Rasen des leeren Stadions Rajko Mitic.

„Wir wollen den Gruppensieg klarmachen, auch wenn es schwierig wird in dem Stadion und mit der Atmosphäre. Es ist wichtig, dass wir konzentriert zur Sache gehen und die Aufgabe annehmen“, sagte Flick vor der heißen Prüfung des FC Bayern bei Roter Stern Belgrad am Dienstag (21.00 Uhr/Sky).

Von der Verzögerung bei der ersten Dienstreise der Post-Hoeneß-Ära wollen sich die Münchner auf dem Weg zum erhofften 16. Gruppensieg in der Königsklasse nicht stoppen lassen. Erst kamen Flick & Co. wegen eines Staus verspätet am Flughafen an, dann mussten sie wegen dichten Nebels fast 60 Minuten auf den Abflug ins sonnige Belgrad warten. „Wir wollen genau da weitermachen, wo wir im letzten Spiel aufgehört haben“, steckte Sportdirektor Hasan Salihamidzic das Ziel ab.

Nicht dabei sind der werdende Vater David Alaba und Perspektivkraft Mickaël Cuisance. Das Fehlen von Alaba hat die große Bewährungschance für den zuletzt gesperrten Jérôme Boateng zufolge, der mit Kopfhörern im Ohr und gewohnt modisch gestylt zum Flieger schlenderte. „Jérôme hat sehr gut trainiert. Es ist eine Option mehr“, sagte Flick.

Nach der Rückkehr in Rekordzeit zum Dominanzfußball soll die fantastische Flick-Serie ihre Fortsetzung finden, ein Sieg bringt auf jeden Fall den Gruppensieg. „Wir wollen natürlich auch in Belgrad ein sehr gutes Spiel machen, wie wir das in den letzten Wochen gemacht haben“, sagte Salihamidzic, der sich mit der Frage der Dauer der Flick-Zukunft nicht befassen wollte. „Das Verhältnis zwischen Hansi Flick und dem Club ist wirklich astrein, wir tauschen uns aus und lassen uns überhaupt nicht unter Druck setzen.“

Der mindestens bis Weihnachten beförderte Flick soll die schon unter Vorgänger Niko Kovac makellose Champions-League-Bilanz ausbauen. Seine Zukunft mag er nicht kommentieren. „Ich nehme mich da nicht so wichtig, weil es um den Verein geht“, sagte Flick am Montagabend. Neben den Bayern ist nur noch Thomas Tuchels Paris Saint-Germain in dieser Saison ohne Verlustpunkt. Als Gruppensieger würde man PSG und anderen europäischen Topclubs im Achtelfinale aus dem Weg gehen.

„Wir haben nach vier Spielen vier Siege auf dem Konto“, stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zufrieden fest. Er hofft auf die Bestmarke von sechs siegreichen Gruppenspielen, was noch keiner deutschen Mannschaft glückte. „Das wäre doch ein schöner Rekord, lieber Hansi.“ Schon beim 2:0 gegen Olympiakos Piräus stand Joachim Löws Weltmeister-Assistent in der Verantwortung.

Der 54-Jährige setzt nach der 4:0-Demonstration bei Fortuna Düsseldorf im Stadion Rajko Mitic gegen das Team um den früheren deutschen Nationalspieler Marko Marin auf eine weitere Steigerung seiner Stars. Diese wollen sich vom feststehenden Achtelfinaleinzug nicht bremsen lassen. „Wir haben trotzdem das große Ziel, das Spiel zu gewinnen, um den Lauf und den positiven Trend fortzuführen und als Gruppensieger aus der Nummer rauszukommen“, sagte Leon Goretzka. Und das schon vor dem letzten Spieltag in zwei Wochen gegen Tottenham Hotspur. Er stimmte in den Chor der Flick-Befürworter ein.

Unter „Hansi im Glück“ gibt's auch wieder den Gute-Laune-
Thomas-Müller, der wieder wie Thomas Müller spielt. Am Weltmeister von 2014 ist der Flick-Effekt besonders deutlich festzumachen. „Er spielt aktuell auf einem sehr hohen Niveau, und deswegen ist er sehr wichtig“, sagte Flick. Unter Kovac zum Notnagel degradiert, tritt der 30-Jährige wieder befreit auf. „Wir sind gierig“, verkündete Müller. Gut gelaunt landete auch Präsident Herbert Hainer als Nachfolger von Uli Hoeneß mit dem Flug LH 2570 in Serbiens Hauptstadt.

Drei Spiele, drei Siege, 10:0 Tore lautet die bemerkenswerte Bayern-Bilanz unter Flick, der hoch in der Gunst der Spieler steht. „Wir sind gerade gut drauf“, sagte Dauertorschütze Serge Gnabry. Das Comeback der defensiven Stabilität stärkt die Zuversicht. „Wir haben drei souveräne Siege gehabt, drei Mal zu null. Das tut natürlich schon gut“, sagte der neue defensive Mittelfeldchef Joshua Kimmich.

Den Belgrader Fans will er einen atmosphärischen Dämpfer verpassen. „Eine coole Stimmung nimmt man immer gerne mit als Spieler. Natürlich hoffen wir, dass wir die Stimmung ein bisschen bremsen können, indem wir ein gutes Spiel abliefern“, sagte Kimmich.