Biathlon-Bronze für Männer-Staffel - „Haben uns belohnt“

Von Von Sandra Degenhardt und Volker Gundrum, dpa

dpa Antholz. Endlich haben auch die deutschen Biathlon-Männer eine Medaille. In der Männer-Staffel gab es Bronze, Schlussläufer Doll vergab den durchaus möglichen Titel-Coup bei der WM in Antholz am Schießstand.

Biathlon-Bronze für Männer-Staffel - „Haben uns belohnt“

Zwischenzeitlich hatte Philipp Horn (r) vor Martin Fourcade aus Frankreich sogar geführt. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Benedikt Doll schüttelte den Kopf und war untröstlich. Mit dem letzten Schießen vergab der Schwarzwälder das Staffel-Gold - doch von seinen Teamkollegen Erik Lesser, Philipp Horn und Arnd Peiffer gab es in Antholz keine Vorwürfe nach Platz drei hinter Frankreich und Norwegen.

„Ich bin total froh, dass wir uns belohnen konnten. Der Benni hat es am Schluss noch spannend gemacht, aber es hat gereicht“, sagte Olympiasieger Peiffer. Als ARD-Expertin sagte Rekordweltmeister Magdalena Neuner: „Mit solchen Teamkollegen findet man schnell in die Spur. Am Ende wird er Bronze feiern.“

„Später werde ich mich bestimmt freuen, aber jetzt ärgere ich mich fürchterlich“, sagte Doll und hatte Mitleid mit seinen Kollegen: „Die haben es sehr überragend gemacht und mir einen Riesenvorsprung mitgegeben. Irgendwie ist mein Selbstbewusstsein an dem Schießstand bei minus 10 und das macht es mir schwer. Das war nicht mein Rennen heute.“

36,2 Sekunden lag das deutsche Quartett nach einer Strafrunde und acht Nachladern hinter Frankreich (4 Nachlader) und 14,2 Sekunden hinter dem entthronten Weltmeister Norwegen (1 Strafrunde/12 Nachlader). Vor dem Finale am Sonntag in der Südtirol-Arena mit den beiden Massenstart-Wettkämpfen war es nach viermal Silber die fünfte deutsche Medaille - die erste für die deutschen Männer.

Zuvor hatten Karolin Horchler, die Einzel-Zweite Vanessa Hinz, Franziska Preuß und die Verfolgungszweite Denise Herrmann Staffel-Silber gewonnen. In der Single-Mixed waren Preuß und Lesser erfolgreich gewesen.

Den Grundstein für den Medaillen-Coup legte Lesser. Der eigentlich nur als Ersatzmann für die Titelkämpfe nominierte Thüringer zeigte einmal mehr eine blitzsaubere Leistung. „Der Erik ist schon so viele Staffeln gelaufen, der weiß, was er tun muss“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Zwei Tage nach dem Gewinn von Silber in der Single-Mixed-Staffel zusammen mit Preuß zeigte der 31-Jährige, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Ex-Weltmeister Lesser blieb als einziger Startläufer neben dem Amerikaner Leif Nordgren zweimal fehlerfrei und verließ als Erster den Schießstand - mit 2,2 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Emilien Jacquelin. „Ich bin megaglücklich, dass ich auf der eins übergeben habe“, sagte Lesser.

0,6 Sekunden waren es beim Wechsel auf Philipp Horn, während die hohen Favoriten aus Norwegen nach einer Strafrunde von Vetle Sjastad Christiansen bereits gut 40 Sekunden hinter der Spitze lagen. WM-Debütant Horn bekam es auf Position zwei mit Einzel-Weltmeister Martin Forucade zu tun, blieb trotz eines Nachladers beim Stehendschießen am Biathlon-Superstar dran und übergab als Erster an Olympiasieger Peiffer. „Ich hab' mich auf die Spielchen von Fourcade eingestellt“, sagte der 25-Jährige.

0,6 Sekunden Vorsprung waren es auch beim zweiten Wechsel. Titelverteidiger Norwegen als Dritter lag da bereits 1:04,4 Minuten zurück - doch auf den beiden letzten Positionen liefen die Bö-Brüder Tarjei und Johannes Thingnes.

Auch beim fünften Schießen waren Peiffer und sein Gegenspieler auf Position drei, Simon Desthieux, allein auf weiter Flur. Fast zeitgleich nach je einem Nachlader gingen der Deutsche und der Franzose in die letzten Kilometer. Doch in der Loipe setzte Peiffer sich ab und übergab mit einem Vorsprung von 12,6 Sekunden an Benedikt Doll zum großen Showdown. „Das Laufen ging gut“, sagte Peiffer und lobte die Skitechniker: „Wir hatten gutes Material.“

Beim ersten Schießen war alles wieder offen - Frankreichs Schlussläufer Quentin Fillon Maillet blieb fehlerfrei, Doll benötigte drei Reservepatronen. Beim letzten Schießen musste der Schwarzwälder dann in die Strafrunde und wurde auch noch von Norwegens Schlussläufer Johannes Thingnes eingeholt.

Stunden vor der Männer-Staffel hatte es bei Sprint-Weltmeister Alexander Loginow eine Doping-Razzia gegeben - der 28-Jährige brachte das Quartett aus Russland als Schlussläufer auf Platz vier. Loginow war von einer Sondereinheit der italienischen Polizei verhört worden.