„Bild“: Perisic absolvierte Medizincheck in München

dpa München. Der FC Bayern will Ivan Perisic als kurzfristige Verstärkung für das Flügelspiel holen. Den Medizincheck absolvierte der Kroate am Montag bereits. Unterdessen meldete sich ein anderer Wechsel-Kandidat zu Wort und behauptete, dass die Münchner was falsch gemacht hätten.

„Bild“: Perisic absolvierte Medizincheck in München

Ivan Perisic ist ein möglicher Neuzugang für den FC Bayern. Foto: Luca Bruno/AP

Nach der Kreuzband-Verletzung von Wunschspieler Leroy Sané kann der FC Bayern München mit Ivan Perisic als kurzfristiger Ersatzlösung planen.

Der bundesligaerfahrene Angreifer von Inter Mailand absolvierte am Montag die sportärztliche Untersuchung beim deutschen Fußball-Rekordmeister und könnte bereits beim ersten Liga-Spiel am Freitag gegen Hertha BSC eine Option sein. „Ja, ich hatte gerade den Medizincheck“, sagte der 30 Jahre alte Kroate der „Bild“-Zeitung, die ihn nach dem Termin in einer Praxis antraf.

„Es ist richtig, dass er heute in München war. Das kann ich bestätigen“, sagte Trainer Niko Kovac vor dem Pokalspiel in Cottbus am Abend in der ARD. Eine offizielle Bestätigung des Transfers stand zunächst noch aus. Einem spanischen Medienbericht zufolge verhandeln die Münchner zudem mit dem FC Barcelona über eine Leihe des Brasilianers Philippe Coutinho. Im Gespräch sei ein Leihgeschäft mit anschließender Kaufoption, meldete der katalanische Radiosender RAC1. Die Verhandlungen seien bereits weit fortgeschritten, hieß es.

Vize-Weltmeister Perisic wird dem Vernehmen nach für ein Jahr von Inter, wo er noch einen Vertrag bis 2022 hat, ausgeliehen. Danach sollen die Bayern die Möglichkeit haben, den Offensiv-Routinier fest zu verpflichten. Das Gesamtvolumen soll sich mit 25 Millionen Euro auf einem überschaubaren Niveau bewegen - vor allem im Vergleich zu den 150 Millionen Euro, die Manchester City Berichten zufolge zuletzt für einen Wechsel von Nationalspieler Sané verlangt hatte.

Kovac kritisierte am Abend die negativen Kommentare zu einer möglichen Verpflichtung von Perisic. „Man macht hier einen Spieler schlecht. Jeder Spieler hat den gleichen Respekt verdient. Man kann nicht über eine B-, C- oder D-Lösung sprechen. Da müssen wir uns alle mal hinterfragen“, sagte Kovac vor der Erstrundenpartie in Cottbus.

Mit Inter schienen sich die Münchner schon vor Tagen geeinigt zu haben - kein Wunder, hatte der neue Mailänder Trainer Antonio Conte doch schon vor Wochen unterstrichen, für Perisic keine Verwendung mehr zu haben. Anders gestalteten sich die Verhandlungen mit ManCity, ein Deal rückte nicht näher. Zudem verletzte sich Sané (23) jüngst das Kreuzband und würde den Münchnern - sollten sie den Angreifer trotz seiner Verletzung verpflichten - erst 2020 zu Verfügung stehen.

Zuletzt war auch Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam als Neuzugang im Gespräch - doch den marokkanischen Nationalspieler schreckte nach eigenen Angaben das Zögern der Bayern ab. Der niederländischen Zeitung „Algemeen Dagblad“ antwortete der 26-Jährige auf die Frage, München eher hätte handeln müssen: „In der Tat. Ich denke, jeder konnte sehen, was wir mit Ajax geschafft haben. Und was mein Anteil daran war. Wenn dann nicht der Club vorbeikommt, bei dem ich ein vollkommen gutes Gefühl habe, dann eben nicht.“ Ziyech verlängerte seinen Vertrag beim Champions-League-Halbfinalisten daher bis 2022.

Eine Perisic-Leihe ist deutlich unglamouröser als ein Sané-Deal und auch weniger perspektivisch als ein mögliches Ziyech-Geschäft - aber es ist eine schnelle und finanziell überschaubare Lösung. „Ein technisch starker Mann wie Ivan mit so viel Erfahrung kann auf jeden Fall sofort weiterhelfen“, meinte der frühere Bayern-Stürmer und jetzige kroatische Co-Trainer Ivica Olic in der „Bild“-Zeitung.

Die Münchner brauchen Verstärkungen für das Flügelspiel. Perisic ist als Ergänzung oder Backup für Kingsley Coman und Serge Gnabry vorgesehen und kann auf beiden Seiten spielen. Weil die Routiniers Arjen Robben und Franck Ribéry den Verein verlassen hatten, wurde die Personaldecke gerade auf den Flügeln dünn.

„Er kennt die Bundesliga, er spricht Deutsch und er hat ein großes Vertrauensverhältnis zu Bayern-Trainer Niko Kovac, denn sie kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei der kroatischen Nationalmannschaft“, meinte der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus in einer Kolumne von Sky und fand: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist top.“

Perisic wiederum kennt die Bundesliga bereits aus seinen eineinhalb Jahren bei Borussia Dortmund von Juli 2011 bis Januar 2013 und der folgenden zweieinhalb Spielzeiten beim VfL Wolfsburg. Von dort ging er im August 2015 zu Inter, wo er vier Jahre lang Stammspieler und Leistungsträger war. Doch mit Conte änderte sich die Lage abrupt - und die Bayern können der große Profiteur sein.