BKZ-Bundestrainer: DFB-Kader liefert Stoff für erste Debatten

Nach der Fußball-WM 2018 in Russland und der europaweiten EM 2021 geht die Facebook-Gruppe zur Weltmeisterschaft in Katar zum dritten Mal an den Start. Was von dem Team zu halten ist, das Hansi Flick gestern präsentiert hat, dürfte gleich ein heißes Thema sein.

BKZ-Bundestrainer: DFB-Kader liefert Stoff für erste Debatten

Der Bundestrainer und sein verlängerter Arm auf dem Platz: Was ist für die Elf um Hansi Flick und Joshua Kimmich bei der WM drin? Foto: Imago

Von Steffen Grün

Einen besseren Zeitpunkt für die Reaktivierung der Facebook-Gruppe „BKZ-Bundestrainer“ hätte es kaum geben können. Gestern Mittag hat der einzige echte Nationalcoach im DFB-Campus in Frankfurt den 26-köpfigen deutschen Kader für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Katar verraten. Viele Nominierungen, die Hansi Flick verkündet hat, waren im Vorfeld so erwartet worden, einige spannende Personalien gab es aber trotzdem. Das beginnt mit denen, die nicht dabei sind. Der prominenteste Fall ist mit Mats Hummels ein Weltmeister von 2014. Der Abwehrroutinier hoffte vergeblich auf ein Ticket, dasselbe gilt zum Beispiel für Robin Gosens. Stattdessen sind für die Innen- und die Außenverteidigung unter anderem Armel Bella-Kotchap, Christian Günter und der bis zuletzt verletzte Lukas Klostermann dabei. Auf die Ausfälle in der Offensive, die mit Timo Werner begannen und sich mit Lukas Nmecha und Marco Reus fortsetzten, reagierte der Nachfolger von Joachim Löw mit den Berufungen eines formstarken Weltmeisters und zweier Neulinge: Mario Götze, Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko sollen für Tore sorgen.

Sind die BKZ-Bundestrainer mit dem Kader einverstanden, den Hansi Flick präsentiert hat? Wen hätten sie lieber zu Hause gelassen, wen stattdessen mitgenommen? Ist die deutsche Mannschaft mit dieser Formation stark genug, um auf das bittere Vorrundenaus bei der WM 2018 und das nicht minder enttäuschende Aus im Achtelfinale bei der EM 2021 mal wieder mit einem erfolgreichen Turnier zu reagieren? Und was wäre überhaupt ein Erfolg? Nur der fünfte Weltmeistertitel oder kann bereits die Vorrunde mit den Kontrahenten aus Spanien, Japan und Costa Rica zum Stolperstein werden? Fragen, mit denen sich zunächst die gut 300 Mitglieder der Facebook-Gruppe beschäftigen können, die ihr auch während der Ruhephase seit dem Abpfiff der vergangenen EM treu geblieben sind. Dieser Kreis hofft allerdings auf raschen und regen Zuwachs, denn es gibt Diskussionsstoff en masse.

Auch die vielen Kritikpunkte am Turnier in Katar sollen diskutiert werden

Nicht zuletzt deshalb, weil es diese WM beinahe verbietet, ausschließlich die sportlichen Themen im Auge zu haben. Es ist ohne Zweifel ein besonderes Turnier, das vom 20. November bis zum 18. Dezember in dem Zwergstaat in der Wüste ausgetragen wird, aus einer Vielzahl von Gründen. Wohl noch nie war die Vergabe an ein Land so umstritten wie in diesem Fall – und das, obwohl die WM beispielsweise auch schon 1978 in Argentinien zu Zeiten einer brutalen Militärdiktatur oder 2018 in Russland trotz der längst vollzogenen Annexion der Krim über die Bühne ging. Und nun also Katar, das seit dem nicht zum ersten Mal von mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen begleiteten Zuschlag vor zwölf Jahren auf engstem Raum acht Stadien aus dem Boden gestampft oder aufwendig modernisiert hat. Der Gastgeber sieht sich mit einer Vielzahl von Vorwürfen konfrontiert: Es geht um Menschenrechtsverletzungen sowie um den Umgang mit Frauen, Minderheiten und den vielen Gastarbeitern, unter denen es laut der britischen Tageszeitung „Guardian“ seit 2010 mehr als 6500 Tote gegeben haben soll. Katar spricht von weniger als 50 Toten, weist auch andere Kritikpunkte zurück und verweist auf Reformen, die zunehmend greifen würden.

Diese Aspekte sollen in den kommenden Tagen und Wochen in der Facebook-Gruppe unserer Zeitung keineswegs unter den Teppich gekehrt werden, auch dazu ist die Meinung der BKZ-Bundestrainer gefragt. Ist es ein No-Go, die WM an ein Land zu vergeben, das den hiesigen demokratischen Prinzipien nicht genügt, oder bietet dieses Turnier sogar die Chance auf Verbesserungen? Ist die Fifa insgesamt noch eine zeitgemäße Organisation oder wäre es besser, sie aufzulösen und ohne die Blatters und Infantinos dieser Welt einen neuen Verband zu gründen? Wie ist es überhaupt um das Interesse an einer WM bestellt, die erstmals im November und Dezember stattfindet, um der größten Hitze im Gastgeberland zu entgehen? Wo und in welchem Kreis werden die Spiele geschaut, wenn es keine sommerlichen Grillpartys und keine Public-Viewing- Veranstaltungen unter freiem Himmel gibt? Sollte es TV-Geräte auf Weihnachtsmärkten geben oder passen die WM-Spiele und die besinnliche Stimmung nicht zusammen?

Wenn der Ball ab übernächsten Sonntag rollt, werden freilich aber auch die sportlichen Fragen breiten Raum einnehmen. Was gibt es zu den Leistungen des DFB-Teams zu sagen? Welche Spieler muss Flick rausnehmen, welche reinwerfen? Welche Nationen sind die Favoriten und wie schlagen sie sich? Welche Stars liefern beeindruckende oder enttäuschende Leistungen ab? Welche fußballerischen Entwicklungen sind bei der WM zu bestaunen? Es gibt nichts, was nicht diskutiert werden darf, solange es um die Weltmeisterschaft und um das Drumherum geht und der Ton sachlich bleibt. Letzteres ist allerdings Grundvoraussetzung und wird im Fall der Fälle mit Nachdruck eingefordert und durchgesetzt. Während des Turniers wird es auch einige Videos geben, in denen Sportler, Trainer und Funktionäre zu Wort kommen, nicht zwingend nur aus dem Fußballbereich. Nun gilt: Los gehts, die Diskussionen der BKZ-Bundestrainer sind zum dritten Mal nach 2018 und 2021 eröffnet.

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Gemeinschaft Die Facebook-Gruppe „BKZ-Bundestrainer“ ist eine Alternative zum Public Viewing – insofern, dass sie die Möglichkeit bietet, mit vielen anderen Fußballfans zu fachsimpeln, ohne zusammenzusitzen.

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