Brendels Serie gerissen - Vierer wieder auf Erfolgskurs

dpa Szeged. Licht und Schatten bei Deutschlands Vorzeige-Paddler Brendel: Der Potsdamer, der im Weltcup nicht einen Sieg einfuhr, holte über 500 und 5000 Meter seine WM-Titel elf und zwölf. Auf seiner Paradestrecke riss seine einmalige Siegesserie. Verlass war auf den Kajak-Vierer.

Brendels Serie gerissen - Vierer wieder auf Erfolgskurs

Der Kajak-Vierer um Max Rendschmidt (l-r), Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke. Foto: Tamas Kovacs/MTI

Diesmal verließen Sebastian Brendel auf den letzten Metern die Kräfte. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger hat seinen fünften WM-Titel in Serie auf seiner Paradestrecke im Canadier-Einer über 1000 Meter verpasst.

Der 31-jährige Potsdamer musste sich bei den Weltmeisterschaften im ungarischen Szeged trotz seiner Führung zur Hälfte des Rennens mit Platz vier trösten. Fünf Hundertstelsekunden fehlten am Ende für Bronze. Den Sieg sicherte sich der starke Brasilianer Isaquias Queiros dos Santos vor dem Polen Tomasz Kaczor und dem Franzosen Adrien Bart.

Damit ist die unglaubliche Siegesserie nach fünf Jahren gerissen. Doch nach einer Weltcup-Saison ohne Sieg weiß Brendel ein Jahr vor Olympia: Er kann in der Weltspitze mithalten. Immerhin hatte er am Samstag über die nicht-olympische Distanz von 500 Metern seinen elften WM-Coup perfekt gemacht und mit Titel Nummer zwölf über 5000 Meter für einen goldenen Abschluss gesorgt.

Bis zur Halbzeitmarke hatte Brendel auch auf der doppelten Distanz geführt, nachdem der Chinese Pengfei Zheng zunächst einen Blitzstart hingelegt hatte. Doch dann konnte der Potsdamer nicht mehr kontern, weil „ich am Anfang zu viel investiert hatte“. Danach war er untröstlich. „Die Enttäuschung ist riesengroß, ich hatte mir auf jeden Fall eine Medaille vorgenommen“, sagte Brendel und fügte mit Blick auf Olympia an: „Die Quote für Tokio ist gesichert. Jetzt muss ich konsequent weiterarbeiten.“ Noch im Vorfeld hatte er gesagt: „Ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine.“

Zurück auf Erfolgskurs ist das Flaggschiff des Deutschen Kanu- Verbandes. Der Kajak-Vierer musste bei den Europaspielen in Minsk gegen Russland die erste Niederlage in einem wichtigen Rennen seit drei Jahren hinnehmen. Diesmal war auf das Quartett Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke wieder Verlass. Mit Gold vor Spanien und der Slowakei untermauerte die Crew ihre Favoritenstellung für Tokio 2020.

„Köszönöm Szeged“, bedankte sich der 37-jährige Rekordmann Rauhe mit Tränen in den Augen und betonte: „Es hat super funktioniert bei uns im Boot“. Er feierte bei seiner letzten WM-Teilnahme seinen insgesamt 16. WM-Titel seit 1999 - Olympia in Tokio soll der goldene Schlusspunkt werden.

Zuvor kam das Frauen-Quartett mit Sabrina Hering-Pradler, Franziska John, Caroline Arft und Tina Dietze mit über vier Sekunden Rückstand auf die siegreichen Ungarinnen nur auf Rang sechs.

Ganz stark präsentierte sich der neu formierte Kajak-Zweier mit dem routinierten Max Hoff und Youngster Jacob Schopf über die 1000 Meter. Mit einem Start-Ziel-Sieg und einer Bootslänge Vorsprung gewann das Duo vor den Spaniern Francisco Cubelos/Inigo Pena und den Franzosen Cyrille Carre/Etienne Hubert. „Jacob hat einen fantastischen Job gemacht, er hat mich super rausgeschoben. Wir verstehen uns nicht nur so gut, sondern harmonieren auch im Boot bestens.“

Beim Kampf um die olympischen Quotenplätze sind indes nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen. Der hoch eingeschätzte Canadier- Zweier mit dem Magdeburger Yul Oeltze und dem Leipziger Peter Kretschmer verpasste den erhofften WM-Hattrick. Wenigstens der Quotenplatz für Tokio ist fix. „Nun müssen wir nächstes Jahr unsere Chance suchen. Die Chinesen waren in diesem Jahr saustark“, meinte Kretschmer.