Highlight in München: Titel-Showdown Bayern gegen Leipzig

Von Von Christian Kunz, Tom Bachmann und Martin Moravec, dpa

dpa München. Es knistert vor dem ersten großen Meisterschaftsshowdown des Jahres. Der FC Bayern will beim Siegeszug unter Hansi Flick die Spitze behaupten. Leipzig und Julian Nagelsmann stemmen sich gegen die Misere. Die Gäste kämpfen gegen ernüchternde Bilanzen in München.

Highlight in München: Titel-Showdown Bayern gegen Leipzig

Ist rechtzeitig zum Bundesliga-Topspiel wieder einsatzbereit: Bayerns Kingsley Coman. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Meister gegen Herbstmeister, Spitzenreiter gegen Zweiter, Wettschießen der Superstürmer - das erste große Titel-Spektakel des Jahres fasziniert die Fußball-Bundesliga.

Der wieder mit der Dominanz eines Serienchampions auftrumpfende FC Bayern kann den zuletzt gestoppten Himmelsstürmern von RB Leipzig im heißen Duell den zweiten K.o. binnen fünf Tagen versetzen und selbst den Platz an der Tabellenspitze festigen.

„Jeder fiebert bei solchen Highlights mit“, sagte der entschlossene Münchner Trainer Hansi Flick. „Es ist gerade für den FC Bayern München immer entscheidend, dass man Stärke zeigt. So gehen wir in die Spiele rein. Für viele ist es das sogenannte Endspiel, aber davon möchte ich nichts wissen, weil es sind dann noch 13 Spiele.“ RB-Coach Julian Nagelsmann schlug vor dem Spiel gegen seinen früheren Hoffenheimer Chef Flick in dieselbe Kerbe: „Grundsätzlich ist danach weiterhin alles offen, egal wie es ausgeht. Es wird nur ein wenig schwieriger, wenn wir verlieren.“

Zwar hat das erst zehnte Kräftemessen zwischen dem Branchenprimus (42 Punkte) und dem Emporkömmling (41) noch nicht den Stellenwert des deutschen Clásico Bayern gegen Dortmund. Fesselnd ist das Spiel am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) aber allemal. Bedeutsam ist es nach dem Pokal-Aus gerade für Nagelsmanns Team, das nach einem Vier-Punkte-Vorsprung nach der Hinrunde fix von den Bayern eingeholt wurde. „Dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist nach den letzten Ergebnissen normal. Vielleicht tut uns die Verfolgerrolle gut“, sagte Nagelsmann.

Die Bayern grüßen seit einer Woche wieder von ihrem Lieblingsplatz in der Tabelle und könnten den Konkurrenten durch den neunten Pflichtspielerfolg am Stück auf vier Zähler distanzieren. „Unsere Siegesserie beruhigt mich. Das spricht für uns“, kündigte Bayern-Kapitän Manuel Neuer mit rekordmeisterlichem Selbstvertrauen an. Auch in Leipzig haben die jüngsten Bayern-Auftritte Wirkung hinterlassen. „Das war unglaublich beeindruckend. Wir müssen 100 Prozent erreichen und hoffen, dass die Bayern keinen guten Tag haben“, meinte Nagelsmann.

Fünf Tage nach dem Pokal-Aus beim 1:3 in Frankfurt laufen seine wilden Tempofußballer Gefahr, die zweite Titelchance einer bemerkenswerten Saison zu verspielen. „Wir freuen uns auf die Bayern, aber es ist kein Endspiel“, stufte es Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche wie Flick ein. Zumal auch Dortmund und Mönchengladbach (beide 39) noch oben mitmischen könnten.

Trotz einer kleinen Ergebniskrise bleiben die Leipziger vor der schwierigen Auswärtsaufgabe mutig. „Wir wollen zurück an die Tabellenspitze und fahren nach München, um zu gewinnen“, sagte der in der Winterpause verpflichtete Hoffnungsträger Dani Olmo, den Nagelsmann womöglich erstmals in die Startelf schicken wird.

In drei Spielen in München konnte RB noch nie punkten, nicht einmal ein Tor glückte bei sechs Gegentreffern - und immer gab es einen Platzverweis. Die Vergangenheit soll die Nagelsmänner aber nicht groß beschäftigen, die Gegenwart ist nach drei sieglosen Spielen am Stück schon Herausforderung genug. „Leipzig ist ein bisschen angeknockt“, stellte Bayerns Mittelfeldchef Joshua Kimmich vor dem Spiel gegen die Ex-Kollegen fest. „Da ist viel Brisanz drin.“

Auch beim Duell der Top-Stürmer, Weltklassemann Robert Lewandowski gegen Nationalmannschafts-Ass Timo Werner. Mit 22 bzw. 20 Saisontoren führen die zwei Ausnahme-Angreifer die Liga-Liste an. Zwar ist es nach Ansicht von Lewandowski noch „ein weiter Weg“ zu der 40-Tore-Marke von „Bomber“ Gerd Müller, zu Bestmarken stacheln sich der 31-Jährige und der acht Jahre jüngere Werner in dieser Saison ständig an. „Es muss schon sehr gut laufen, um dranzubleiben“, sagte Werner. „Wenn die Bayern erstmal vorne sind, lassen sie sich das nicht mehr nehmen.“

Setzt sich dieser Lauf fort oder gelingt Leipzig die Wende? Als großer Trainer-Aufsteiger der vergangenen Jahre wird sich der 32-jährige Nagelsmann vermutlich etwas Besonderes einfallen lassen. „Er kann gerne zaubern, dann schauen wir, ob wir einen Gegenzauber haben“, witzelte Bayerns Co-Kapitän Thomas Müller. „Ich glaube, es wird gar nicht so viel gezaubert, sondern Fußball gespielt.“

Wie für Weltmeister-Assistent Flick könnte der Hit auch für Nagelsmann im Kampf um die ersten Meisterehren als Bundesliga-Trainer wegweisend werden. „Es ist kein Spiel der Trainer, es wird alles auf dem Platz entschieden“, ordnete es der 54-jährige Flick ein.

Bei den Bayern werden die zuletzt starken Thiago und Leon Goretzka im Mittelfeld zurückerwartet, Müller und Serge Gnabry sollen auf den Flügeln Akzente setzen. Die Leipziger werden vermutlich trotz jüngster Schwächen auf die Hinrunden-Leistungsträger Marcel Sabitzer und Konrad Laimer im Mittelfeld setzen. Als zweiter Innenverteidiger neben Dayot Upamecano ist Lukas Klostermann erste Alternative in der Abwehr, die an Stabilität eingebüßt hat. „Unabhängig von den letzten Spielen ist Leipzig eine Spitzenmannschaft“, betonte Flick.