Coronavirus schürt Formel-1-Zweifel

Von Von Martin Moravec, dpa

dpa Melbourne. Formel-1-Fracht ist längst auf dem Weg nach Australien. In knapp zwei Wochen soll in Melbourne die Saison gestartet werden. Das Coronavirus verunsichert aber auch die Motorsport-Königsklasse. Ein Grand Prix wurde schon verschoben, weitere sind fraglich.

Coronavirus schürt Formel-1-Zweifel

Der Formel-1-Auftakt soll auch in diesem Jahr in Australien stattfinden. Foto: Andy Brownbill/AP/dpa

Das Coronavirus schürt in der Formel 1 die Zweifel. Die Veranstalter in Australien wollen am Saisonauftakt in Melbourne festhalten. In Vietnam wurden dagegen die Einreisebestimmungen für italienische Staatsbürger weiter verschärft.

Dies trifft nicht nur Sebastian Vettels Ferrari-Team. Auch Alpha Tauri hat seinen Sitz in Italien, zudem beliefert die Scuderia die Teams Alfa Romeo und Haas mit Motoren. In Pirelli hat die Formel 1 außerdem einen italienischen Reifenhersteller.

„Bevor wird aufbrechen, brauchen wir Garantien“, forderte Vettels Teamchef Mattia Binotto zum Ende der offiziellen Testfahrten in Barcelona. „Wir dürfen nicht erst bei der Ankunft entdecken, wie die Situation sein kann oder sein wird.“ Flugrouten von Teams über Drehkreuze wie Singapur und Hongkong wurden längst zu Gunsten von Knotenpunkten im Mittleren Osten umgebucht.

In Melbourne soll am 15. März gefahren werden. Das ist der aktuelle Stand. „Wir müssen unsere Angestellten schützen. Wir tragen Verantwortung sowohl für jeden einzelnen als auch für alle zusammen“, betonte Binotto vor der Abreise nach Australien. Schon längst haben die Teams Fracht über den See- und Luftweg ans andere Ende der Welt losgeschickt. Ein Grand Prix in der Formel 1 braucht großen logistischen und organisatorischen Vorlauf.

Unter dem Eindruck des neuartigen Coronavirus hatte der Weltverband Fia bereits den für den 19. April geplanten Großen Preis von China abgesagt. Der Grand Prix in Shanghai war eigentlich als vierter der 22 Saisonläufe geplant gewesen und soll nun zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nachgeholt werden.

Der Weltverband beobachtet nach eigenen Angaben die Situation mit den „betreffenden Behören“ genau. Man werde den Kalender mit den anstehenden Rennen weiter bewerten und „falls nötig, jede erforderliche Maßnahme ergreifen“, um die globale Motorsport-Gemeinschaft und die breitere Öffentlichkeit zu schützen.

Nach China ist Südkorea von dem neuartigen Coronavirus am stärksten betroffen, in Europa ist es nach wie vor Italien. Vietnam, das seine Premiere am 5. April feiern will, hat die Einreisebestimmungen für italienische Staatsbürger weiter verschärft. Seit Montag müssen sie nun genau wie Südkoreaner auch bei der Einreise ein Visum vorweisen.

Vietnam hatte bereits in der vergangenen Woche Einreisebestimmungen für Menschen aus China, Südkorea, Italien und dem Iran intensiviert. Sie müssen Erklärungen zu ihrem Gesundheitszustand abgeben und eine 14-tägige Quarantäne vorweisen. Ferrari teilte auf Anfrage mit, dass man die Lage weiter „genau beobachtet“.

Hanoi, wo das Rennen stattfinden soll, liegt nur rund 150 Kilometer von der Grenze zu China entfernt. Allen bisherigen Beteuerungen zum Trotz hatte ein hochrangiger Funktionär der Gastgeber-Stadt vor Kurzem eine Streichung der Premiere nicht mehr ausgeschlossen. Für Vietnam ist der Grand Prix aber auch ein wichtiges Marketing-Event, an dem das Land so lange wie möglich festhalten will.

In Bahrain soll am 22. März das zweite Saisonrennen stattfinden. Der Veranstalter des Grand Prix in Sakhir verlangt nun unter anderem von Teammitgliedern und Journalisten zusätzliche Informationen. Wer bis zu 14 Tage vor der Ankunft in Bahrain in China, Hongkong, Italien, Japan, Südkorea, Malaysia, Singapur, Ägypten, Thailand, dem Iran, Irak und Libanon weilte oder dort auf Durchreise war, soll seinen Namen und seine Flugdaten weitergeben. Dasselbe gilt im Fall einer Einreise über die Vereinigten Arabischen Emirate.

Bahrain achtet längst auf die Besucherströme. Nach Angaben des Außenministeriums dürfen ausländische Besucher, die bis zu 14 Tage vor ihrer Ankunft im Iran, in Thailand, Singapur, Malaysia und Südkorea waren, nicht einreisen. Weitere Länder seien bisher nicht auf die Liste genommen worden, hieß es.

„Wie wird die Situation sein, wenn vier Teams nicht fahren können?“, meinte Binotto allgemein zur Ungewissheit vor den ersten Rennen des Jahres mit Blick auf Ferrari, Alpha Tauri, Alfa Romeo und Haas. Sollten Teams in einem Grand Prix tatsächlich nicht starten können, würde das auch vertragliche Probleme mit sich bringen. Denn der Formel-1-Rechteinhaber muss dem Rennveranstalter eine Mindestanzahl an teilnehmenden Autos zusichern. Mit Gewissheiten ist es derzeit aber auch in der Formel 1 schwierig.