Darts-Profi Hopp: „Gut, dass jeder mal zur Ruhe kommt“

Von Interview: Patrick Reichardt, dpa

dpa Frankfurt/Main. Als viele andere Sportarten schon gestoppt waren, wurde auf der Insel noch Darts gespielt. Doch mittlerweile ist auch der Pfeile-Sport zum Erliegen gekommen. Max Hopp schildert, welche finanziellen Folgen das für die nun im Homeoffice konkurrierenden Profi-Spieler hat.

Darts-Profi Hopp: „Gut, dass jeder mal zur Ruhe kommt“

Max Hopp kann in der derzeitigen Coronavirus-Pandemie auch Vorzüge für die Gesellschaft erkennen. Foto: John Walton/PA Wire/dpa

An kreativen Ideen und Plänen hat es dem Darts-Weltverband PDC noch nie gemangelt. So nutzt er die derzeitige Zwangspause wegen der Coronavirus-Pandemie, um 128 Profis aus ihren Wohnzimmern gegeneinander spielen zu lassen.

Deutschlands bester Darts-Profi Max Hopp hingegen hat selbst erst das Pfeiffersche Drüsenfieber hinter sich. Der Deutschen Presse-Agentur erzählt er, wie er die Krankheit überstanden hat und welche Auswirkungen die derzeitige Pandemie auf den Darts-Sport hat.

Herr Hopp, Sie sind vom Pfeifferschen Drüsenfieber wieder genesen. Wann hat es Sie erwischt und wie hat Sie das beeinflusst?

Max Hopp: Es hat mich Mitte Februar erwischt, da war die akute Phase. Gott sei dank hat es mit der akuten Phase nicht lange angehalten, ich musste die UK Open aber absagen und hatte immer wieder Rückschläge mit Fieber. Durch die Corona-Pause profitiere ich nun davon, dass ich mich noch länger regenerieren kann. Man darf sechs Wochen vom Arzt verordnet keinen Sport machen. Ich freue mich, dass ich jetzt wieder fit bin.

Die Sportwelt ist derzeit in einer außergewöhnlichen Lage. Wie betrifft die Corona-Krise den Darts-Sport?

Hopp: Das steht in den Sternen. Wir sind alle irgendwo als Gesellschaft betroffen, natürlich auch der Darts-Sport. Wir leben von den Leuten, die in die Hallen strömen. Die Ticketverkäufe machen die Kassen des Verbandes voll. Wie es mit dem Verband aussieht, kann ich nicht sagen. Bei jedem von uns steht das Gesundheitsthema im Vordergrund. Selbst, wenn das Leben hochgefahren wird, glaube ich nicht, dass man schnell wieder in vollen Hallen Darts spielen kann. Da wird es einige Änderungen geben müssen. Momentan steht es nicht an erster Stelle, wann wieder Turniere steigen. An erster Stelle steht, dass alle gut durch die Krise kommen. Vor allem der Verband, er steht vor der größten Herausforderung. Gute Alternativtermine zu finden, wird sehr, sehr schwierig.

Wie ist Ihr persönliches Training beeinflusst?

Hopp: Das Training ist bei mir ein bisschen reduziert, weil ich nicht das Pensum von vier Stunden brauche. Ich habe viel Fanpost beantwortet, ich habe mich bei WeKickCorona engagiert. Natürlich gucke ich ins familiäre Umfeld, dass meine Eltern versorgt sind, das ist ja heutzutage ein echter Kampf. Ich genieße, mich aktuell mal auszukurieren. Wir haben alle sehr hektisch gelebt, vor allem im Sport- und Showgeschäft. Da ging es nur um mehr, mehr, mehr. Deshalb finde ich es allgemein gut, dass jeder mal zur Ruhe kommt und man merkt, dass man was vermisst. Wenn wir das alle überstanden haben, werden wir das mehr wertschätzen.

Wie ist der finanzielle Einfluss für Darts-Profis? Aktuell fehlen Ihnen wichtige Preisgelder, andererseits gibt es derzeit auch keine Reisen zu bezahlen. Vielleicht können Sie die finanzielle Situation kurz skizzieren.

Hopp: Das ist bei jedem Spieler anders. Jeder Spieler hat andere Sorgen, jeder nimmt unterschiedlich ein. Bei uns sind alle Einnahmequellen gestrichen. Wir leben in erster Linie vom Preisgeld, zweitrangig sind die Galas und Shows, auch Messen - alles ist derzeit abgesagt oder verschoben. Auch mit den Kommentatoren- oder Experten-Jobs, mit den wir einen kleinen Nebenverdienst haben. Als Spieler hast du keine Gelegenheit, irgendetwas einzunehmen. Jeder haushaltet unterschiedlich und jeder lebt unterschiedlich. Man muss sehen, wie lange das geht. Ich glaube, dass es uns wirklich hart treffen wird. Auch uns Spieler. Für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs sind Flüge die erste Hürde, die nächste Hürde: du hast Spieler aus verschiedenen Ländern. Die Abstandsregelung im Publikum muss sich ändern. Der Referee ist nah an der Scheibe. Wenn ich mir da Gedanken mache, sind es extrem viele Punkte, die berücksichtigt werden müssen. Wir sind ähnlich hart getroffen wie andere Sportler, wenn nicht noch härter.

Welche Maßnahmen ergreift die PDC aktuell?

Hopp: Es wurde vom Verband angeboten, den Spielern mit Geldnöten einen Vorschuss anzubieten, der später verrechnet wird. Da muss man abwägen, es wurden keine Summen benannt. Das finde ich auf jeden Fall gut.

Könnte es eine Möglichkeit sein, mehr Turniere so abzuhalten wie die Players Championship Turniere, also ohne Publikum?

Hopp: Das kann ich nicht beurteilen, was der Verband für Rücklagen hat. Da habe ich zu wenige Einblicke. Wenn es nicht anders geht, werden wir es so machen müssen. Spiele ohne Zuschauer wären die ersten Schritte, man bräuchte dann auch nicht die ganz großen Hallen. Da würde es auch eine gute Sporthalle tun.

Zum Sportlichen, Sie sind immer noch einer der jüngsten Spieler in der Weltspitze. Fühlen Sie sich teilweise ungerecht bewertet, wenn immer wieder darauf verwiesen wird, dass die ganz großen Titel bisher fehlen?

Hopp: Nein, fühle ich mich nicht. Die Erwartungshaltung ist in so einem sportgeprägten Land wie Deutschland hoch, das stört mich aber nicht, weil ich ähnliche Ansprüche habe. Es bieten sich immer wieder Chancen. Aber wenn du die nicht ergreifst, musst du eben immer wieder warten. Die richtig große Bühne bietet sich nur mehrmals im Jahr an. Wenn dir das am Anfang nicht gelingt, musst du die Lehren daraus ziehen. Gewisse Abschneiden bei Weltmeisterschaften werden in Frage gestellt, das spornt einen noch an, wie gut man es kann. Das hält einen auch scharf, du investierst noch mehr. Das ist auch Motivation. Kritik ist nicht immer etwas komplett Negatives.

ZUR PERSON: Max Hopp (23) ist Deutschlands erfolgreichster Spieler auf der Profi-Darts-Tour. Er gewann 2018 ein European-Tour-Turnier und erreichte das EM-Halbfinale. Die Darts-Profis haben in regulären Jahren bis zu 200 Wettkampftage und sind vor allem in Europa häufig am Reisen.