Stuttgart Surge mit Top-Leistung

Das perfekte Geburtstagsgeschenk für Jordan Neuman

Die Footballer von Stuttgart Surge gewinnen am Geburtstag ihres Trainers 41:17 gegen die Madrid Bravos und stehen im Play-off-Halbfinale: Folgt nun die Revanche gegen die Munich Ravens?

Das perfekte Geburtstagsgeschenk für Jordan Neuman

Die Defensive von Stuttgart Surge leistet herausragende Arbeit: Mitch Fettig (oben) und Konstantin Katz stoppen mit vereinten Kräften einen Angriff der Madrid Bravos.

Von Jochen Klingovsky

Als Jordan Neuman am frühen Samstagabend die Stätte des Triumphs verließ, umspielte ein Lächeln seine Lippen. In seinen Händen hielt der Chefcoach von Stuttgart Surge einen Football. Auf dem Leder-Ei hatten seine Spieler unterschrieben, es war ein schönes Geschenk zum 42. Geburtstag des US-Amerikaners – aber bei weitem nicht das wertvollste, das sie ihm im Gazi-Stadion gemacht hatten. Denn natürlich wog der 41:17-Erfolg gegen die Madrid Bravos, mit dem die Gastgeber ins Play-off-Halbfinale der European League of Football (ELF) eingezogen waren, noch viel mehr. Denn nun geht die gemeinsame Reise von Team und Trainer noch weiter. Vielleicht ja sogar bis zu dem Ziel, nach dem sich alle sehnen.

Am 7. September geht es in der MHP-Arena in Stuttgart um den Titel, vom „Finale dahoim“ trennt die Surge-Footballer nur noch ein Sieg. In der Vorschlussrunde spielen sie am nächsten Sonntag (15 Uhr) zu den Munich Ravens in den Sportpark Unterhaching – und damit genau bei dem Gegner, gegen den die Stuttgarter unbedingt noch einmal spielen wollten. Schließlich haben sie am 29. Juni bei den Ravens eine ihrer zwei Saison-Niederlagen hinnehmen müssen, obwohl sie bei der 33:36-Pleite bis 15 Sekunden vor dem Ende mit 33:29 in Führung gelegen hatten. „Dieser Gegner passt“, sagte Jordan Neuman ungewohnt offensiv, „wir sind sehr froh, in München eine neue Chance zu bekommen.“ Ähnlich äußerte sich Co-Trainer Johannes Brenner: „Die Niederlage damals hat sehr weh getan. Wir haben uns alle gewünscht, sie gutmachen zu können.“ Die Voraussetzungen dafür könnten besser kaum sein.

Das Surge-Team wird zweifelsohne mit großem Selbstvertrauen nach München reisen. Beim Erfolg gegen die Madrid Bravos zeigten die Stuttgarter eine herausragende Leistung. Gegen Reid Sinnet, statistisch der beste Quarterback der ELF, und seinen kongenialen Passempfänger Aron Cruickshank, die Nummer eins der Liga unter den Wide Receivern, wuchs die beste Abwehr der European League of Football über sich hinaus. Die Defensive Line um Raphael Zistler, Alexander Kress und Robert Lachmann ließ in Zusammenarbeit mit den Verteidigungskollegen um Mitch Fettig, Raheem Wilson und Konstantin Katz in den ersten drei Vierteln nur drei (!) Punkte der Madrid Bravos zu. „Wenn unsere D-Line funktioniert, dann bricht sie alles“, sagte Jordan Neuman über seine schweren Jungs, „unsere Verteidigung hatte einen super Plan, war extrem dominant. Einer so starken Defensive standen die Madrid Bravos in dieser Saison noch nicht gegenüber.“ Dazu kamen fünf denkwürdige Minuten im Angriff.

Die Gastgeber lagen kurz vor Ende der ersten Hälfte mit 0:3 hinten, auch weil sich Reilly Hennessey eine Interception geleistet hatte. Dann aber brannte die Surge-Offensive ein Feuerwerk ab. Der US-Quarterback Runningback passte auf Jordan Bouah, ehe Runningback Kai Hunter zum ersten Touchdown vollendete. 1:45 Minuten vor der Pause warf Reilly Hennessey einen langen Ball auf Louis Geyer, der den zweiten Touchdown machte. Anschließend verlor Reid Sinnett das Ei und Reilly Hennessey bediente in der Endzone in Mike Harley Jr. seinen zweiten Lieblings-Receiver – aus einem Rückstand war innerhalb kürzester Zeit eine 21:3-Führung geworden.

In der zweiten Hälfte legten die Stuttgarter nach. Hennessey und Marko Vidackovic nach einem geblockten Punt erhöhten auf 34:3. In der letzten Viertelstunde kamen die Bravos besser ins Spiel, hatten beim Stand von 34:17 Ballbesitz, wurden dann aber von der Surge-Defensive gestoppt. Es folgten etliche Nicklichkeiten, harte Zweikämpfe und ein Massenauflauf, ehe nach einem weiteren Touchdown durch Louis Geyer und mehr als dreieinhalb Stunden Spielzeit der 41:17-Erfolg perfekt war. „Am Ende waren wir an unserer Seitenlinie etwas zu emotional, haben uns zu viele Strafen eingehandelt. Wir hätten das Spiel sicher besser beenden können“, sagte Jordan Neuman, nachdem ihm seine Spieler im Jubelkreis ein Ständchen gesungen hatten, „doch insgesamt haben wir eine sehr gute Leistung gezeigt. Die fünf Minuten vor der Pause waren ein echt großes Ding – und letztlich entscheidend.“

Auch dafür, dass die Saison noch nicht zu Ende ist. Nun geht es nach München, und weil natürlich im Umfeld schon alle an das Endpiel in der MHP-Arena denken, betonte Louis Geyer am TV-Mikrofon noch einmal, wie wichtig es ist, Schritt für Schritt zu gehen: „Wir sind bereit für die Ravens – das ist jetzt unser Finale.“