Aus bei der WM 2022 in Katar

Das waren die bittersten Stunden der deutschen Nationalmannschaft

Das vorzeitige Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar ist nicht der erste Tiefpunkt einer DFB-Elf. Wir blicken auf die bitteren Momente bei EM und WM.

Das waren die bittersten Stunden der deutschen Nationalmannschaft

Die „Schmach von Cordoba“ – Rüdiger Abramczik, Rainer Bonhof und Rolf Rüßmann (v.li.) gehen nach dem 2:3 gegen Österreich und dem Aus bei der WM 1978 deprimiert vom Platz.

Von Jürgen Frey

Die Enttäuschung ist riesig: Die deutsche Nationalmannschaft ist bei dieser WM bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Wenn man in die Historie der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) blickt, gab es neben großen Erfolgen – den WM-Titeln 1954, 1974, 1990 und 2014 sowie den EM-Titeln 1972, 1980 und 1996 – auch einige Tiefpunkte. 1967 scheiterte man als Vize-Weltmeister schon in der Qualifkation zur EM. Später gab es die „Schmach von Cordoba“ bei der WM 1978, die „Schande von Gijon“ vier Jahre später.

Ribbeck und Völlers Tiefpunkte

Unvergessen auch das WM-Viertelfinal-Aus 1994 gegen Bulgarien oder die schwarzen Stunden bei den Europameisterschaften 2000 (unter Erich Ribbeck) und 2004 (unter Rudi Völler). Noch ganz präsent ist die vorzeitige Abreise von der WM 2018 in Russland nach einem 0:2 gegen Südkorea. Diese bittere Erfahrung des damaligen Bundestrainers Joachim Löw musste nun auch sein Nachfolger Hansi Flick machen.

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Das waren die bittersten Stunden der deutschen Nationalmannschaft

<b> </b>Die „Schmach von Tirana“ datiert vom 17. Dezember 1967. Deutschland schied als amtierender Vizeweltmeister aus dem Jahr 1966 bei der darauffolgenden EM schon in der Qualifikation aus. Es war das einzige Mal, dass eine deutsche A-Nationalmannschaft bei einer EM oder WM schon an der Qualifikationshürde gescheitert ist. Ein 0:0 in Tirana gegen Albanien (im Bild links Hannes Löhr) bedeutete das Aus. Trotz eines 90-minütigen Sturmlaufs gelang der Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön kein Tor. Schon ein 1:0 hätte gereicht, um Jugoslawien (den späteren Vize-Europameister) von Platz eins der Gruppe zu verdrängen.

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Bekannter ist die „Schmach von Cordoba“ bei der WM 1978 in Argentinien. Das legendäre 2:3 der Elf von Helmut Schön gegen Österreich am 21. Juni 1968 in der zweitgrößten Stadt Argentiniens bedeutete Deutschlands Aus in der Zwischenrunde. Unvergessen, wie Österreichs TV-Kommentator Edi Finger nach Hans Krankls Siegtreffer drei Minuten vor Schluss förmlich ausflippte: „I wer‘ narrisch.“ Dieser Satz ist Kult, viele seiner Landsleute haben ihn noch heute als Klingelton auf dem Handy.

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Auch beim nächsten bitteren Erlebnis vier Jahre später bei der WM 1982 in Spanien spielte Nachbar Österreich wieder eine entscheidende Rolle. Das Duell ging als die „Schande von Gijon“ in die Geschichte ein. Nach dem frühen 1:0 durch Horst Hrubesch einigten sich Deutschland und Österreich auf einen „Nichtangriffspakt“ mit zähem Ballgeschiebe, denn mit dem 1:0 waren beide in der Zwischenrunde – und Algerien musste nach Hause fahren (auf dem Foto winken aufgebrachte algerische Fans mit Geldscheinen). Die Fifa zog damals zumindest eine Konsequenz: Seitdem finden die letzten Gruppenspiele immer parallel statt. Zur „Strafe“ verlor Deutschland, das viele Sympathien verspielt hatte, das Finale gegen Italien mit 1:3.

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Der nächste sportliche Nackenschlag folgte bei der EM 1984 in Frankreich. Durch ein Kopfballtor von Antonio Maceda in der 90. Minute unterlag Deutschland Spanien mit 0:1 und schied bereits in der Gruppenphase aus. Jupp Derwall musste nach diesem Debakel seinen Hut als Bundestrainer nehmen und wurde durch Teamchef Franz Beckenbauer ersetzt.

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Als Titelverteidiger war die deutsche Nationalmannschaft (im Bild Andy Brehme, Kalle Riedle, Stefan Kunz, v. li.) zur WM 1994 in die USA gereist. Nach dem Erfolg 1990 und dank vieler „Verstärkungen“ aus der früheren DDR hatte Franz Beckenbauer noch getönt: „Deutschland wird auf Jahre unschlagbar sein.“ Das hat seinem Nachfolger Berti Vogts, der Stefan Effenberg wegen der Mittelfinger-Affäre nach Hause schickte, die Arbeit nicht gerade erleichtert. Durch ein 1:2 gegen Außenseiter Bulgarien kam in den USA schon im Viertelfinale das Aus. Christo Stoitschkow (76.) und Jordan Letschkow (78.) hatten das Spiel nach dem Führungstor durch Lothar Matthäus (48., Foulelfmeter) gedreht.

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Ein absoluter Tiefpunkt war die EM-Endrunde 2000 in den Niederlanden und in Belgien. Deutschland erreichte unter Trainer Erich Ribbeck nur ein mageres 1:1 gegen Rumänien und musste nach einem blamablen 0:3 gegen Portugals B-Elf (dreifacher Torschütze war Sergio Conceicao, der heutige Trainer des Champions-League-Achtelfinalisten FC Porto) als Tabellenletzter hinter Portugal, Rumänien und England die Heimreise antreten. „Sir“ Erich Ribbeck wurde anschließend durch Teamchef Rudi Völler abgelöst.

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Nach einer erfolgreichen WM 2002 (Vizeweltmeister nach einem 0:2 im Finale gegen Brasilien) erlebte Rudi Völler bei der EM 2004 in Portugal ein vergleichbares Debakel wie Erich Ribbeck vier Jahre zuvor. Das 1:1 zum Auftakt gegen die Niederlande war noch respektabel. Dann jedoch folgten ein 0:0 gegen den krassen Außenseiter Lettland und das vorzeitige Aus in der Gruppenphase durch ein 2:3 gegen eine Ersatzelf der bereits qualifizierten Tschechen. Nur ein Deutscher hatte bei dieser EM gut lachen: Otto Rehhagel führte Griechenland durch einen 1:0-Finalsieg über Gastgeber Portugal mit dem damals erst 19-jährigen Cristiano Ronaldo sensationell zum EM-Titel.

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Nach der Tristesse 2004 folgten viele sehr gute Turniere sowohl bei der EM als auch bei der WM – bis zum Debakel bei der Weltmeisterschaft in Russland 2018, als Deutschland nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Mexiko und dem 2:1 gegen Schweden im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea haushoher Favorit war und durch das 0:2 gegen die Asiaten sang- und klanglos als Gruppenletzter hinter Schweden, Mexiko und Südkorea frühzeitig heimreisen musste. Und das als Titelverteidiger.

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Drei Jahre später 2021 bei der EM in zehn europäischen Städten (plus Aserbaidschans Hauptstadt Baku) gab es die nächste große Enttäuschung für die DFB-Elf. Die Gruppenspiele bestritt Deutschland alle daheim in München, es gelang dennoch nur ein überzeugendes Spiel (4:2 gegen Portugal). Durch ein glückliches 2:2 gegen Ungarn erreichte Deutschland mit Ach und Krach das Achtelfinale, wo es dann im Wembley-Stadion gegen Gastgeber England (0:2) nichts zu holen gab. Es war die letzte Partie von Joachim Löw als Bundestrainer.