Der Fall Grindel beschäftigt den DFB weiter

Die Nachfolgesuche läuft, und die Ethikkommission prüft

Frankfurt /SID - Die Antikorruptionskämpferin Sylvia Schenk (66) bringt sich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) offenbar in Stellung. „Ich will nicht kandidieren, aber zutrauen würde ich es mir, wenn die Leute es wollen und reif für eine Frau sind“, sagte die Leiterin Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland der „Bild“-Zeitung. Die frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer war gefragt worden, ob sie DFB-Chefin werden wolle.

Allerdings hat der Fußballverband zunächst andere Probleme zu lösen, als die Nachfolgesuche für Reinhard Grindel zu forcieren. Der Fall an sich wird aufgearbeitet. Dabei muss der zurückgetretene Grindel befürchten, dass ihn seine Verfehlungen teuer zu stehen kommen und ihn seine hoch dotierten Ämter bei den internationalen Verbänden kosten. So berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, dass sich die DFB-Ethikkommission mit dem „Fall Grindel“ beschäftigen wird, genauer mit „der Berichterstattung über Herrn Grindel beziehungsweise den daraus entstehenden Fragen“.

Das Gremium tagt am Mittwoch. „Die Kommission wird dann entscheiden, ob und wenn ja wie sie in der Sache weiter vorgehen wird“, sagte der kommissarische Ethikchef Nikolaus Schneider. Zudem prüfe der DFB laut „FAZ“, ob Grindel die 78 000 Euro, die er als Aufsichtsratsvorsitzender der DFB-Medien GmbH erhalten hat, zurückzahlen müsse. Die Berichte über den Zusatzverdienst hatten den Druck auf den früheren CDU-Politiker am vergangenen Wochenende entscheidend erhöht – in seiner Rücktrittserklärung erwähnte Grindel das Geld aber nicht. Seine Entscheidung begründete er mit der offenbar blauäugigen Annahme einer teuren Luxusuhr.

Zu klären ist, wer im DFB-Präsidium wann von den 78 000 Euro, die Grindel zwischen Juli 2016 und Juli 2017 erhielt, gewusst hat. Zwar hatte der DFB mitgeteilt, dass „ein Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 30. Juli 2010“ die Grundlage für die Zahlung gewesen sei und Grindel „mit seiner Wahl in den Aufsichtsrat für diese Tätigkeit dieselbe Vergütung wie sein Amtsvorgänger“ Wolfgang Niersbach erhalten habe. Ob Grindel nun seine Posten im Uefa-Exekutivkomitee und im Fifa-Council behalten darf, wird sich voraussichtlich bald klären. In beiden Verbänden drohen ihm wegen der Uhrenaffäre Ethikermittlungen.