Der TSG gelingt die Pokalsensation

Fußball-Oberligist aus Backnang bezwingt den Drittligisten VfR Aalen nach den Toren von Thomas Doser und Michl Bauer mit 2:0

Was für ein Feiertag für die Fußballfamilie der TSG Backnang. Mit einem 2:0 gegen den Drittligisten VfR Aalen sorgte der Oberligist gestern für die Pokalsensation. Zwei Kopfballtore von Thomas Doser und Michl Bauer beförderten die zwei Spielklassen tiefer angesiedelten Backnanger überraschend ins Viertelfinale des WFV-Pokals.

Der TSG gelingt die Pokalsensation

Die Spieler der TSG Backnang um Torhüter Michael Quattlender zwangen den Drittligisten VfR Aalen in die Knie.Foto: A. Becher

Von Dieter Gall

Nur wenige Backnanger Fans gaben ihrer Elf eine Chance gegen die Profikicker von der Ostalb. Erst recht nicht, als die Hiobsbotschaft durchsickerte, dass Mittelstürmer Daniel Lang aufgrund einer Muskelverletzung nicht auflaufen wird und voraussichtlich drei Wochen nicht mitmischen kann. So war TSG-Coach Andreas Lechner wieder mal zur Improvisation gezwungen, was seinen Angriff anbelangt. Engjell Hoti stürmte neben Julian Geldner, dafür rückte Leon Maier auf die Position des rechten Verteidigers. Paul Weber und Kapitän Oguzhan Biyik verteidigten vor der Abwehr, in der die beiden Innenverteidiger Thomas Doser und Michl Bauer, nicht nur wegen ihrer Tore, eine tadellose Leistung ablieferten.

Aber das Defensivspiel beginnt im Fußball schon weiter vorne, wo sich auch Loris Maier und Jannik Dannhäußer an die Fersen der Aalener Offensivkräfte hefteten. Die Gäste präsentierten, wie schon eine Pokalrunde zuvor in Bissingen, zunächst einmal ihren zweiten Anzug. Die Top-Leute, unter anderem Matthias Morys und Nicolas Sessa, nahmen zunächst auf der Bank Platz.

Im ersten Durchgang musste sich der Drittligist erst einmal an den recht holprigen Backnanger Untergrund gewöhnen. Für kurze Ballkontakte und Direktspiel war der Rasen völlig ungeeignet. Zwar hatte Aalen deutlich mehr Ballbesitz, aber nur eine einzige nennenswerte Torchance. Nach 17 Minuten tauchte Nils Anhölcher im Strafraum der Hausherren auf, doch mit einem Reflex wehrte TSG-Schlussmann Michael Quattlender den Schuss des VfR-Spielers zur Ecke ab.

Weitere Chancen gab es für die Gäste im ersten Abschnitt nicht zu verzeichnen. Überhaupt keine Möglichkeit, ein Tor zu erzielen, gab es bis zur Pause für die mit Defensivarbeit eingedeckten Gastgeber. Die Partie schien denselben Verlauf zu nehmen, wie der Pokalsieg der Aalener in Bissingen. Dort setzte Trainer Argirios Giannikis nach einer Stunde auf Torjäger Morys, der nach seiner Einwechslung auch den entscheidenden Treffer für den VfR erzielt hatte. Bevor die Gäste allerdings zu dieser Maßnahme greifen konnten, bebte das Etzwiesenstadion erstmals. Nach einer Stunde konnte VfR-Keeper Raif Husic einen 18-Meter-Freistoß von Biyik nur mit Mühe parieren. Fünf Minuten später zirkelte der Backnanger Kapitän eine Ecke auf den Kopf von Doser, der aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung erfolgreich war.

Ob sich der Aalener Coach da nicht verzockt hatte? Er brachte in der folgenden Minute mit Morys, Sessa und Schnellbacher drei frische Stammkräfte. Als diese aber kaum auf dem Feld waren, da bauten die Roten ihren Vorsprung auf 2:0 aus. In der 70. Minute trat Biyik erneut zur Ecke an. Dieses Mal landete die Kugel auf dem Kopf von Bauer, der ebenfalls völlig unbedrängt einnicken konnte.

Jetzt gab es bei den TSG-Anhängern kein Halten mehr. Noch waren 20 Minuten zu spielen, so richtig an die Pokalsensation wollte noch niemand glauben. Aber die Schützlinge vom Backnanger Trainer Lechner warfen sich mit Leidenschaft in jeden Zweikampf. Jede gewonnene Attacke ihrer Mannschaft wurde von den Fans in Rot mit Szenenapplaus und großem Jubel quittiert. Die Zeiger der Stadionuhr schienen noch langsamer zu laufen als normal. Andreas Lechner nahm mit den Einwechslungen von Julian Schiffmann, Patrick Tichy und Louis Wiesheu geschickt die Zeit von der Uhr. Langsam aber sicher glaubte die TSG-Familie an die Sensation, die nach einer Nachspielzeit von drei Minuten endlich zur Gewissheit wurde.

TSG Backnang: Quattlender – Leon Maier, Doser, Bauer, Kienast – Biyik, Weber (80. Schiffmann) – Loris Maier (88. Tichy), Dannhäußer – Geldner, Hoti (89. Wiesheu).

VfR Aalen: Husic – Rehfeld, Sarr, Letard (66. Sessa) – Lämmel, Feil – Trianni, Schorr, Bär – Anhölcher (66. Morys), Watanabe (66. Schnellbacher).

Tore: 1:0 (65.) Doser, 2:0 (70.) Bauer. – Schiedsrichter: Bergmann (Erbach) – Zuschauer: 450.