Die TSG Hoffenheim sorgt mit einer Werbekampagne für seine Heimspiele für Aufsehen. RB Leipzig kämpft mit einem ähnlich schlechten Ruf, hat aber offenbar ein anderes Selbstbild.
Mit 4:3 gewannen die Hoffenheimer ihr Heimspiel gegen Leipzig in der vergangenen Saison.
Von Michael Bosch
Sportlich läuft es für die TSG Hoffenheim in dieser Fußball-Bundesligasaison besser als in der zurückliegenden Spielzeit, in der die Relegation mit Platz 15 gerade noch so verhindert wurde. Das Team von Trainer Christian Ilzer rangiert derzeit auf Platz 7 der Tabelle – und spielt auch gegen größere Gegner (häufig) forsch nach vorne. Ein Problem hat der Club aus dem Kraichgau aber nach wie vor: Das Zuschauerinteresse ist im Ligavergleich mäßig, die Popularität deutschlandweit bescheiden.
Das geht dem kommenden Heimspielgegner nicht anders. Traditionalisten und Fußball-Romantiker winken seit Jahren ab, wenn es um den Brauseclub aus Leipzig geht. Auch Hoffenheim ist bei vielen Fans nicht wohlgelitten. Der Kernvorwurf: die Erfolgsgeschichten der beiden Retortenclubs seien erkauft, die Regularien der Deutschen-Fußball-Liga (DFL), insbesondere die 50+1-Regel, würden die Clubs mit Füßen treten.
„Der Unbeliebtico“: TSG Hoffenheim spielt mit schlechtem Ruf
Die Begegnung zwischen Hoffenheim und Leipzig wird seit Längerem in Anlehnung an den spanischen Clásico, das Duell der beiden größten spanischen Teams Real Madrid und FC Barcelona, als „El Plastico“ verspottet. Eine Anspielung darauf, dass an dem Duell nichts echt sei.
In Hoffenheim weiß man offenbar um seinen Ruf – und reagiert darauf mit Humor. Das Aufeinandertreffen mit RB Leipzig am 8. November (15.30 Uhr/PreZero-Arena) bewirbt die TSG nun als „Der Unbeliebtico“. „Unsere Kommunikation rund um die Bewerbung der Heimspiele in der aktuellen Saison gestalten wir bewusst mutiger und offensiver“, sagt TSG-Sprecher Jörg Bock. Die Slogans seien „durchaus gewollt auffällig, wir arbeiten mit Selbstironie, greifen Kritik von anderen auf oder nutzen verbreitete Narrative und Vorurteile und spielen sie bewusst etwas provokanter aus“.
Und das erzeugt zumindest Aufmerksamkeit. Das erste Heimspiel der Saison gegen Eintracht Frankfurt (1:3) hatten die Kraichgauer auch in Hessen mit dem Spruch beworben: „Gemeinsam über 250 Jahre Tradition ... mehr geht nicht!“
Dinge, die einen sprachlos machen. Heute: Das Werbeplakat der TSG Hoffenheim für das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, das überall in Südhessen hängt.#SGE#Eintrachtpic.twitter.com/0kAzbH93vz — Carsten Schellhorn (@cschellhorn) August 28, 2025
Beim Gegner aus Leipzig kam die Aktion offenbar nicht so gut an. Fremd- und Eigenbild klaffen dort wohl ziemlich auseinander. „Man sollte sich im Leben grundsätzlich lieber an Zahlen, Daten und Fakten orientieren – und vielleicht weniger von sich auf andere schließen“, sagte Leipzig-Geschäftsführer Johann Plenge gegenüber der „Bild“. Laut dem Bericht hätten die Sachsen die Werbung „irritiert“ zur Kenntnis genommen. Der 40-Jährige bezog sich offenbar auf Umfragen zur Beliebtheit deutscher Fußball-Clubs, in denen Leipzig gut abschnitt.
Umfragen sind aber nicht alles, zumindest wenn man in die deutschen Fankurven blickt und vor allem hört. Dort sieht sich RB regelmäßig Anfeindungen und Hass ausgesetzt. Beim Duell an diesem Samstag gegen den VfB Stuttgart dürften auch die Stuttgarter Anhänger wieder ihren Unmut über „die Bullen“ kundtun. In der vergangenen Saison hatte die aktive Fanszene einen Fanmarsch vor der Partie organisiert.
Wenig Interesse an „Hoffe“ gegen „RB“
AuslastungWährend das Gros der Clubs in der deutschen Fußball-Beletage eine Auslastung ihrer Stadien von 99 bis 100 Prozent erreicht, rangiert die TSG in dieser Hinsicht auf dem vorletzten Platz der Fußball-Bundesliga. Nur der VfL Wolfsburg bekommt „die Hütte“ noch schlechter voll. Leipzig kann in dieser Hinsicht zwar bessere Zahlen vorweisen, allerdings steht regelmäßig der Verdacht im Raum, dass die Zuschauerzahlen geschönt werden – etwa durch den Verkauf von Ticketpaketen für mehrere Spiele, bei denen die Käufer aber nicht zu allen Spielen erscheinen.
EinschaltquotenAuch in Sachen Einschaltquoten zieht die TSG nicht so wie andere Clubs aus dem Südwesten. Besonders eklatant ist das jedes Jahr beim Duell mit RB Leipzig. Im vergangenen Jahr schalteten das Einzelspiel – das Ilzer-Debüt gewann die TSG spektakulär mit 4:3 – gerade einmal 15.000 Zuschauer ein. Damit landete das Spiel in der Top-10 der Spiele mit der geringsten Einschaltquote. Hoffenheim taucht in der Liste drei weitere Mal auf.