Der verschobene Traum wird Wirklichkeit

Drei Sportakrobatinnen der SKG Erbstetten werden bei der Weltmeisterschaft in Genf am Start sein. Sie haben mit ihrer Trainerin hart dafür gearbeitet. Auch die coronabedingte Verschiebung der Titelkämpfe um ein Jahr kann das Trio nicht aufhalten.

Der verschobene Traum wird Wirklichkeit

Josie Beaupré (oben), Kira Winter (Mitte) und Lena Holdefer haben mit ihrer Trainerin Birgit Cuntz hart in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft trainiert. Foto: A. Becher

Von Andreas Ziegele

Sie sind 14, 18 und 19 Jahre jung und haben etwas geschafft, das nur wenige in ihrem Alter von sich behaupten können: Das Sportakrobatinnentrio um Josie Beaupré, Kira Winter und Lena Holdefer von der SKG Erbstetten hat sich für die 27. Weltmeisterschaften der Aktiven am kommenden Wochenende im schweizerischen Genf qualifiziert und geht die Sache mit Optimismus an.

„Wenn wir ins Finale kommen, dann ist das schon ein großer Erfolg“, sagt Lena Holdefer. „Wir wollen unsere besten Übungen zeigen und durchturnen“, haben sich die drei Athletinnen vorgenommen, wie sie ergänzt. Lena Holdefer, Kira Winter und Josie Beaupré können die Vorfreude im Vorfeld der WM nicht verheimlichen. Und auch der Trainerin Birgit Cuntz sieht man den Stolz auf ihr Trio an. Die Vorfreude ist auch deshalb groß, da weder die Sportlerinnen noch ihre Trainerin zuvor in Genf gewesen sind und sich auf die Stadt am gleichnamigen See freuen.

Dabei war der Traum einer WM-Teilnahme vor einem Jahr schon so gut wie geplatzt. Im Mai 2020 wäre es so weit gewesen, aber dann machte Corona den Sportlerinnen einen Strich durch die Rechnung. Und auch die diesjährige Weltmeisterschaft wurde bedingt durch die Pandemie nochmals um zwei Wochen verschoben und findet nun vom 2. bis zum 4. Juli statt. „Wir mussten uns für den Wettbewerb in diesem Jahr erneut qualifizieren“, erzählt die Trainerin Birgit Cuntz. Zum Glück konnte der Trainingsbetrieb auch in Zeiten von Corona aufrechterhalten werden. Hier hatte die Coronaverordnung für Spitzensportler und Kaderathleten eine Ausnahme vorgesehen, die dem Team der SKG entgegenkam. „Wir konnten die meiste Zeit in der Halle stehen und trainieren“, sagt Kira Winter. Die letzte Bewährungsprobe vor der WM waren zuletzt die Ruhr Games in Bochum, bei denen die Sportlerinnen unter Wettkampfbedingungen ihren Leistungsstand überprüfen konnten. Neben einem großen Lob von Bundestrainer Igor Blintsov gab es eine Gold- und eine Silbermedaille.

Der bei der Weltmeisterschaft zu absolvierende Wettbewerb besteht aus drei Disziplinen: einer Balanceübung, einer Dynamikübung mit dem Schwerpunkt auf Tempo und einer Kombi mit der Mischung der beiden anderen Übungen. Dabei muss sich das Trio unter anderem gegen ein anderes deutsches Team vom Dresdner SC aus Sachsen durchsetzen. „Denn in das Finale kommt immer nur ein Team aus einem Land“, erläutert Birgit Cuntz. Die stärkste Konkurrenz aus dem Ausland kommt aus Russland. „Die haben dort ganz andere Voraussetzungen als wir hier“, sagt die Trainerin. „Das, was wir in einer Woche trainieren, machen die Russinnen fast an einem Tag.“ Als weitere Gründe für die Überlegenheit nennt Cuntz dann noch die Sportinternate, in denen die Athletinnen leben, und die hauptamtlichen Trainer, die es so in Deutschland nicht gibt. Dabei schließt sie ausdrücklich das Thema Doping aus: „So etwas gibt es meiner Meinung und Kenntnis nach bei unserem Sport nicht.“

Die Athletinnen der SKG Erbstetten haben in den vergangenen Tagen und Wochen viel trainiert, um gegen die insgesamt 20 Teams bei der WM bestehen zu können. Dabei sind die Übungsstunden für die 14-jährige Josie Beaupré immer mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Sie kommt aus Nieder-Liebersbach aus dem Odenwald und reist zu vier von fünf Trainingseinheiten pro Woche, die drei bis dreieinhalb Stunden dauern, nach Erbstetten an. Im Schlussspurt vor der WM wurde wöchentlich noch eine weitere, sechste Trainingseinheit eingeführt. Um Josie Beaupré entgegenzukommen, haben sich Kira Winter und Lena Holdefer aber darauf geeinigt, einmal die Woche in der Halle von Beaupré zu trainieren. „Am Wochenende machen wir es dann auch oft so, dass Josie bei einer von uns beiden übernachtet, um sich die Fahrstrecke zu ersparen“, sagt die 18-jährige Kira Winter und belegt mit dieser Aussage, wie groß der Zusammenhalt dieses jungen Teams ist.

Am gestrigen Montag ging es bereits los. Die deutsche Nationalmannschaft traf sich im Leistungszentrum der Sportakrobaten in Aalen. Mit dem Bus fuhren die Athletinnen und ihre Trainer dann gemeinsam in Richtung Schweiz. Vor Ort hatte das Nationalteam anschließend ein Hotel bezogen. Zum Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft gehört auch Birgit Cuntz von der SKG Erbstetten. „Es ist schon ein cooles Gefühl und eine Ehre, Deutschland bei einer WM vertreten zu können“, fasst Kira Winter zusammen und erhält ein deutliches Kopfnicken ihrer Teamkolleginnen.

Großes deutsches Aufgebot

Der Deutsche Sportakrobatik-Bund tritt mit einer großen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Genf an. Zum deutschen Aufgebot gehören insgesamt 54 Sportlerinnen und Sportler, die in 22 Formationen um die Medaillen kämpfen werden.

Die Wettkämpfe bei der WM der Sportakrobaten finden im Vernets-Sports-Center in Genf statt. 1000 Zuschauer sind dabei pro Tag zugelassen. Die sportlichen Entscheidungen können von Freitag bis zum Sonntag jeweils ab 10.30 Uhr im Livestream im Internet unter www.worldacro2021.com verfolgt werden.