Derby um süße Punkte: Ärgert Union auch die Hertha?

Von Von Jens Mende und Matthias Koch, dpa

dpa Berlin. Es ist wieder ein Geister-Derby, doch die Brisanz ist dennoch hoch. Das liegt vor allem an der positiven Rolle, die der 1. FC Union in der bisherigen Saison spielt. Können die Eisernen jetzt auch Hertha ärgern? Besonders zwei Profis sind Hoffnungsträger.

Derby um süße Punkte: Ärgert Union auch die Hertha?

Nur wegen des Tabellenrangs sieht Trainer Urs Fischer Union Berlin nicht gleich als Favorit im Hauptstadtderby. Foto: Maja Hitij/Getty Images Europe/Pool/dpa

Die siebte Auflage des Berliner Pflicht-Derbys Hertha kontra Union steht unter einem besonderen Aspekt. Der Außenseiter aus Köpenick ist dem etablierten Erstligisten aus Charlottenburg in der Tabelle erst einmal enteilt.

Der 1. FC Union steht als Sechster acht Zähler vor dem Dreizehnten Hertha BSC. Dennoch sieht Union-Coach Urs Fischer sein Team, das in der Fußball-Bundesliga seit acht Partien ungeschlagen ist, am heutigen Freitag (20.30 Uhr/DAZN) keinesfalls in der Favoritenrolle.

„Es steht ein schwieriges und spezielles Spiel an. Wir wollen unser Spiel auf den Platz bekommen“, sagte der Schweizer und warnte: „Hertha hat eine hohe Qualität. Eine gute Mannschaft mit wirklich hoher Geschwindigkeit und Spielern, die einen Unterschied ausmachen können.“ Fans dürfen wegen der Corona-Pandemie nicht ins Stadion.

HERTHAS HOFFNUNGSTRÄGER: Der junge Brasilianer Matheus Cunha kann es richten. „Er macht eine gute Entwicklung. Die Emotionalität hat er einfach in sich drin“, sagte Hertha-Coach Bruno Labbadia. „Man darf nicht vergessen, er ist 21 Jahre alt, ist als Ergänzungsspieler von Leipzig gekommen. Hier hat er eine tragende Rolle, kann auch das Spiel am Freitag gegen Union entscheiden.“

UNIONS HOFFNUNGSTRÄGER: Ex-Nationalspieler Max Kruse hat das Spiel der Eisernen ohne Frage bereichert. Sechs eigene Treffer und fünf Tore-Vorbereitungen sind dem 32 Jahre alten Neuzugang in den ersten neun Runden schon gelungen. „Er ist ein toller Junge, immer für einen Spaß bereit. Er weiß aber auch, wann er arbeiten muss“, sagte Union-Trainer Fischer. „Er ist da für die Mannschaft, nimmt auch lange Wege in Kauf. Genau wie ich es mir vorstelle.“

STATISTIK: Bisher sechs Mal standen sich beide Clubs in der 1. und 2. Bundesliga gegenüber. Die Bilanz ist absolut ausgeglichen. Hertha und Union gewannen je zwei Mal, zwei Partien endeten unentschieden. Zuletzt besiegte die „Alte Dame“ im Mai ebenfalls schon in einem Geisterspiel die Eisernen mit 4:0.

AUSGANGSLAGE: Die Vorzeichen sprechen eher für Union. Die Mannschaft hat seit dem Saisonstart am 19. September (1:3 gegen Augsburg) nicht mehr verloren. Zudem mussten die Köpenicker in dieser Spielzeit noch keine Auswärtsniederlage hinnehmen. Union ist Sechster und reist angesichts des Acht-Punkte-Vorsprungs auf den Tabellen 13. Hertha entspannt nach Charlottenburg.

PERSONAL: Bei Union fallen weiterhin einige Stammplatz-Kandidaten aus. Verteidiger Nico Schlotterbeck, Mittelfeldmann Christian Gentner sowie die Angreifer Anthony Ujah und Joel Pohjanpalo stehen wegen Verletzungen nicht zur Verfügung. Ob Mittelfeldmann Keita Endo den Sprung in den Kader schafft, ist offen. Bei Hertha fehlen noch immer Abräumer Santiago Ascacibar und Stürmer Jhon Cordoba. Das Mitwirken von Abwehrspieler Omar Alderete ist noch ungewiss.

UNION-TRAINER URS FISCHER: „Der Derby-Wert bleibt gleich, egal ob Zuschauer anwesend sind oder nicht. Es ist ein Derby. Da geht es um Emotionen, eine gesunde Rivalität und wichtige Punkte, die uns helfen können, unserem Ziel näher zu kommen.“

HERTHA-TRAINER BRUNO LABBADIA: „Die drei Punkte sind das Allerwichtigste. Wenn sie im Derby geholt werden, sind sie doppelt süß. Ich freue mich darauf, ein Derby hat einen besonderen Reiz. Das werden wir der Mannschaft vermitteln.“

BESONDERES: Die Unioner Christopher Lenz und Robert Andrich spielten im Nachwuchsbereich viele Jahre für Hertha BSC. Den Durchbruch zu Erstligaspielern schafften sie aber erst mehrere Jahre nach ihrem Weggang von Hertha und Zwischenstationen bei anderen Clubs bei Herthas Lokalrivalen in Köpenick.

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