Deutlich positive Saisonbilanz des HCOB

Eine durch Corona geprägte Runde mit Auf und Ab im sportlichen Bereich liegt hinter dem Handball-Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang. Nach der zwischenzeitlichen Chance zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde geht es in den Ligapokal. Das Ticket wird aber verpasst.

Deutlich positive Saisonbilanz des HCOB

Jakub Strýc (beim Wurf) erlebte mit dem HC Oppenweiler mehr Höhen als Tiefen in der abgelaufenen Saison. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Am Ende waren es 17 Siege, ein Unentschieden und zehn Niederlagen: Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang haben in der abgelaufenen Drittligasaison unterm Strich eine deutlich positive Saisonbilanz eingefahren. Der nervenaufreibende Modus – die halbe Liga musste in die Abstiegsrunde – sorgte dafür, dass der HCOB wie viele andere Teams permanent unter Druck stand. Am Ende stellte sich heraus: Ein Sieg mehr im richtigen Spiel und der HCOB hätte die Aufstiegsrunde erreicht.

In der Tabelle der 22 umfassenden Begegnungen fehlten dem HCOB die beiden Punkte aus dem Heimspiel gegen den VfL Pfullingen, um anstelle der Echaztaler um den Aufstieg zur Zweiten Bundesliga zu spielen. Das zeigt, wie nah die Murrtaler an der Spitzengruppe agierten. Während der laufenden Runde war die Sicht auf das Geschehen aber eine andere. Schuld daran: der den Coronanachwirkungen geschuldete Modus. Ab Anfang November blickten die HCOB-Handballer nicht mehr nach vorne. Weil sie vier Spiele in Folge verloren hatten, richteten sie ihr Augenmerk darauf, besser als auf Rang sieben abzuschneiden. Der hätte den Gang in die Abstiegsrunde bedeutet.

Welche dramatischen Züge das hätte haben können, zeigt sich derzeit am Beispiel des TV 08 Willstätt. Der musste als Siebter in die Abstiegsrunde und hat dort – trotz weiterer vier Siege und einer Bilanz von 33:21 Punkten – massiven Druck vor dem letzten Saisonspiel. Nur ein Sieg gegen die TGS Pforzheim gewährleistet den Verbleib in der Dritten Liga. Der TSV Neuhausen/Filder hingegen ist mit einer Bilanz von 21:37 Punkten durch. Wenn man es so sehen will, könnte man sagen: Die Filderhandballer haben die richtigen Spiele gewonnen.

Zum ersten Mal erreicht der HCOB

in Liga drei die 30-Punkte-Marke

Das schafften letztendlich auch die HCOB-Handballer. Denn im Anschluss an die herbstliche Ergebnismisere drückten Mannschaften und Trainer gemeinsam auf die richtigen Knöpfe. Jeder übernahm mehr Verantwortung. Das Team entwickelte einen guten Mannschaftsgeist. Der HCOB unterlag nur noch gegen die HSG Konstanz; im neuen Jahr fuhren die Murrtaler wegweisende Siege gegen den TV 08 Willstätt und den SV Salamander Kornwestheim ein. Dann machten sie mit einem Erfolg beim gleichfalls gefährdeten HBW Balingen-Weilstetten II den Sack zu. Ein Auswärtssieg beim VfL Pfullingen und ein umjubelter Erfolg gegen den TuS Fürstenfeldbruck (nach Acht-Tore-Rückstand) kamen hinzu. Am Ende standen 31:13 Punkte zu Buche, Platz vier unter zwölf Teams. Zum ersten Mal erreichte der HCOB in Liga drei die 30-Punkte-Marke, und das in nur 22 Spielen.

Corona beschäftigte Trainer und Sportler, immer wieder traten Mannschaften dezimiert an. Der HCOB hatte in gewisser Weise Glück: Es traf ihn zwar auch, aber nie so sehr, als dass die Mannschaft in ihrer Leistungsfähigkeit markant nachließ. Da machte sich dann auch die ausgeglichene Besetzung bemerkbar. Immer wieder sprangen andere Akteure in die Bresche. Erst später, im Ligapokal, wirkten sich personelle Lücken dann in den Ergebnissen aus. Deshalb sprangen in dieser Zusatzrunde in einer stark besetzten Gruppe nur zwei Derbysiege gegen den TSB Horkheim in sechs Spielen heraus. Das reichte nicht, um das DHB-Pokal-Ticket zu ergattern. Zumindest die Heimspiele boten beste Unterhaltung, deshalb trübte es den guten Eindruck nicht.

Corona: Auch wenn die letzten Wochen eine gewisse Leichtigkeit mit sich brachten und der Mensch die positive Angewohnheit hat, Nerviges schnell zu verdrängen, so bleibt festzuhalten: Die Pandemie beeinflusste die Handballsaison sehr, zum Beispiel bei Spielverlegungen. Der DHB hatte festgelegt, dass Partien abgesetzt werden, wenn ein Team sechs Quarantäneanordnungen vorweist. Allerdings verfuhr der Staffelleiter darüber hinaus nach dem Grundsatz: Sind sich beide Vereine einig, kann bei weniger Fällen verlegt werden. Das klingt entgegenkommend und sympathisch. Aber es führte – je weiter die Runde voranschritt, umso mehr – zu unguten Debatten. Die einen wollten verlegen, aus drei Fällen wurden schnell mal fünf und noch ein Verdachtsfall. Die anderen trauten dem Braten nicht so recht, versprachen sich vielleicht auch einen Vorteil oder fürchteten, bei einer Zustimmung beim nächsten Mal selbst der Gelackmeierte zu sein. Kurzum, ein Chaos, und keiner wusste mehr, was ist falsch und was ist richtig. Am Ende lautete die gute Nachricht: Die Runde konnte halbwegs so wie geplant durchgezogen werden.

Für die kommende Spielzeit wünschen sich fast alle Vereine die Rückkehr zu einem normaleren Modus, beispielsweise mit 14er-Staffeln. In der Saison 2022/2023 muss die Dritte Liga von dann 69 Teams auf ihre Sollstärke von 64 Mannschaften zurückgeführt werden. Aber zurück zu Corona. Früher holte man sich seine Eintrittskarte an der Abendkasse. In der Saison 2021/2022 lernte der Zuschauer: In manche Hallen kommt man ohne Online-Eintrittskarte gar nicht rein. Zeitweise übertrieben es die Klubs, setzten dieses System fort, als die Coronaverordnungen mehr Spielräume möglich machten. Aber einen Vorwurf will man den Verantwortlichen nicht machen, der Takt an Veränderungen war immens.

Änderungen betrafen auch die Frage nach dem Impfstatus: Beim HCOB konferierte man zeitweise mit dem Kultusministerium, um zu ermitteln, welcher Spieler mit welchem Status in die Halle darf. Eine positive Entwicklung, die durch Corona und den zeitweisen Zuschauerausschluss vorangetrieben wurde, war das Livestreaming. Fans, die nur selten auf die Idee gekommen wären, ihr Team zu weit entfernten Spielen zu begleiten, konnten am heimischen Bildschirm mitfiebern. Wer die Debatten beim Bäcker verfolgte, der merkte: Das Angebot wurde intensiv genutzt.

Statistik: Marcel Lenz erzielte 205 Tore in 28 Spielen, das ist ein Schnitt von 7,3 Treffern. Dahinter verteilten sich die Tore im HCOB-Team recht ausgeglichen, ein Zeichen für mannschaftliche Ausgeglichenheit. Beim Siebenmeter war ebenfalls Marcel Lenz meist der Werfer Nummer eins. Timm Buck erreichte mit zehn Toren bei elf Versuchen die bessere Quote, 91 Prozent. Jakub Strýc bekam die meisten Zeitstrafen (26), insgesamt zählte der HCOB aber zu den fairsten Teams der Liga. Im Tor sammelte Jürgen Müller 1035 Einsatzminuten, Stefan Koppmeier kam auf 574 Minuten.