Die Bayern und der Faktor Emotion - Macht Schalke allen Mut?

Von Von Klaus Bergmann, dpa

dpa München. Seit 2013 dominiert der FC Bayern die Bundesliga. Mehr Spannung und Abwechslung im Titelkampf täte dem Produkt gut. Der Triple-Champion ist im Auftaktspiel gegen Schalke wieder als Geister-Meister gefragt.

Die Bayern und der Faktor Emotion - Macht Schalke allen Mut?

Leroy Sané (r) wird beim FC Bayern sein Bundesliga-Comeback feiern. Foto: Tobias Hase/dpa

Nur 26 Tage liegt die rauschende Nacht von Lissabon zurück, wo sich die Bayern-Profis mit dem 1:0 im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain zu Europas Fußball-Königen krönten. Doch das zählt beim Anpfiff der 58. Bundesligasaison um 20.30 Uhr (ZDF und DAZN) nicht mehr.

„Die Uhren stehen wieder auf Null“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Es sollte vor immerhin wieder 7500 Zuschauern in der Allianz Arena stattfinden. Aber wegen steigender Corona-Infektionszahlen in der bayerischen Landeshauptstadt musste dieser Plan kurzfristig gekippt werden.

GEISTER-MEISTER: Die Bayern sind inzwischen Experten beim Kicken im leeren Stadion. Auch in der Geisterspieltabelle der Bundesliga sind sie klar die Besten. Alle neun Liga-Spiele ohne Zuschauer gewannen sie während des Corona-Sonderspielbetriebs in der Endphase der zurückliegenden Spielzeit. „Wir haben es gelernt, uns auf Situationen einzustellen. Das müssen wir wieder machen“, sagte Flick nach der Rolle rückwärts bei der vorerst verschobenen Rückkehr von Fans in die Münchner Arena. Und Schalke? Mit mickrigen zwei Punkten aus neun sieglosen Partien belegten die Königsblauen den 18. Platz in der Geisterspielwertung. Gewonnen haben die Knappen aber schon seit Januar nicht mehr - 16 Mal nacheinander.

NEUNTER STREICH: Seit 2013 dominieren die Bayern die Liga. Das ist nicht gut für ein Unterhaltungsprodukt. Das räumt sogar Bayern-Chef Rummenigge ein: „Fußball muss Emotion sein. Und wenn ein Club achtmal hintereinander Meister wird, ist das für den Faktor Emotion nicht gut, keine Frage“, sagte der 64-Jährige vor dem Neustart der Deutschen Presse-Agentur. Emotionalen Ersatz bot den Münchnern die internationale Bühne. „Für uns hat sich das in diesem Jahr natürlich relativiert durch den Gewinn der Champions League“, so Rummenigge.

Man dürfe auch eines nicht vergessen. „Als Hansi Flick im vergangenen November als Trainer übernommen hat, waren wir mit vier Punkten Rückstand Vierter hinter Gladbach, Dortmund und Leipzig“, erinnerte Rummenigge. Da war es mal emotional und sogar spannend. Das Trio plus Bayer Leverkusen nennt er als Kandidaten, die in der neuen Spielzeit dauerhaft für mehr Spannung und Emotion im Titelkampf sorgen könnten.

BUNDESLIGA-COMEBACK: Rund 50 Millionen Euro haben die Bayern in die Verpflichtung von Leroy Sané investiert. Der Nationalspieler kehrte aus England in die Bundesliga zurück und könnte zur Attraktion werden. Zum Start spielt der 24-Jährige gleich gegen seinen Ex-Club Schalke, von dem er 2016 zu Manchester City gewechselt war. Nach einem Kreuzbandriss ist der Flügelstürmer noch nicht wieder topfit, aber Flick will sein neues Juwel nicht verstecken: „Leroy hat bei der Nationalmannschaft gespielt, warum soll er dann bei uns nicht anfangen?“

COOLES SPIEL: Bangemachen gilt nicht. Trainer David Wagner trotzt den negativen Vorzeichen einer komplizierten Schalker Vorbereitung. „Nach sieben Wochen will jeder loslegen. Wenn's dann Bayern München ist, der Triple-Sieger, die vermeintlich beste Mannschaft der Welt - besser geht es doch nicht“, sagte er forsch. „Ein cooles Spiel“ erwarte seine Mannschaft, die mit Veteran Vedad Ibisevic und Goncalo Paciencia in der Offensive personell aufgefrischt wurde.

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