Die Handball-Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga nimmt Konturen an

Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang haben noch ein Drittliga-Spiel vor sich und wollen Meister werden, aber die Blicke richten sich auch schon auf das, was danach kommt. Klar ist, dass es am 15./16. April losgeht. Wer die Gegner sind, hängt vor allem vom offenen Modus ab.

Die Handball-Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga nimmt Konturen an

Der HCOB und seine möglichen Rivalen in der Zweitliga-Aufstiegsrunde.Grafik: Sindy Horn

Von Alexander Hornauer

Bei den Handballern haben Aufstiegsspiele an der Schnittstelle zwischen der Dritten Liga und der Zweiten Bundesliga Tradition. Dieser Übergang stellt in der Spielklassenpyramide ein Nadelöhr dar und ärgert alle, die sich fürs Prinzip „Meister müssen aufsteigen“ erwärmen. Die Fürsprecher erfreuen sich daran, dass zum Ende einer Saison Partien mit maximaler Spannung anstehen.

Warum gibt es eine Aufstiegsrunde? Die Dritte Liga wird vom Deutschen Handballbund (DHB) organisiert, der Spielbetrieb in den Bundesligen im Auftrag des DHB von der HBL (Handball-Bundesliga). Es existieren Vereinbarungen, wie der Spielbetrieb in den Bundesligen auszusehen hat. Unter anderem ist geregelt, wie viele Teams in die Zweite Bundesliga aufsteigen können – derzeit zwei. Der Job der DHB-Spielkommission ist es, diese Aufsteiger aus dem Kreis von 68 Drittligisten zu ermitteln. Vor dieser Runde wurde in den Durchführungsbestimmungen festgelegt, dass sich aus den fünf Drittliga-Staffeln jeweils zwei Mannschaften qualifizieren können, der Erste und der Zweite.

Wieso sind es dann keine zehn Teams? Fünfmal zwei ist zehn – so viele Teams hätten es in der Theorie also werden können. Mit dem TuS Fürstenfeldbruck gibt es in der Südstaffel aber einen Verein, der vor dem letzten Spieltag nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen ist und zugleich keine Zweitliga-Lizenz beantragt hat. Die Bayern dürfen deshalb nicht an den Aufstiegsspielen teilnehmen und wollen es auch nicht. Nachrücken darf auch niemand. Also sind es nur noch neun Teams. Oder sogar acht? Das hängt vom Ausgang des letzten Spieltags in der Oststaffel ab. Meister EHV Aue hat sein Ticket in der Tasche, aber der Tabellenzweite HC Erlangen II darf als Erstliga-Reserve nicht hoch. Es geht darum, ob Eintracht Hildesheim noch an Erlangen vorbeizieht und Zweiter wird. Wenn ja, sind es neun Starter, wenn nein, dann nur acht.

Was wäre der Modus mit neun Teams? Alle Mannschaften spielen in einer Gruppe – jeder gegen jeden, jeweils einmal. Es sind also neun Spieltage, an denen jeder Verein vier Heim- und vier Auswärtsspiele bestreitet und einmal spielfrei hat. Die Teams auf den Plätzen eins und zwei steigen auf.

Wie läuft es mit acht Mannschaften? Zwei Gruppen mit jeweils vier Klubs werden ausgelost. Die Lose kommen, sortiert nach der Platzierung, in zwei Töpfe. Es gibt Hin- und Rückspiele, dadurch ergeben sich sechs Spieltage. Die beiden Gruppensieger steigen auf. Interessant aus HCOB-Sicht: Weil festgelegt ist, dass zwei Vereine aus derselben Drittliga-Staffel nicht erneut aufeinandertreffen, wäre in dem Fall ein Duell mit dem EHV Aue ausgeschlossen. Weil die Vertreter der anderen drei Staffeln jeweils getrennt in die beiden Gruppen gelost werden müssen.

Wann soll die Aufstiegsrunde starten? Los geht es am 15./16. April. Bei neun Teilnehmern steigen die letzten Begegnungen am 27./28. Mai, bei acht Startern ein Wochenende vorher. Im zweiten Szenario wird am Maifeiertag und an Christi Himmelfahrt pausiert, im ersten Fall gespielt. Der Spielplan steht frühestens Mitte nächster Woche, zuvor gibt es noch eine Online-Konferenz mit den Vertretern der beteiligten Vereine.

Auf welche Rivalen der HC Oppenweiler/ Backnang in der Aufstiegsrunde tatsächlich trifft, ist also noch offen. Entweder geht es gegen acht Vereine – oder nur gegen drei. Hier einige Infos zu den Teams, die sich neben dem HCOB schon qualifiziert haben, sowie zum Wackelkandidaten aus Hildesheim.

TuS Vinnhorst Der Klub aus dem Stadtteil von Hannover ist die Nummer eins in der Nordstaffel. Die Mannschaft von Trainer Davor Dominikovic, als Spieler Weltmeister und Olympiasieger, verlor nur eines ihrer 23 Saisonspiele. Vinnhorst stieg zwar erst 2019 in die Dritte Liga auf, setzte sich aber sofort oben fest und schaffte es in den Zweitliga-Aufstiegsspielen vor zwei Jahren bis in die Zwischenrunde. Eine Niederlage in Oppenweiler besiegelte das Aus. Der Verein verfügt über ein eigenes Sportzentrum, dessen Herzstück eine Halle für 1000 Zuschauer ist.

MTV Braunschweig Der MTV ist als Zweiter der Nordstaffel für die Aufstiegsspiele qualifiziert. Der Klub hat zwar nur zwei Punkte Vorsprung auf den Stralsunder HV, aber den direkten Vergleich gewonnen. HCOB-Handballer Marc Godon hat bei seinem Studium eine Saison für Braunschweig gespielt. Trainer damals wie heute ist Volker Mudrow, der in Handballdeutschland Berühmtheit erlangte, als er den TBV Lemgo zu Beginn des Jahrtausends mit dem Konzept der „schnellen Mitte“ zu Erfolgen führte. Die Niedersachsen kehrten 2020 aus der Oberliga in die Dritte Liga zurück.

HSG Hanau Die HSG spielt seit sieben Jahren in der Dritten Liga und absolviert nun zum dritten Mal in Serie die Spiele um den Aufstieg. Beim Verein aus Hessen stehen einige Eigengewächse in der Mannschaft von Trainer Hannes Geist. Mit 14 aufeinanderfolgenden Siegen sicherten sich die Handballer vorzeitig die Meisterschaft in der Südwest-Staffel der Dritten Liga. Vor zwei Jahren traf Hanau schon einmal auf den HC Oppenweiler/Backnang, damals trennten sich beide Teams in der Main-Kinzig-Halle mit einer Punkteteilung.

TuS Ferndorf Der TuS verbrachte – die laufende miteingerechnet – sieben der vergangenen elf Spielzeiten in der Zweiten Bundesliga und hat sich die Rückkehr zum Ziel gesetzt. In der Südwest-Staffel musste der Klub des schwedischen Trainers Robert Andersson zuletzt die HSG Hanau ziehen lassen. Die Qualifikation für die Spiele um den Aufstieg gerieten angesichts eines deutlichen Vorsprungs auf den TV Gelnhausen aber nicht in Gefahr. Ferndorf ist ein Stadtteil von Kreuztal im Südosten von Nordrhein-Westfalen und derzeit die Heimat von Niklas Diebel. Der Rückraumspieler wird in der kommenden Runde für den HCOB spielen.

HSG Krefeld Niederrhein Der Klub sorgte vor wenigen Wochen für Aufsehen, als er zu einem Drittliga-Spiel über 8000 Zuschauer in eine Multifunktionshalle lockte. Die Qualifikation für die Aufstiegsspiele geriet kurzzeitig in Gefahr, in den vergangenen Wochen aber machte die Mannschaft von Coach Mark Schmetz die Big Points. Der Sieg bei den Bergischen Panthern aus Burscheid war Gold wert. Der Klub hat aus der Saison 2019/2020 erste Erfahrungen in der Zweiten Liga. Außerdem war er vor zwei Jahren Gastgeber für ein Spiel gegen den HCOB, das die Murrtaler gewonnen.

EHV Aue Der Klub aus dem Erzgebirge weist eine lange Tradition auf. Er wurde 1990 aus der Handballabteilung der BSG Wismut heraus gegründet, die fast 30 Jahre in der höchsten DDR-Liga spielte. Seitdem ist der Verein fast durchgängig in der Zweiten Bundesliga vertreten. Ein erster Abstieg in die Dritte Liga im Jahr 2011 wurde umgehend korrigiert. Selbiges will die Mannschaft um Coach Stephan Just in dieser Saison schaffen. In der Oststaffel der Dritten Liga dominierten die Sachsen, sie stehen seit Wochen als Staffelsieger fest und verloren kein Spiel. In der Aufstiegsrunde ist der Verein einer der Topfavoriten.

TV Emsdetten Der Verein aus dem Münsterland führt die ewige Tabelle der Zweiten Bundesliga an, absolvierte 35 Runden auf diesem Level. 2013 schaffte der Verein den Aufstieg in die Erste Liga. Der Abstieg in die Dritte Liga in der Vorsaison kam überraschend. In der Weststaffel gab die Mannschaft nur drei Punkte ab. Im Kader finden sich prominente Namen wie der 106-fache Nationalspieler Tobias Reichmann. HCOB-Handballer Daniel Schliedermann könnte beim möglichen Aufeinandertreffen auf seinen älteren Bruder Marcel treffen, der seit 2019 für den Klub aktiv ist.

HC Eintracht Hildesheim Die Hildesheimer sind der Wackelkandidat, ihr Mitwirken an der Aufstiegsrunde entscheidet sich erst am letzten Spieltag im Fernduell mit dem nicht teilnahmeberechtigten HC Erlangen II. Das Team aus Niedersachsen muss einen Punkt mehr holen als der Wettbewerber aus Franken, der mit der Partie in Aue die schwerere Aufgabe vor sich hat. Es sieht gar nicht so schlecht aus für Hildesheim, das in den vergangenen Jahren in allen ersten drei Ligen am Ball war. HCOB-Akteur Martin Schmiedt kam vor der Runde vom HC ins Murrtal. Jakub Strýc könnte auf seinen Cousin Jakub Tonar treffen.