Die Lehren aus dem Großen Preis der Eifel

dpa Nürburg. Lewis Hamilton gewinnt das erste Nürburgring-Rennen nach sieben Jahren Formel-1-Abstinenz. Der Mercedes-Pilot stellt dabei den Siegrekord von Michael Schumacher ein. Nico Hülkenberg gibt eine Visitenkarte ab, Sebastian Vettel ist zerknirscht.

Die Lehren aus dem Großen Preis der Eifel

Auf dem Podest genehmigen sich der Zweitplatzierte Max Verstappen (l-r), Sieger Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo zunächst einen großen Schluck. Foto: Ronald Wittek/Pool EPA/AP/dpa

Lewis Hamilton hat es geschafft. Mit seinem Sieg auf dem Nürburgring zog der Mercedes-Pilot nach Grand-Prix-Erfolgen mit Michael Schumacher gleich. 91 haben die beiden Ausnahmefahrer nun. Hamilton hat schon Formel-1-Rekorde gebrochen - und wird weitere ins Visier nehmen.

HAMILTON VERSCHIEBT DIE GRENZEN

Michael Schumachers Rekord von 91 Grand-Prix-Siegen galt früher scheinbar für die Ewigkeit. Lewis Hamilton hat nun mit dem Deutschen gleichgezogen und wird die Bestmarke auch weiter nach oben schrauben. Bei 69 Punkten Vorsprung auf den WM-Zeiten Valtteri Bottas sechs Rennen vor Saisonende ist zudem der siebte Titel - wie bei Schumacher - auch nur eine Frage der Zeit. „Hoffentlich liegen noch mehr Rekorde vor uns, die wir brechen können“, sagte Hamilton. Mercedes-Teamchef Toto Wolff meinte, dass Rekorde sowieso da seien, um gebrochen zu werden, „das hat auch Michael gesagt. Lewis ist ja noch auf seiner Reise.“ Und diese führt zu Rekorden.

HÜLKENBERG BETREIBT EIGENWERBUNG

Racing Point brauchte für den erkrankten Lance Stroll schnell einen Ersatz - und fand ihn erneut in Nico Hülkenberg. Trotz des letzten Startplatzes raste der Rheinländer als Achter furios noch in die Punkte. Bringt ihn das einem Stammcockpit für 2021 näher? „Das ist im Moment schwierig zu beantworten“, meinte der 33-Jährige, der in diesem Jahr auch Strolls Teamkollegen Sergio Perez ersetzt hatte. „Das war aber eine gute Werbung, eine gute Visitenkarte.“ Es spiele im Cockpit-Poker „nicht immer die Leistung eine Rolle“, meinte Hülkenberg weiter und bat um „ein bisschen mehr Geduld“. Ein Platz bei Haas sei „eher unrealistisch“, wegen Alfa Romeo müsse man sehen.

VETTEL QUÄLT SICH

Sebastian Vettel hatte die letzte Eifel-Auflage 2013 noch gewonnen. Mit Ferrari konnte sich der Hesse diesmal aber keine Hoffnungen auf Punkte machen. „Ich habe zu sehr mit den Reifen zu kämpfen gehabt“, klagte Vettel nach seinem elften Platz. Ferrari hatte Updates für den Nürburgring im Gepäck, doch leichte Fortschritte in der Qualifikation ließen sich nicht in den Grand Prix übertragen. Die Updates würden aber in die richtige Richtung deuten, meinte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. „Wir sollten auch ein paar Neuerungen für das nächste Rennen in Portimao haben.“ Der Grand Prix in Portugal findet in zwei Wochen statt. Es bleibt für Vettel aber weiter schwer, Punkte zu holen.

RICCIARDO GEHT UNTER DIE HAUT

Nach zwei Jahren verlässt Daniel Ricciardo Renault zum Ende der Saison und wechselt zu McLaren. Sein erstes Podium seit seinem Monaco-Sieg 2018, das nun das erste Podest für die Franzosen seit der Rückkehr als Werksteam 2016 ist, wird aber Cyril Abiteboul unter die Haut gehen. Eine Wette besagt, dass sich der Renault-Teamchef im Podiums-Fall ein Tattoo stechen lassen muss. „Wir werden uns den Kopf zerbrechen“, kündigte Ricciardo wegen des Motivs amüsiert an. Das erste Tattoo sei immer ein spaßiges, meinte der Australier weiter, dessen Haut selber reich verziert ist. Abiteboul will seine Schuld einlösen - allerdings an einer kaum sichtbaren Stelle.

DER NÜRBURGRING ERFÜLLT DIE ERWARTUNGEN

Der Nürburgring hat genau das gemacht, was die Formel-1-Bosse erwartet haben: in der Corona-Pandemie reibungslos einen Grand Prix auszurichten. Und das sogar vor 13 500 Zuschauern. Dafür sorgte das Hygienekonzept des Veranstalters in der Eifel. Es war aber nicht mehr als der Beweis, dass auf den Traditionskurs auch sieben Jahre nach seinem Abschied aus dem Formel-1-Kalender Verlass ist. Damals konnte sich der Nürburgring die millionenschwere Antrittsgage nicht mehr leisten - daran hat sich nichts geändert. Die Formel-1-Bosse wollen künftig wieder üppige Startgebühren kassieren.

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