Surge-Trainer Jordan Neuman vor der neuen ELF-Saison

„Die Leistungsdichte wird enorm sein“

Das Team von Stuttgart Surge will in diesem Jahr erstmals den Titel in der European League of Football holen – doch Chefcoach Jordan Neuman warnt vor der Stärke der Konkurrenz.

„Die Leistungsdichte wird enorm sein“

Coach mit Charisma: Jordan Neuman.

Von Jochen Klingovsky

Das Endspiel der European League of Football (ELF) findet am 7. September in der MHP-Arena statt – weshalb es für das Team von Stuttgart Surge nur ein Ziel gibt: das Finale daheim zu erreichen. Ein Selbstläufer wird das aber nicht. Schon zum Saisonstart wartet an diesem Sonntag (16.25 Uhr/Gazi-Stadion) in Frankfurt Galaxy ein harter Gegner. Trotzdem ist Trainer Jordan Neuman zuversichtlich: „Wir sind bereit!“

Herr Neuman, Stuttgart Surge steht vor einer ganz besonderen Saison. Wie fühlt sich das an?

Speziell. Weshalb wir uns eines ganz fest vorgenommen haben.

Was?

Diese Saison so anzugehen wie jede andere auch.

Klappt das?

Es muss klappen. Wir können uns nicht jetzt schon auf das Finale konzentrieren, sondern müssen zuerst unser Ding durchziehen. Woche für Woche.

Aber das Endspiel in Stuttgart bleibt das große Ziel?

Selbstverständlich. Wir haben in unserem ersten Teammeeting einmal klar abgesprochen, was wir erreichen wollen. Anschließend war dies nie wieder ein Thema.

Warum?

Weil es, besonders im American Football, nicht funktioniert, zu weit nach vorne zu blicken und zu denken – dafür passiert in diesem Sport viel zu viel. In unseren Köpfen ist immer nur Platz für das nächste Spiel, die nächste Herausforderung.

Wie wichtig wäre ein Sieg zum Auftakt?

Sehr wichtig, weil er Selbstvertrauen geben würde. Aber Frankfurt Galaxy ist ein starker Gegner.

Wie steht es um die Form Ihres Teams?

Wir sind bereit!

Weil die Vorbereitung gut lief?

Ja. Wir mussten 15 neue Spieler integrieren. Das ist zwar eine ganz normale Anzahl, hat aber trotzdem Zeit benötigt. Jetzt, am Ende der Vorbereitung, würde ich sagen: Wir haben sehr gut gearbeitet, es sieht gut aus.

Wie stark wird Ihr Team sein?

Das frage ich mich auch (lächelt). Am Sonntag gegen Frankfurt werden wir es sehen – doch ich bin zuversichtlich.

Auf was wird es ankommen?

Die Chemie muss stimmen, wir müssen als Team auftreten.

Sie gelten als Trainer, zu dessen großen Qualitäten es gehört, aus vielen Einzelspielern eine bestens funktionierende Mannschaft formen zu können. Ist diese Einschätzung richtig?

Ich würde schon sagen, dass dies zu meinen Stärken gehört – auch weil es für mich das absolute Nummer-eins-Thema ist. Wir verwenden viel Energie darauf, einen herausragenden Teamgeist zu entwickeln, der ja nicht nur auf dem Feld eine große Rolle spielt. Der Erfolg hängt davon ab, welche Erfahrungen die Spieler in Stuttgart machen.

Der Verein hat sich selbst einen Sparkurs verordnet. Wie sehr hat Sie dies bei der Zusammenstellung des neuen Kaders beeinflusst?

Ich habe gespürt, dass sich die Voraussetzungen verändert haben. Das war alles andere als einfach.

Inwiefern?

Es gab enorm viel Mehrarbeit – im Scouting, und natürlich auch in den Gesprächen mit den Spielern. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten.

Hat das funktioniert?

Mehr Geld zu haben macht es einfacher und ist ein großer Vorteil. Doch ich bin sehr zufrieden mit meinem Kader. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht.

Sie standen mit Ihrem Team in der vergangenen Saison im Halbfinale, sind damals nur ganz knapp gescheitert. Was ist die größte Veränderung im Kader?

Wir haben unsere Offensive Line und unsere Defensive Line richtig gut verstärkt. Das wird unser ganz großes Plus sein.

Welche Rolle spielen diese beiden Mannschaftsteile?

Sie sind das Herz des Teams. Auch deshalb bin ich, was die Saison angeht, sehr zuversichtlich.

Quarterback Reilly Hennessey hat sich entschlossen, doch noch ein Jahr dranzuhängen. Wie wichtig ist das?

Es bedeutet für uns sehr viel, dass er noch einmal zurückgekehrt ist. Kontinuität auf der wichtigsten Position im Football ist ein großer Vorteil.

Reilly Hennessey hat nach dem verpatzten Halbfinale 2024 gegen Rhein Fire erklärt, dass er noch eine Rechnung offen hat. Ist das zu spüren?

Es hat ihm noch nie an Ehrgeiz, Willen und Überzeugung gefehlt. Er liebt den Wettkampf, daran hat sich nichts verändert.

Lassen Sie uns über die Liga reden. Wie stark ist die ELF in dieser Saison?

Es war schon in der Vergangenheit so, dass sich das Niveau Jahr für Jahr erhöht hat. Das ist auch diesmal wieder der Fall. Die Leistungsdichte wird enorm sein.

Wer sind die härtesten Konkurrenten?

Frankfurt und Paris in unserer Conference, zudem sind Madrid, Wien, Rhein Fire und Nordic Storm sehr starke Mannschaften. Es gibt mindestens sechs, sieben Teams, die ernsthafte Play-off-Kandidaten sind – und der Rest ist nicht weit weg. In dieser Saison ist fast jeder Gegner gefährlich.

Was bedeutet das für die Zuschauer?

Dass sie sehr interessante Spiele erleben werden.

Wie reizvoll ist diese Ausgangslage für Sie als Trainer?

Enorm reizvoll. Und genau deshalb bin ich hier – weil die ELF eine große Herausforderung ist.

Ist Ihr Team gut genug, um bestehen und den Titel holen zu können?

Wir haben uns ein Ziel gesetzt, und wir haben genug Talent, um es erreichen zu können. Es gibt nur ein Problem.

Welches?

Andere Mannschaften verfügen ebenfalls über viel Qualität.

Wer wird sich am Ende durchsetzen?

Der Kader mit dem größten Zusammenhalt und dem besten Teamspirit.