Die SG Oppenweiler/Strümpfelbach stürmt mit 103 Toren in die Landesliga

Aufstiegsgeschichten Treffsicherste Offensive und stabilste Defensive, Erster der Heim- und Auswärts- sowie der Hin- und Rückrundentabelle: Die SG Oppenweiler/Strümpfelbach krönt ihre in vielerlei Hinsicht überragende Runde in der Fußball-Bezirksliga mit dem Meistertitel.

Die SG Oppenweiler/Strümpfelbach stürmt mit 103 Toren in die Landesliga

Von Staffelleiter Lothar Holzwarth gab es den Meisterwimpel, der Jubel beim SGOS-Erfolgsteam und dessen Fans war groß.Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Es klingt vor dem Hintergrund der Bezirksliga-Meisterschaft und dem ersten Landesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte wie die Story aus einer fernen Vergangenheit. Aber tatsächlich war die Kreisliga B und damit die tiefste Spielklasse, von Lästermäulern wegen des unmöglichen Abstiegs auch Sicherheitsliga genannt, in zwölf der vergangenen 20 Runden die sportliche Heimat der SG Oppenweiler/Strümpfelbach. „Es waren nicht immer triste Jahre“, blickt Alexander Stoppel, der Vorsitzender und Fußballabteilungsleiter in Personalunion ist, differenziert zurück. „Das hat auch Spaß gemacht.“

Noch mehr Freude macht es aber sicherlich, seit der insgesamt dritte Sprung in die Kreisliga A 2 in diesen zwei Jahrzehnten das Signal zur echten Trendwende lieferte. 2019 war das, und dieses Mal setzte der Klub aus dem Rohrbachtal zum Durchmarsch an. Als die Saison nach dem Beginn der Coronakrise abgebrochen wurde, belegte die SGOS den ersten Platz und feierte damit den zweiten Aufstieg in Folge. Bis das Virus auch die nächste Spielzeit ziemlich abrupt beendete, hatte sich Oppenweiler als Bezirksliga-Neuling bereits großen Respekt verschafft. Die Bilanz: vier Siege, vier Unentschieden und nur eine Niederlage, dazu der vierte Rang.

Der Fehlstart löst im Rohrbachtal keinerlei Unruhe aus

Trotzdem galten die Murrtaler vor dieser Runde allenfalls als Geheimtipp, die eigentlichen Meisterschaftsfavoriten waren in den Augen der meisten Klubs der SV Unterweissach, der TSV Nellmersbach, der FSV Waiblingen oder die SG Schorndorf. Und tatsächlich schien sich zu Beginn die vermeintliche Regel zu bewahrheiten, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg immer die schwierigere Herausforderung ist. Die SGOS stand nach zwei Partien, in denen mit Lukas Rosenke der Abwehrchef schmerzlich vermisst wurde, noch ohne Punkte da – 2:4 in Winterbach, 0:2 gegen Nellmersbach. „Das war kein Grund, nervös zu werden, weil wir keine allzu großen Erwartungen hatten“, ordnet Alexander Stoppel den Fehlstart ein. „Der Aufstieg war ja nicht unser Plan.“

Zwei lange Erfolgsserien lassen die SGOS in der Tabelle am Ende deutlich enteilen

Das 2:1 in Schorndorf, bei dem mit Maximilian Trinnes und Erik Augustin zwei Talente aus der A-Jugend in die Bresche sprangen und zeigten, dass Ausfälle zu kompensieren sind, läutete eine lange Erfolgsserie ein. Sie endete erst mit einem 0:1 im Rückspiel gegen denselben Rivalen im März, dazwischen lagen neun weitere Siege und drei Remis. Die dritte Saisonschlappe sollte auch schon die letzte sein, nach diesem kleinen Rückschlag gewann die SGOS alle restlichen 14 Duelle. Mit dem 5:0 gegen den Großen Alexander Backnang machte der Spitzenreiter am vorletzten Spieltag sein Meisterstück, eine Überraschung war es zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Auch nicht für Stoppel, denn „nach der Vorrunde war uns schon klar, dass mehr drin ist“. Endgültig auf Titelkurs befand sich Oppenweiler nach dem 3:2 im Topspiel beim schärfsten Verfolger FSV Waiblingen, am Saisonende betrug der Vorsprung stattliche sieben Punkte.

Die Tabelle spricht also eine klare Sprache, aber auch alle anderen Rankings weisen die SGOS als vollauf verdienten Meister aus. Die meisten Tore erzielt (103), mit dem FSV die wenigsten Treffer kassiert (40), zudem Erster des Heim- und Auswärts- sowie des Hin- und Rückrundenklassements – viel mehr geht nicht. In der Torjägerliste hat Marcel Zimmermann (Waiblingen) mit 35 Buden die Nase vorne, doch das Erfolgsrezept der Murrtaler ist trotz starker Individualisten ohnehin das mannschaftliche Miteinander. „Wir konnten immer eine Schippe drauflegen, waren körperlich fitter als die meisten anderen Teams“, sagt Stoppel und lobt neben den Spielern auch Daniel Funk und Stephen Perri: „Unser Trainerduo hatte immer einen taktischen Kniff parat.“

Bislang fünf Zugänge, an einem Torwart ist die SGOS dran

Darauf setzt der Vorsitzende auch in der Landesliga, zudem ist das niedrige Durchschnittsalter ein Plus: „Unsere Jungs können sich noch steigern.“ Alles in allem ist er „zuversichtlich, dass wir gut mithalten können“. Fünf Zugänge sind es mit Fabian Friz (SV Allmersbach), Julian Leitner (TSV Nellmersbach), Luis Piscopo (SV Kaisersbach), Yasa Özkan und Nick Nguyen (beide TSG Backnang, A-Jugend) bislang, dabei muss es nicht bleiben. Weil der bisherige Stammtorwart Tim Roger aus privaten Gründen aufhören will und damit der einzige Abgang ist, ist die SGOS an einem weiteren Keeper dran. Kontakte knüpfen grundsätzlich nur die Spieler selbst über ihre Verbindungen.

Sollte es letztlich doch nicht reichen, um sich in der Landesliga zu etablieren, wäre es für Stoppel auch kein Beinbruch. „Wir sind eigentlich nach wie vor ein Kreisliga-Verein“, sagt der Vorsitzende lachend, „glückliche Umstände“ hätten zum aktuellen Aufschwung geführt. Was er damit meint: Ohne den Drang vieler Jungs, in ihrem Heimatort etwas aufzubauen und deshalb von anderen Vereinen zurückzukehren oder wie Kapitän Marcel Friz sogar zum ersten Mal ins SGOS-Trikot zu schlüpfen, wäre es nicht möglich gewesen. Viele Spieler identifizieren sich derart mit dem Klub, dass sie schon Ehrenämter innehaben, sich als Jugendtrainer engagieren oder die Homepage pflegen. Nun steigt Lucas Röhrle, bislang im Nachwuchsbereich der SG Sonnenhof tätig, für die Videoanalyse ein. Zwei Wermutstropfen, die schwerer wiegen als das verlorene Bezirkspokalfinale, sind aber der Abstieg der Zweiten in die Kreisliga B und der Nichtaufstieg der A-Jugend aus der Kreisstaffel. „Das kann uns noch böse einholen“, unkt Alexander Stoppel. So wie es derzeit aussieht aber wohl allenfalls in fernerer Zukunft.

Die Kontrahenten der SG Oppenweiler/Strümpfelbach in der Landesliga

Auf- und Absteiger In die Landesliga Staffel 1 begleitet wird die SG Oppenweiler/Strümpfelbach als Meister der Bezirksliga Rems-Murr von drei weiteren Titelträgern. Dies sind der TSV Ilshofen II (Hohenlohe), NK Croatia Bietigheim (Enz-Murr) und der VfR Heilbronn (Unterland). Ein fünfter Aufsteiger könnte noch dazu kommen, von den Vizemeistern haben sich die Aramäer Heilbronn mit dem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen II für das letzte und entscheidende Relegationsspiel qualifiziert. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr geht es in Renningen gegen den SV Leonberg/Eltingen, der seinen Platz in der Landesliga unbedingt verteidigen will. Aus der Verbandsliga kommen drei Vereine runter: der TSV Crailsheim, der TSV Heimerdingen und der VfB Neckarrems.

Platzhirsche Zehn Klubs, die bereits in der Vorsaison in der Landesliga beheimatet waren, sind weiter dabei. Aus dem Rems- Murr-Kreis mischen der SV Allmersbach, der SV Breuningsweiler, der SV Kaisersbach und der TV Oeffingen mit. Das Feld komplettieren der FV Löchgau, Türkspor Neckarsulm, der TSV Obersontheim, der TSV Pfedelbach, die Spvgg Satteldorf und der SV Germania Bietigheim.