Diszipliniert, willig und dennoch ohne Punkt

Backnangs Fußball-Oberligist verliert in Neckarsulm eine chancenarme Partie mit 0:1 – Vorne fehlt die Durchschlagskraft

Von Uwe Flegel

Die Enttäuschung war groß, als Schiri David Schmidt das letzte Mal an dem Abend in seine Pfeife geblasen hatte. 0:1 verloren. Backnangs Oberligafußballer standen in Neckarsulm mit leeren Händen da. Die Niederlage nagte an Spielern und Trainer Andreas Lechner. Nicht weil die TSG besser als die Sport-Union war, sondern weil die disziplinierte und kämpferisch gute Leistung der Etzwiesen-Elf nicht einmal zu einem Punkt gereicht hatte.

Ursache dafür war eine Szene in der 36. Minute. Die Gäste verloren im Mittelfeld den Ball. Danach schafften sie es gleich zweimal nicht, den Ball zu klären. Und als die Linksflanke von Volkan Demir flach in den Strafraum hereinkam. stand Mario Müller goldrichtig und drückte den Ball aus wenigen Metern zum 1:0 über die Linie. So etwas nennt man effektiv, war es doch die erste gute Chance für Neckarsulm. Überhaupt war es die erste gute Möglichkeit der gesamten Partie gewesen. TSG-Teammanager Marc Erdmann ärgerte sich nach der Begegnung: „Bei uns wird derzeit einfach jeder Fehler sofort bestraft.“

Von Backnang kam in der Offensive in der ersten Halbzeit ähnlich wenig wie von Neckarsulm. Beide Mannschaften verdienten sich fast über die gesamten 90 Minuten die Prädikate bemüht, diszipliniert, willig. Und bei beiden Teams war es die Defensivarbeit, mit der sie überzeugten. Bedeutete für die Gästefans: Einzig ein Schuss aus 18 Metern von Loris Maier, den der Ex-Aspacher Marcel Susser im Tor der Hausherren problemlos parierte, war vor der Pause ein kleines Zeichen in Sachen Angriff. Das Fehlen der beiden Stürmer Mario Marinic (Knie) und Daniel Lang (Muskelfaserriss) war deutlich zu spüren. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn nicht, hatte das Duo doch bislang sieben der zehn Backnanger Saisontreffer erzielt.

Andreas Lechner machte deshalb nach der Partie auch gar nicht lange rum: „Uns fehlt vorne Durchschlagskraft. Offensiv sind wir derzeit einfach limitiert.“ Stimmt. Zwar mühten sich Julian Geldner und Engjell Hoti in der Spitze, hatten auch durchaus die eine oder andere gute Aktion, aber zwingend war es in den wenigsten Situationen. Und weil diesmal im Gegensatz zum 2:0-Pokalcoup gegen den Drittligisten Aalen auch nach Eckbällen oder Freistößen nichts ging, fehlte es der Etzwiesen-Elf einfach an Gefahr. „Du kannst nicht immer nur auf Standards hoffen, das ist ist zu wenig“, urteilte Torjäger Marinic, der wie Erdmann und Lechner aber auch weiß, dass seiner Elf bis zur Rückkehr von ihm und von Lang nicht viel mehr übrig bleiben wird. Und das kann noch zwei, drei Wochen sein.

Positiv bei Backnang war, dass es nicht aufsteckte, versuchte, sich Chancen zu erarbeiten. Mehr als Weitschüsse (Dannhäußer 59., Geldner 69., Hoti 77.) gab es allerdings nicht groß. Auf der anderen Seite sah es lange Zeit nicht viel anders aus. Erst in der Schlussphase des Vergleichs nutzte die Sport-Union die Räume, die sich boten, als die Gäste in Sachen Offensive einen Gang hoch schalteten, um die Partie zu drehen oder wenigstens den Ausgleich noch zu erzielen. Allerdings zeigte Michael Quattlender erneut, dass auf ihn Verlass ist, als er in der 74. Minute einen Kopfball von Quadie Barini aus fünf Metern klasse von der Linie kratzte. Ansonsten hatte Demir, der zehn Minuten vor Schluss aus 13 Metern etwas zu hoch zielte, noch eine Chance, doch mehr ließ die TSG nicht zu.

Neckarsulmer Sport-Union: Susser – Islamaj, Enzo Romano (56. Marco Romano), Klotz, Seybold – Ayvaz (80. Albert), Müller, Schneckenberger, Gebert (86. Hatzis) – Barini (90. Reitz), Demir.

TSG Backnang: Quattlender – Leon Maier, Doser, Bauer, Kienast – Loris Maier, Weber (75. Schiffmann), Biyik, Dannhäußer – Geldner, Hoti.

Tore: 1:0 (36.) Müller. – Schiedsrichter: Schmidt (Frankfurt am Main). – Zuschauer: 350.