Donis trifft, lobt und fordert

Der VfB-Stürmer wirkt nach dem Trainerwechsel befreit und wünscht sich mehr Unterstützung

Von Dirk Preiß

Stuttgart Viel hat nicht gefehlt, und Anastasios Donis hätte es als Helden dieses Spiels gar nicht gegeben. Wäre die Szene in der vierten Minute der Partie des VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach anders ausgegangen, wäre der Stürmer nicht Sieger, sondern Schuldiger gewesen. Schuld am 0:1, vielleicht auch an einer weiteren Niederlage.Doch Ron-Robert Zieler sorgte mit einer Glanztat dafür, dass Donis’ kapitaler Fehlpass ohne Folgen blieb.„Das“, sagte der VfB-Keeper, „haben wir gebraucht.“ Donis braucht noch etwas anderes.

Ansprache und Vertrauen sind für den Griechen entscheidende Dinge, die aus seiner Sicht einen guten Trainer ausmachen. Nico Willig sei demnach „ein guter Trainer“, das hat der Angreifer schnell festgestellt. Weil der Interimscoach des VfB mit ihm schnell nach seiner Amtsübernahme am ­vergangenen Sonntag das Gespräch gesucht habe. „Er hat mir gesagt, dass er mir ­vertraut“, erklärte Donis – nachdem er das Vertrauen zurückgezahlt hatte.

Unter Willig war Anastasios Donis mal wieder für die Startelf nominiert worden. Dass der neue Coach ein aktiveres Spiel mit Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte verlangt, komme ihm entgegen, meinte er. In Halbzeit eins wäre er nach guten Aktionen beinahe zum Vorbereiter geworden, nach der Pause war Donis der Vollstrecker. Erst traf er nach einem Konter den Pfosten, wenig später gelang ihm nach geschickter Zweikampfführung gegen Gladbachs Nico Elvedi der Siegtreffer. Den Erfolg „haben wir uns verdient“, sagte Donis und forderte: „Wir müssen so weitermachen.“ Dann sei auch die direkte Rettung kein Ding der Unmöglichkeit – trotz der sechs Punkte Rückstand auf Schalke 04. Weitere Siege traut er seinem Team auf jeden Fall zu. Jetzt. Nach dem Trainerwechsel, der für Donis wie eine Befreiung wirkte: „Wir sind jetzt wieder eine Familie.“

Dass verschiedene Coaches unterschied­liche Vorstellungen, Taktiken und Arbeitsweisen haben, kann Donis akzeptieren. „Aber ich erwarte Kommunikation, vor allem mit den jungen Spielern, das ist das Wichtigste“, findet er – und macht keinen Hehl daraus, dass er genau dies zuletzt vermisst hat. Markus Weinzierl galt nicht gerade als großer Kommunikator im Umgang mit seinen Spielern. Unter Nico Willig wittert Donis nicht nur die Chance auf Gespräche, sondern auch auf einen Stammplatz – den er sich bisher nie erkämpft hat.

Drei Trainer erlebte Donis vor Willig in Stuttgart, seit er im Sommer 2017 zum VfB kam. Alle lobten seine Vorzüge, auch der aktuelle Sportchef Thomas Hitzlsperger sagt: „Er hat eine brutale Qualität, wenn es um Schnelligkeit geht.“ Mangelnde Zuverlässigkeit im Defensivverhalten monierten aber auch alle Coaches, dazu kamen Disziplinlosigkeiten und Desinteresse – zum Beispiel, als er das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim nicht im Stadion beobachtete. Donis vermisste seinerseits das Vertrauen über einen längeren Zeitraum. Und zwar nicht nur vom jeweiligen Trainer.

Die eine Woche rein, nach einem schwächeren Spiel gleich wieder raus – „das ist ein Desaster für einen jungen Spieler“, sagte der 22-Jährige und wünscht sich künftig mehr Unterstützung. Wenn er denn beim VfB bleibt. „Das würde ich gerne“, sagt der Mann mit einem Vertrag bis 2021. Donis („Ich will erst einmal die Saison gut beenden und in der Liga bleiben“) weiß aber auch, dass im Fußball die Zukunft selten planbar ist. Und so hänge es auch davon ab, was der neue Trainer in der neuen Saison vorhat.

Und ob er ein kommunikativer Typ ist.