Doppelsalto mit Dreifachschraube: Biles beeindruckt Turnwelt

dpa Kansas City. Unmöglich? Nicht für den US-Star Simone Biles. Als erste Turnerin der Welt steht die sprunggewaltige 22-Jährige einen Doppelsalto mit Dreifachschraube am Boden. Sollte ihr der „Triple-Double“ bei der WM in Stuttgart gelingen, wird das Element nach ihr benannt.

Doppelsalto mit Dreifachschraube: Biles beeindruckt Turnwelt

Turnerin Simone Biles sorgte bei den US-Meisterschaften für Furore. Foto: Charlie Riedel/AP

Spektakulär und unfassbar, aber nicht unmöglich - die amerikanische Rekord-Weltmeisterin Simone Biles hat die Turn-Welt erneut aus den Angeln gehoben.

Der 22 Jahre alte US-Star sorgte bei den US-Meisterschaften in Kansas City für ein Novum und eine beeindruckende Flugshow. Als erste Frau der Welt stand sie am Boden einen gehockten Doppelsalto rückwärts mit einer Dreifachschraube und sorgte für ungläubiges Staunen und Bewunderung.

„Ich wollte sehen, wie das aussieht“, sagte Biles, die direkt nach der Landung ein zufriedenes Lächeln aufsetzte und den Rest ihrer extrem schwierigen Übung mit einer Leichtigkeit fortsetzte, als würde sie über die Turnfläche schweben. Noch am Freitag war das 1,42 Meter große Kraftpaket sauer auf sich selbst gewesen, weil sie sich bei der Landung mit beiden Händen auf dem Boden abstützen musste. Doch im Gerätefinale gelang ihr das Element mit zwei Umdrehungen um die Querachse und drei Drehungen um die Längsachse perfekt. Nicht nur Turn-Laien müssen sich die Flugeinlage im Internet in Zeitlupe anschauen, um die Anzahl der Drehungen mitzählen zu können.

Während den Zuschauern erst der Atem stockte, bevor sie in tosenden Beifall ausbrachen, blieb Biles nach ihrem Husarenstück gelassen. „Es ist nicht so gut wie manchmal im Training gelungen“, meinte sie selbstkritisch, nachdem ihr die Trainer zur Landung eine dünne Weichbodenmatte auf den Boden gelegt hatten, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. „Ich bin glücklich, dass ich auf den Füßen gelandet bin, weil mein Selbstbewusstsein ein bisschen gelitten hatte. Nach dem missglückten Versuch am Freitag sei sie „wirklich besorgt“ gewesen, ob es klappt. Es klappte, und wie!

Der Laie staunt, die Fachfrau wundert sich. Die deutsche Cheftrainerin Ulla Koch war fasziniert: „Das ist voll spektakulär, eigentlich fast unmöglich. Das Besondere an ihr sind die ungewöhnlichen physischen Fähigkeiten, ihre unglaubliche Sprungkraft und ihre enormes Bewegungsgefühl“, sagte die 64-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Biles besitze eine extrem schnelle Auffassungsgabe, die lange methodische Reihen zum Erlernen neuer Elemente überflüssig machten. „Bei ihr kommt alles zusammen, was man sich bei einer Turnerin wünscht.“

US-Coach Tom Forster schwärmte: „Das ist ein Riesending. Niemand hat das zuvor bei den Frauen je geschafft, und sie macht es auch noch besser als die meisten Männer.“ Selbst Biles' Konkurrentinnen sind voll des Lobes. „Sie macht Sachen, von denen ich nie gedacht hätte, dass Menschen sie machen könnten“, sagte die erst 16 Jahre alte Sunisa Lee, die im Mehrkampf Platz zwei hinter der Ausnahmeturnerin belegte. Und MyKayla Skinner entfuhr: „Sie ist ein verdammtes Biest.“

Erst wenn Biles dieses „Triple-Double“ genannte Element, das sie auf der ersten Bahn ihrer ohnehin schon extrem schwierigen Bodenübung zeigte, auch bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart vom 4. bis 13. Oktober turnt, wird es künftig im Regelwerk des Turn-Weltverbandes FIG auch ihren Namen erhalten. Und vermutlich als „Biles-Salto“ in die Annalen eingehen.

Biles gewann mit 29,40 Punkten (bei den US-Meisterschaften kommen zwei Übungen in die Wertung) nicht nur überlegen den Titel am Boden, sondern holte nach Clara Schroth (1945-1952) als zweite Turnerin den sechsten US-Titel im Mehrkampf. Mit 118,50 Zählern gewann sie nach zwei kompletten Vierkämpfen mit großem Abstand vor Lee (113,55) und Grace McCallum (111,85) die Goldmedaille. Zudem sicherte sich Biles auch die Siege am Schwebebalken und am Sprung.

Mit ihrer Vorstellung untermauerte Biles eindrucksvoll ihre WM-Favoritenstellung und die Ambitionen auf ihren fünften Mehrkampf-Titel in Stuttgart. Bislang holte die Ausnahmeathletin insgesamt schon 14 Mal WM-Gold (Mehrkampf, Team und Geräte).