Formel 1 setzt auf Europa: Baku, Singapur, Suzuka abgesagt

Von Von Martin Moravec und Jens Marx, dpa

dpa Singapur. Die Corona-Krise bringt die Formel-1-Expansion an ihre Grenzen. Nun müssen auch die Rennen in Aserbaidschan, Singapur und Japan gestrichen werden. Der Formel-1-Sportchef bringt dafür weitere Grand Prix in Europa ins Spiel. Was ist mit Hockenheim?

Formel 1 setzt auf Europa: Baku, Singapur, Suzuka abgesagt

In Singapur wird in diesem Jahr kein Formel-1-Rennen gestartet. Foto: Eric To/AP/dpa

Nach den Rennabsagen von Aserbaidschan, Singapur und Japan könnte die Formel 1 mit einer erweiterten Europa-Tournee gegen ihren Schrumpfkalender ankämpfen.

Der Hockenheimring würde in der Dauerfrage nach Ersatzausrichtern zeitnahe Entscheidungen begrüßen. „Es ist nicht neu, wenn ich sage, dass je später eine Entscheidung fällt, umso schwieriger wird es auch“, sagte Geschäftsführer Jorn Teske der Deutschen Presse-Agentur.

Die Königsklasse des Motorsports hatte wegen der Corona-Krise von ihrem einstigen Rekordplan von 22 Grand Prix die ersten zehn Saisonrennen absagen oder verschieben müssen. Die Veranstalter von Aserbaidschan, Singapur und Japan gaben nun am Freitag die Streichung ihrer Events bekannt. Der alte Kontinent gewinnt in den Planungen der früher fast schon zügellos expandierenden Serie an neuer Bedeutung.

„Es gibt die Möglichkeit - falls es nötig ist -, eine ausgedehnte Europa-Saison mit einem oder zwei weiteren Rennen zu haben“, hatte Formel-1-Sportchef Ross Brawn bereits vor der Bekanntgabe der nächsten Grand-Prix-Ausfälle gesagt.

Neben dem Ferrari-eigenen Kurs Mugello, Imola und Portimao gehört auch Hockenheim weiter zu den Ersatzkandidaten. „Es gibt eine Reihe guter europäischer Strecken, wo wir ein weiteres oder zwei weitere Rennen dranhängen könnten, um eine vollständige Saison zu haben“, sagte Brawn. Mindestens 15 Grand Prix hätten die Formel-1-Bosse gerne, um die vollen TV-Gelder einzustreichen.

„Es ist bekannt, dass wir schnell, gewissenhaft und mit hoher Qualität einen Grand Prix ausrichten können“, wies Streckenchef Teske auf die Vorzüge des Traditionskurses in Nordbaden hin. Betreiber wie in Hockenheim sind aber nicht nur angesichts der Corona-Krise darauf angewiesen, ihre Kurse abseits der Formel 1 vor allem mit anderen Events zu belegen und damit auch wirtschaftliche Planungssicherheit zu bekommen. Auch die Geduld der Betreiber hat Grenzen.

Im Formel-1-Notkalender mit vorläufig acht Grand Prix sind die ersten Saisonrennen ausschließlich in Europa geplant. Der Auftakt soll am 5. Juli vor leeren Rängen im österreichischen Spielberg erfolgen, die Europa-Tour endet dann erstmal am 6. September in Monza.

Der Grand Prix von Aserbaidschan in Baku war ursprünglich für den 7. Juni geplant gewesen, wegen der Corona-Krise aber schon einmal verschoben worden. In Singapur hätte am 20. September gefahren werden sollen. In beiden Metropolen wird sonst auf Stadtkursen gekreiselt - zu Corona-Zeiten eher undenkbar. Der Grand Prix von Japan in Suzuka war auf den 11. Oktober angesetzt gewesen, hier dürften vor allem die Reisebeschränkungen Hintergrund der Absage sein.

„Wir haben eine Menge verschiedener Optionen und sind sehr zuversichtlich, eine tolle zweite Saisonhälfte zu haben“, hatte Brawn verkündet. Sofern die Corona-Krise nicht noch für weitere schwere Beeinträchtigen sorgt, soll die Formel 1 angeblich mit einem Doppelpack in Bahrain und schließlich dem Finale in Abu Dhabi am 13. Dezember enden. „Wir haben Optionen“, hatte Formel-1-Boss Chase Carey mit Blick auf möglicherweise weitere wegbrechenden Rennen gesagt. „Die Sicherheit steht aber an erster Stelle.“